# taz.de -- Sexualisierte Gewalt in Kulturbranche: Aktionsplan steht | |
> Theater und Film gelten als besonders anfällig für Machtmissbrauch – auch | |
> wegen befristeter Arbeitsverträge. Das soll sich ändern. | |
Bild: Eva Hubert, Ferda Ataman, Claudia Roth und Olaf Zimmermann (v.l.n.r.) am … | |
Berlin epd | [1][Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne)] will | |
konsequenter gegen sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt in Kultur | |
und Medien vorgehen. Dazu soll unter Federführung des Deutschen Kulturrates | |
mit Branchenvertreter*innen bis zum Frühsommer ein Verhaltenskodex | |
als freiwillige Selbstverpflichtung erarbeitet werden, wie Roth am Dienstag | |
in Berlin ankündigte. | |
Sollte dieser sogenannte Code of Conduct dann innerhalb von zwei bis drei | |
Jahren von den Unternehmen und Verbänden nicht umgesetzt werden, sollten | |
Arbeitsschutzregeln verbindlich in staatliche Förderverträge etwa für | |
Filmproduktionen geschrieben werden, erklärte Roth weiter. Der geplante | |
Verhaltenskodex solle vor allem einen Diskussionsprozess zum Thema | |
Machtmissbrauch und Sexismus anregen. Er ist Teil eines „Aktionsplans zur | |
Förderung eines Kulturwandels“, den Roth am Dienstag vorstellte. | |
Dazu gehört auch ein Ausbau der Präventionsangebote der [2][vor fünf Jahren | |
gegründeten Beratungsstelle „Themis“ gegen sexuelle Belästigung und | |
sexualisierte Gewalt in der deutschen Kultur- und Medienbranche]. Die vor | |
allem von den Branchenverbänden getragene Beratungsstelle hat nach eigenen | |
Angaben bislang mehr als 2.000 Beratungsgespräche, darunter 845 | |
Erstgespräche mit Betroffenen geführt. | |
Weiter sieht der Aktionsplan vor, dass „Themis“ online verfügbare | |
Instrumente zur Organisationsentwicklung auch kleineren Unternehmen zur | |
Verfügung stellt. Ziel sei es, „niedrigschwellig einen Wandlungsprozess | |
zugunsten diskriminierungsfreier Arbeitsstrukturen“ anzustoßen. | |
## Schutz für freie Mitarbeiter*innen | |
Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, kündigte an, | |
dass mit der geplanten Reform des Antidiskriminierungsgesetzes auch der | |
Schutz von Freischaffenden geregelt werden soll. Sie plädierte zudem für | |
Antidiskriminierungsklauseln in Honorarverträgen. Der gesetzliche | |
Antidiskriminierungsschutz gelte bislang nur für angestellte | |
Mitarbeiter*innen. | |
Die von „Themis“ erfassten Belästigungsformen gehen von verbalen, | |
unangebrachten Äußerungen mit sexuellem Inhalt bis hin zu schweren | |
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Laut Ataman belegen | |
Umfragen der Antidiskriminierungsstelle, dass 46 Prozent der | |
Mitarbeiter*innen in den Kultur- und Medienbranchen in den vergangenen | |
drei Jahren von sexueller Belästigung betroffen waren. | |
Bei einem Anruf bei „Themis“ melden sich den Angaben zufolge eine Juristin | |
oder eine Psychologin mit Branchenkenntnissen. Auf Wunsch kann auch mit | |
einer männlichen Person gesprochen werden. Sexuelle Belästigung liegt laut | |
„Themis“ immer dann vor, wenn das Verhalten einer oder mehrerer Personen | |
unerwünscht, übergriffig und einseitig ist. „Themis“ ist benannt nach der | |
griechischen Göttin der Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen | |
Zusammenhalts. | |
Mit Blick auf in den Medien erhobene Vorwürfe gegen den Filmschauspieler | |
und –regisseur Til Schweiger bei der Produktion des Films „Manta Manta – | |
Zwoter Teil“ forderte Roth von der Produktionsfirma Constantin Film | |
Aufklärung. Es gehe um eine staatliche Förderung von rund 2,1 Millionen | |
Euro, sagte sie. | |
2 May 2023 | |
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