# taz.de -- Studie zur Nutzung von Rohstoffen: Windelabfälle für den Hausbau | |
> Wissenschaftler:innen haben untersucht, wie sich gebrauchte Windeln als | |
> Beimischung für Beton recyceln lassen. Eine Idee mit Potenzial. | |
Bild: In dem Beton dieses Rohbaus findet sich tatsächlich eine Windelbeimischu… | |
Was ist wirklich klimaschädlich? [1][Beton, eingesetzt zum Beispiel zum | |
Bauen von Gebäuden]: Verschiedene Berechnungen beziffern den CO2-Ausstoß in | |
dem Bereich auf um die 10 Prozent der weltweit verursachten Emissionen. Und | |
was ist noch wirklich klimaschädlich? Einwegwindeln. Das Kind, | |
durchschnittlich 2,5 bis 3 Jahre in Wegwerfmaterial gewickelt, und – zack! | |
– sind laut einer britischen Studie von 2008 rund 550 Kilogramm | |
CO2-Äquivalente entstanden. Und das noch ganz ohne Fliegen, Autofahren oder | |
Netflix-Bingen. | |
Was wäre also, wenn man eines dieser beiden klimaschädlichen Dinge durch | |
das andere ersetzen und damit Emissionen sparen würde? Nein, keine | |
Betonwindeln, das würde es aus einem Haufen (Verzeihung) von Gründen | |
vermutlich nicht besser machen. Sondern: Häuser aus gebrauchten Windeln. | |
Bevor sich nun jemand die Nase zuhält: Für die im Fachmagazin | |
[2][Scientific Reports erschienene Studie] legten die Forscher:innen | |
zwar gebrauchte Einwegwindeln zugrunde, die aber im Aggregatzustand | |
gewaschen, desinfiziert und geschreddert. Das Ergebnis: Bei einem | |
einstöckigen Haus könnten die Windeln in den tragenden Teilen bis zu 27 | |
Prozent des Sands im Beton und bis zu 40 Prozent des Sands im Mörtel | |
ersetzen. Weil die Autor:innen der Studie sich auf die Baustandards in | |
Indonesien beziehen, könnte der Anteil in anderen Ländern entsprechend | |
höher oder niedriger ausfallen. Diese Werte angenommen könnten jedoch für | |
ein 36 Quadratmeter großes Haus mit einem Baumaterialbedarf von knapp 23 | |
Kubikmetern rund 1,7 Kubikmeter Windelabfall eingesetzt werden. | |
Die Autor:innen rechneten für die Studie nicht nur, sondern | |
experimentierten auch. Sie stellten Betonmischungen mit verschiedenen | |
Windel- statt Sandanteilen her. Die Mischungen ließen sie aushärten und | |
prüften nach 28 Tagen deren Druckfestigkeit, um herauszufinden, welcher | |
Windelanteil akzeptabel war, um die für den Hausbau erforderliche | |
Festigkeit zu erreichen. So habe 1 Prozent Windelzugabe im Beton die | |
Aushärtung verbessert und das „robustete und dauerhafteste“ Material | |
ergeben. Bis zu 5 Prozent Beimischung hätten beim 28-Tage-Check die höchste | |
Festigkeit ergeben. | |
Mit Blick auf Indonesien ging es den Autor:innen der Studie vor allem | |
darum, einen Weg aufzuzeigen, wie sich die knappen Baumaterialien | |
angesichts des steigenden Bedarfs nach Wohnraum effizient einsetzen und | |
zusätzlich Abfälle sinnvoll verwerten lassen. Doch für Einsatzzwecke, in | |
denen es für einen Bau unbedingt Beton braucht, hat das Konzept darüber | |
hinaus Potenzial. | |
Bleibt jetzt noch die Herausforderung: checken, ob die lokalen | |
Bauvorschriften eine Beimischung erlauben. Und dann ein Unternehmen finden, | |
das Beton mit Windelanteil produziert. | |
23 May 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Star-Oekoarchitektin-Yasmeen-Lari/!5926049 | |
[2] https://www.nature.com/articles/s41598-023-32981-y | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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