| # taz.de -- Rechtsextremismus in Berlin: „Tempo zulegen“ | |
| > Der Untersuchungsausschuss zur Neuköllner Anschlagsserie nimmt seine | |
| > Arbeit wieder auf. Der neue Vorsitzende Vasili Franco (Grüne) zu den | |
| > Vorhaben. | |
| Bild: Vasili Franco (Grüne) im Berliner Abgeordnetenhaus | |
| taz: Herr Franco, Sie haben den Vorsitz im [1][Untersuchungsausschuss] | |
| übernommen, der sich mit einem möglichen Behördenversagen bei der | |
| Aufklärung der rechtsextremistischen Anschlagsserie in Neukölln | |
| beschäftigt. Am 2. Juni ist die erste Sitzung. Haben Sie einen Vorsatz? | |
| Vasili Franco: Mein Ziel als Vorsitzender ist, dem Untersuchungsauftrag so | |
| gut wie möglich gerecht zu werden. | |
| Der Ausschuss wurde von Rot-Grün-Rot eingesetzt. Jetzt hat Berlin eine | |
| schwarz-rote Regierung. Könnte das die Arbeit in dem Gremium blockieren? | |
| Ich gehe nicht davon aus. Wir haben einen klaren Auftrag durch den | |
| Einsetzungsbeschluss, dem müssen wir nachkommen. | |
| Sie meinen den Einsetzungsbeschluss nach der Wiederholungswahl. | |
| Alle demokratischen Fraktionen haben ihn mitgetragen, dieses Mal auch die | |
| CDU. Das zeigt, dass es ein großes Aufklärungsinteresse gibt. Zwar ist der | |
| Untersuchungsausschuss in erster Linie ein Instrument der Opposition mit | |
| Minderheitenrechten, ich erhoffe mir aber ein aktives Mitwirken aller | |
| Fraktionen. | |
| Bis zur Wiederholungswahl hatte der Untersuchungsausschuss nur wenige | |
| Monate gearbeitet. Zum Zeitpunkt des Breaks waren alle von der | |
| Anschlagsserie Betroffenen gehört worden, [2][sowie die Initiativen.] Jetzt | |
| sind die Behördenvertreter dran. Auf welche Zeugen sind Sie besonders | |
| gespannt? | |
| Es war richtig, zuerst mit den Betroffenen als Zeugen anzufangen. | |
| Schließlich war der Untersuchungsausschuss ein Ergebnis ihrer jahrelangen | |
| Forderungen. Zudem hatten wir bisher das Problem, dass nur ein kleiner Teil | |
| der Akten aus den Behörden vorlag. | |
| Was heißt das genau? | |
| Wir hatten circa 5.000 Seiten von der Innenverwaltung und rund 20.000 | |
| Seiten von der Justizverwaltung sowie Gerichten. [3][Das ist ganz klar nur | |
| ein Bruchteil der Akten]. Eine große Menge fehlt noch, insbesondere zu den | |
| Straftaten, die Fälle werden [4][ja zum Teil noch in Berufungsverfahren] | |
| verhandelt. Da wir es hier zweifellos mit einer Serie zu tun haben, | |
| brauchen wir jedoch den vollständigen Überblick, um eine Bewertung | |
| vornehmen zu können. | |
| Was sind jetzt die entscheidenden Knackpunkte? | |
| Das Wichtigste ist, dass wir während der Sommerpause deutlich mehr Zugriff | |
| auf Akten bekommen, um gut vorbereitet in die Befragung der | |
| Sicherheitsbehörden starten zu können. | |
| Heißt das, vor der Sommerpause passiert nichts mehr? | |
| Wir haben vorher noch zwei Sitzungen. Der 2. Juni ist nur eine | |
| Beratungssitzung. Da werden wir alles, was bisher im Untersuchungsausschuss | |
| geschehen ist, wieder dem Verfahren zuführen, um nahtlos an den Stand vor | |
| der Wiederholungswahl anknüpfen zu können. Am 23. Juni werden wir mit den | |
| ZeugInnenbefragungen fortfahren. Ich hoffe, dass uns dann in der | |
| Sommerpause der Großteil der fehlenden Akten zugeleitet wird, damit wir uns | |
| im September vertieft mit den Komplexen beschäftigen und die VertreterInnen | |
| der Sicherheitsbehörden vor den Ausschuss laden können. | |
| Das klingt so, als würden Sie Ihre Ferien mit Aktenstudium verbringen. | |
| Ich werde vor allem intensiv mit den Behörden Gespräche führen, um zu | |
| klären, dass die Akten schnell geliefert werden. Es liegt viel Arbeit und | |
| wenig Schlaf vor uns. In der zweiten Jahreshälfte wird es acht Sitzungen | |
| des Untersuchungsausschusses geben. Wir müssen an Tempo zulegen, auch den | |
| Betroffenen sind wir das schuldig. | |
| 2 Jun 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Plutonia Plarre | |
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