| # taz.de -- Tarifstreit zwischen Bahn und EVG: Der Bahnstreik kommt | |
| > Nächtliche Verhandlungen scheiterten, ein "Ultimatum" lief aus. Nun teilt | |
| > die Gewerkschaft mit, dass sie beim angekündigten 50-Stunden-Streik | |
| > bleibt. | |
| Bild: Die Zeichen stehen auf Streik | |
| Berlin dpa | Doch keine Last-Minute-Einigung: Die Eisenbahn- und | |
| Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat angekündigt, beim angekündigten | |
| 50-Stunden-Streik ab Sonntagabend zu bleiben. „Wir waren zu Kompromissen | |
| bereit, um den angekündigten Warnstreik auszusetzen und in die | |
| Verhandlungen einzutreten. Die DB AG setzt stattdessen lieber auf Spaltung | |
| und nimmt dafür die Fahrgäste in Geiselhaft“, teilte die EVG zu ihrer | |
| Entscheidung mit. | |
| Die Bahn hielt dagegen, dass sie „bis zur letzten Minute alles versucht“ | |
| habe, den [1][angekündigten Warnstreik] noch abzuwenden. „Wir sind nochmal | |
| auf die EVG zugegangen und haben bekräftigt, dass es am Thema Mindestlohn | |
| nicht scheitern wird. Wir wollen eine Lösung“, sagte DB-Personalvorstand | |
| Martin Seiler. | |
| EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch hatte in der Nacht zu Freitag von | |
| „Scheinangeboten“ gesprochen. Die Gewerkschaft habe der Bahn ein Ultimatum | |
| gesetzt, im Laufe des Freitags auf sie zuzukommen „und sich zu besinnen“, | |
| wie Loroch der Deutschen Presse-Agentur sagte. Dieses Ultimatum verstrich | |
| offenbar ohne eine Einigung. | |
| Die EVG hatte die Beschäftigten am Donnerstag zum dritten Warnstreik in der | |
| laufenden Tarifrunde aufgerufen. Der Ausstand soll von Sonntagabend, 22.00 | |
| Uhr, bis Dienstagabend, 24.00 Uhr, dauern. Die Bahn entschied, in dieser | |
| Zeit den Fernverkehr komplett einzustellen. Auch bei DB Regio wird demnach | |
| kaum ein Zug fahren. | |
| Zum Warnstreik sind auch die sogenannten Fahrdienstleiter aufgerufen, die | |
| den täglichen Bahnverkehr auf dem gesamten deutschen Schienennetz | |
| koordinieren. Deshalb sind Bahn-Unternehmen betroffen, die am Tarifkonflikt | |
| gar nicht beteiligt sind. Auch der Güterverkehr dürfte weitgehend zum | |
| Erliegen kommen. | |
| Aus Sicht der Deutschen Bahn (DB) gab es nach dem neuen Angebot keinen | |
| Grund mehr für den Warnstreik. „In intensiven Gesprächen bis zum späten | |
| Donnerstagabend“ habe man der EVG zugesagt, ihrer vor Monaten erhobene | |
| Forderung [2][nach einer Abbildung des gesetzlichen Mindestlohns] | |
| nachzukommen, hatte der Konzern gegen Mitternacht mitgeteilt. Etwa 2.000 | |
| Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen den Mindestlohn bislang nur über | |
| Zulagen. Insgesamt verhandelt die EVG für 180.000 Beschäftigte bei der DB | |
| und weitere 50.000 bei weiteren Bahn-Unternehmen. | |
| „Wir haben die Forderung zum Mindestlohn erfüllt, jetzt steht die EVG im | |
| Wort“, hob DB-Personalvorstand Martin Seiler nach den Verhandlungen hervor. | |
| „Die EVG muss nun ihre Zusage einhalten und den 50-stündigen Warnstreik | |
| absagen.“ EVG-Verhandlungsführer Loroch bewertete das Angebot so: „Der | |
| Arbeitgeber hat am Ende nach langwierigen Gesprächen eine Lösungsoption auf | |
| den Tisch gelegt, die für uns diskussionswürdig war“, sagte er. „Nachdem | |
| wir angefangen haben, diese zu diskutieren, hat er dann einen Rückzieher | |
| gemacht.“ | |
| ## Auch Güterverkehr betroffen | |
| Die Güter-Konkurrenten forderten die Deutsche Bahn auf, einen Notbetrieb zu | |
| organisieren. „Die nicht im Tarifkonflikt stehenden Unternehmen dürfen | |
| weder vorsätzlich noch fahrlässig indirekt geschädigt werden“, heißt es in | |
| einem Schreiben des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen an die | |
| Bahn-Infrastruktursparte DB Netz. | |
| Grundsätzlich sei angesichts eines zweitägigen Warnstreiks auf der Schiene | |
| aber nicht zu erwarten, dass die deutsche Wirtschaft in die Knie gezwungen | |
| werde, heißt es vom Güterbahn-Verband. Zwar gebe es Industriezweige, die | |
| zeitkritisch kalkulierten, wie die Auto- oder die Mineralölindustrie. Doch | |
| auch dort dauere der Warnstreik für ernsthafte Auswirkungen nicht lang | |
| genug. | |
| Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus | |
| Weselsky, hält es für unnötig, dass die Bahn den Fernverkehr für 50 Stunden | |
| einstellt. „Die EVG ist bei der Netztochter DB Netz nicht so stark | |
| organisiert, dass die Deutsche Bahn gezwungen wäre, den Schienenverkehr | |
| einzustellen“, sagte Weselsky dem Nachrichtenportal „The Pioneer“ | |
| (Freitag). | |
| Die kleinere GDL rivalisiert im Bahn-Konzern mit der EVG um Mitglieder und | |
| Einfluss. Weselsky sagte: „Ich bin mir sicher, dass es keinen Abschluss | |
| geben wird, bevor wir unsere Forderungen aufgestellt haben.“ Die GDL | |
| verhandelt neue Tarifverträge für die bei ihr organisierten Lokomotivführer | |
| und das Zugpersonal ab Spätsommer. Am 5. Juni will die GDL ihre Forderungen | |
| offiziell verkünden. | |
| 12 May 2023 | |
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