| # taz.de -- Bauruine am Berliner Alexanderplatz: Wer andern eine Grube gräbt | |
| > Vertragsstrafe, Zwangsvollstreckung, Rückabwicklung: Am Alexanderplatz | |
| > wird es ungemütlich für den Moskauer Investor Monarch. | |
| Bild: Die mit einer Plane abgedeckte Monarch-Baustelle am Alexa | |
| Berlin taz | Noch vor einem Jahr hatte der Investor den Senat | |
| beschwichtigen können. „Wenn sich Bauzeitverzögerungen ergeben, für die der | |
| Auftraggeber nichts kann, gucken wir sehr gelassen zu“, sagte Berlins | |
| Senatsbaudirektorin [1][Petra Kahlfeldt bei einer Baustellenbesichtigung] | |
| am Alexanderplatz. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hatten die | |
| Bauarbeiten für das 150 Meter hohe Wohnhochhaus des Moskauer Investors | |
| Monarch neben dem Einkaufszentrum Alexa wochenlang geruht. Doch die | |
| Bauleiterin versprach im Sommer 2022, dass es von nun an „in einem Zug | |
| weitergehen“ solle. | |
| Inzwischen ist die Baustelle eingemottet. Seit Dezember vergangenen Jahres | |
| wurde am „Alexander Berlin Capital Tower“ von Monarch nicht | |
| weitergearbeitet. Auch auf der [2][Website der Monarch-Group] ist der | |
| ABC-Tower mit seinen 35 Stockwerken nicht mehr aufgelistet. | |
| Die Grünen befürchten deshalb, dass am Alex eine „Pleitebaustelle“ und ei… | |
| „Bauruine“ entstehen könnte. „Berlin darf diesen Stillstand nicht | |
| billigen“, betont der stadtentwicklungspolitische Sprecher der | |
| Grünen-Fraktion, Julian Schwarze, der taz. „Es geht nun darum, die | |
| richtigen Schritte einzuleiten.“ Für Schwarze heißt das, Berlin solle den | |
| Kaufvertrag mit dem Investor rückabwickeln. | |
| Bereits im April war dem damaligen Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) der | |
| Geduldsfaden gerissen. „Das Land Berlin möchte dort keine Bau- und | |
| Investitionsruine“, hatte [3][Wesener dem RBB] gesagt. „Um das zu | |
| gewährleisten, haben wir jetzt auch eine Vertragsstrafe ausgesprochen.“ 5 | |
| Millionen Euro muss Monarch zahlen, weil der Investor gegen das im | |
| Kaufvertrag mit dem Land Berlin verankerte Baugebot verstoßen habe. Falls | |
| das Geld nicht fließt, kündigte Wesener eine Zwangsvollstreckung gegenüber | |
| dem Investor an. | |
| ## Beteiligte halten sich bedeckt | |
| Zum Stand des Verfahrens halten sich die Beteiligten bedeckt. Ein Sprecher | |
| des neuen Finanzsenators Stefan Evers (CDU) verweist auf die Berliner | |
| Immobilien Management GmbH BIM. Die wiederum lässt mitteilen, „dass wir zum | |
| jetzigen Zeitpunkt dazu keine Aussage machen“. Nach Informationen der taz | |
| ist das Vollstreckungsverfahren allerdings eingeleitet worden. | |
| Zu den Gründen für den Baustopp äußerte sich gegenüber dem RBB der Anwalt | |
| des Investors, Detlev Stoeker. „Wir sind der Auffassung, dass die | |
| Verzögerungen im Bauablauf, die die Vertragsstrafe triggern, nicht von uns | |
| verschuldet sind, sondern auf der geopolitischen Lage beruhen.“ Weil wegen | |
| der EU-Sanktionen der Investor sein Geld nicht nach Deutschland | |
| transferieren könne, suche man nun einen Co-Investor, so Stoeker. | |
| So lange will Julian Schwarze nicht warten. „Das Land Berlin sollte nicht | |
| vor einem Rückkauf des Grundstückes zurückschrecken“, sagt der | |
| Grünen-Politiker der taz. Dafür müsse man sich eigene Partner suchen, etwa | |
| landeseigene Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften. Die sollten | |
| dann aber nicht die bisherigen Hochhauspläne – nun mit dem Land Berlin als | |
| Bauherr – weiterverfolgen, sondern eigene Lösungen finden. „Ein | |
| Wohnhochhaus wäre für die landeseigenen Unternehmen viel zu teuer“, so | |
| Schwarze. | |
| Bis ein neues Vorhaben Gestalt annimmt, könne die eingemottete Baustelle | |
| zwischengenutzt werden, schlägt Schwarze außerdem vor. Welche Nutzungen das | |
| im Einzelnen sein sollen, will er nicht sagen. „Aber in Berlin gibt es | |
| viele Leute mit guten Ideen.“ | |
| Auch Berlins Finanzsenator Evers ist einem Rückkauf gegenüber offenbar | |
| nicht abgeneigt. Man prüfe nach wie vor, den Grundstücksverkauf | |
| rückabzuwickeln, so ein Sprecher. | |
| Ganz anders sieht das die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. „Die | |
| Priorität liegt auf der Fertigstellung des Hochhausbauvorhabens“, teilt der | |
| Sprecher von SPD-Bausenator Christian Gaebler, Martin Pallgen, mit. | |
| „Insoweit unterstützen wir prinzipiell alle Maßnahmen, die diesem Ziel | |
| dienlich sind.“ | |
| Bereits vor einem Jahr hatte sich die Senatsbaudirektorin ähnlich geäußert. | |
| „Verzögerungen in einem verträglichen Rahmen“ könne man akzeptieren, sag… | |
| Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt bei ihrer Baustellenbesichtigung am | |
| Alexanderplatz. Sie sprach in diesem Zusammenhang von Verzögerungen von | |
| einem bis anderthalb Jahren. | |
| 19 May 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.ardmediathek.de/video/die-rbb-reporter/baustelle-alexanderplatz… | |
| [2] https://mon-arch.ru/projects | |
| [3] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/04/hochhaus-alexanderplatz-monarc… | |
| ## AUTOREN | |
| Uwe Rada | |
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