| # taz.de -- Kongress linker Rebellen: In alten Mustern verheddert | |
| > Die Linke bleibt gespalten. Es gelingt ihr nicht, sich nach vorn zu | |
| > orientieren. Die Partei verharrt in Wartehaltung auf Wagenknechts | |
| > Entscheidung. | |
| Bild: Nicht erst seit gestern sinniert er über die Zukunft seiner Partei: Greg… | |
| Dieser Riss ist nicht zu kitten – das war das Gefühl, das vom „Was | |
| tun?!“-[1][Kongress der Linken] ausging. Auch wenn man vordergründig die | |
| Spaltung der Partei noch einmal aufgeschoben hat. Es ist schwer | |
| vorstellbar, dass sich dieses Ausmaß an Verletztheit, an Beleidigt-Sein, | |
| auch an Verachtung für das andere Lager wieder aussöhnen lässt. Es | |
| dominierte der gekränkte Blick zurück, Sätze, die von „wir müssen wieder�… | |
| und „zurück zu“ eingeleitet werden. | |
| Die wenigen Stimmen, die versuchten, den Blick nach vorne zu richten, | |
| drangen kaum durch. Das ist schade, weil die Debatte um Krieg und Frieden | |
| ja tatsächlich ein paar mehr Differenzierungen vertragen könnte. Und kaum | |
| jemand sonst den Blick auf die Welt jenseits der alten Blöcke, den globalen | |
| Süden, richtet. Aber bisher gelingt es diesem Teil der Linken nicht, eine | |
| originelle Perspektive, eine eigenständige Analyse zu entwickeln. Sie | |
| verheddert sich in alten Mustern und alten Kämpfen. | |
| Am Ende steht sie nun immer noch vor der Wahl, sich weiter in internen | |
| Machtkämpfen aufzureiben oder zur eigenen Sekte zu entwickeln. Das | |
| entscheidet dann [2][„die Sahra“]. Irgendwann im Herbst. Dass von diesen | |
| ihren in Hannover versammelten Getreuen eine wahnsinnig große Strahlkraft | |
| oder gar Aufbruchstimmung ausgeht, werden auch Wohlmeinende kaum behaupten. | |
| Möglicherweise hatte Wagenknecht also gute Gründe, lieber nicht persönlich | |
| aufzutauchen. | |
| Ihr Wählerpotenzial soll ohnehin ganz woanders liegen – auch darüber wird | |
| am Rande des Kongresses eifrig spekuliert: Auf bis zu 19 Prozent könnte | |
| eine Wagenknecht-Partei kommen, behauptete eine Umfrage im Auftrag des | |
| Fokus Anfang März. Darunter vor [3][allem Nichtwähler und bisher | |
| AfD-Wähler]. Ob die Enttäuschten aller Länder und Parteien langfristig eine | |
| stabile Basis bilden, steht auf einem anderen Blatt. | |
| Für die Parteiführung geht das große Warten also weiter. Man hat kaum eine | |
| Chance dem zu begegnen, Appelle wie der von Dietmar Bartsch und Gregor | |
| Gysi, sich als linke Partei nicht weiter selbst zu zerlegen, verhallen ganz | |
| offensichtlich ungehört. Der Parteiausschluss einer so prominenten Figur | |
| wie Wagenknecht wäre nicht nur hochriskant, das Verfahren würde auch zu | |
| lange dauern. Man kann also kaum anders als abwarten, tut sie es oder tut | |
| sie es nicht? | |
| Das ist bitter, weil es auch die Arbeit derjenigen zu beschädigen droht, | |
| die sich in den Ländern den Mühen der Ebene gewidmet haben, die versuchen | |
| zu beweisen, dass die Linke tatsächlich einen Unterschied macht, wenn es um | |
| konkrete Politik geht und nicht bloß um wolkige Grundsatzdebatten. | |
| 7 May 2023 | |
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| Nadine Conti | |
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