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# taz.de -- Brandenburger Wald im Wandel: Förster als Bestatter
> Wenn die Holzernte nicht mehr reicht: Die Stiftung Stift Neuzelle baut in
> Ostbrandenburg ihre Wälder um – und gleichzeitig ihr Geschäftsmodell.
Bild: Robert Hörnig (rechts) und Boris Schnittker (zweiter von rechts) auf der…
Schernsdorf taz | Säen oder Pflanzen ist beim Waldumbau nur die zweitbeste
Lösung. Dann, wenn es etwa beim Schutz vor Waldbränden schnell gehen muss.
Weitaus resistenter als die gepflanzten oder gesäten Laubbäume sind die,
die durch die sogenannte Naturverjüngung entstehen, sich also selbst
aussamen.
Dafür müssen aber die Bedingungen geschaffen werden, betont [1][Robert
Hörnig, Revierleiter im Neuzeller Stiftswald], auf der Exkursion seiner
Stiftung und der grünen Abgeordneten [2][Isabell Hiekel]. So werde etwa ein
Kiefernwald mit einer „Vollbestockung“ von auf 70 bis 80 Prozent des
Ursprungsbestandes aufgelockert. „Damit können wir für die guten Exemplare
Platz machen und bringen gleichzeitig Licht in die Bestände“, sagt Hörnig.
Damit auf den lichten Flächen Eichen oder Buchen wachsen und ein Mischwald
entsteht, braucht es allerdings Samenbäume in der Umgebung. Wichtig sei
auch, dass der Boden nicht verdichtet werde. „Bei uns fahren die Maschinen
nur auf den Rückegassen rein und raus“, betont Hörnig. „Der Rest des Bode…
wird geschont.“
Hörnig ist einer von 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung
Forstbetrieb der Stiftung Stift Neuzelle. Die ist nicht nur für das
„Barockwunder Brandenburgs“, [3][das ehemalige Kloster Neuzelle],
zuständig, sondern bewirtschaftet auch 9.100 Hektar Wald.
Nahe des Forsthauses Siehdichum im Schlaubetal wurde 2020 ein
[4][Ruheforst] eingerichtet. Ein ehemaliger Wald als Wald für die Ewigkeit?
Anfangs gab es Zweifel, räumt Forstbetriebsleiter Boris Schnittker ein.
„Nun werden wir von der Nachfrage überrannt.“ Nachdem die drei Hektar
Bestattungswald verkehrssicher gemacht wurden, wird er nun 100 Jahre aus
der Bewirtschaftung genommen.
„Da spielt natürlich auch der Umsatz eine Rolle“, sagt Schnittker.
Normalerweise würden Forstbetriebe 85 Prozent ihres Umsatzes durch den
Holzverkauf erzielen. In seinem Betrieb sind es nur noch 60 Prozent.
Diversifizierung heißt das Stichwort, und dazu gehören auch erneuerbare
Energien. „Für die Landwirtschaftsflächen gibt es viele Nachfragen wegen
Solaranlagen“, sagt der Geschäftsführer der Stiftung, Norbert Kannowsky.
„Da braucht es mehr übergeordnete Steuerung, sonst gerät das aus den
Fugen.“
Ein weiteres Thema für die Stiftung ist die Jagd. Je weniger Wild, desto
besser kommt der junge Wald hoch. Noch sind 52 Flächen eingezäunt, um den
Jungwald vor Verbiss zu schützen. Neue Gatter aber gibt es nicht mehr, sagt
Boris Schnittker. „Wir wollen keine Lebensräume zerschneiden.“
Hilft der Wolf, die Bestände an Rotwild und Rehwild zu dezimieren? Nicht
immer, lacht Schnittker. Es sei auch schon vorgekommen, dass bei
Drückjagden Hunde den Wolf gewittert haben und die Jagd aus Sorge um die
Hunde abgebrochen wurde. „Dann haben wir trotz des Wolfs nicht weniger,
sondern mehr Wild.“
2 Jun 2023
## LINKS
[1] https://stift-neuzelle.de/wir-uber-uns/portrait-der-stiftung/ansprechpartner
[2] https://isabell-hiekel.de/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Neuzelle
[4] https://stift-neuzelle.de/forstbetrieb/ruheforst-schlaubetal
## AUTOREN
Uwe Rada
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