# taz.de -- Kritik am Weltdachverband der Journalisten: Intransparent und undem… | |
> Der Deutsche Journalistenverband (DJV) steigt aus dem Weltdachverband der | |
> Journalisten aus. Letzterem wird Korruption vorgeworfen. | |
Bild: Nicht unabhängig: Russlands Journalisten-Union, hier am Hauptquartier in… | |
Berlin taz | Der [1][Deutsche Journalisten Verband] hat seine | |
Mitgliedschaft in der Internationalen Journalisten-Föderation gekündigt. | |
Das gab der DJV in einer Pressemitteilung von Montag bekannt. Die | |
wichtigsten Gründe für den Schritt seien „Intransparenz“ und | |
„undemokratisches Verhalten“, heißt es darin. Damit wird der DJV in sechs | |
Monaten aus dem journalistischen Weltdachverband aussteigen, in dem | |
Organisationen aus fast allen Ländern der Welt dabei sind. | |
Nur fast alle Länder der Welt. Der DJV ist nicht das erste Mitglied, das | |
dem IFJ den Rücken kehrt. Bereits im Januar beschlossen die | |
Journalistenverbände Finnlands, Norwegens, Dänemarks und Islands, ihre | |
Mitgliedschaft im IFJ aufzugeben. Die nordischen Verbände warfen dem IFJ | |
„korrupte Aktivitäten“, undemokratische Praktiken und unethisches | |
Finanzgebaren vor. | |
Konkret wehrten sie sich dagegen, dass russische Journalisten weiterhin | |
Mitglied im IFJ sein konnten, obwohl deren Verbände nicht unabhängig seien | |
und [2][in von Russland besetzen Gebieten] in der Ukraine eigenen | |
Journalistenverbände aufgebaut hätten. | |
Bei einem Kongress [3][in Oman] soll es zu finanziellen Unstimmigkeiten | |
gekommen sein. Der Kongress wurde großteils von der Regierung Omans und | |
örtlichen Unternehmen finanziert, obwohl die Presse im Land am Persischen | |
Golf als unfrei gilt. | |
Die Gründe für den Austritt des DJV sind ähnlich gelagert, sagt Hendrik | |
Zörner, Pressereferent des DJV, der taz. „Wir kritisieren seit vielen | |
Jahren den Mangel an Transparenz, daran hat sich nichts geändert.“ | |
Es gebe keine nachvollziehbaren Informationen über die Verwendung von | |
Mitteln, die der Dachverband von seinen Mitgliedsverbänden überwiesen | |
bekomme. Das sei eigentlich eine normale Rechenschaft, die der DJV den | |
eigenen Mitgliedern schulde und in Form eines Finanzberichts jährlich den | |
Delegierten des DJV-Verbandstags auch vorlege. | |
## Internationale Zusammenarbeit weiterhin wichtig | |
Die Russische Journalistenunion wurde im Februar aus dem IFJ | |
ausgeschlossen. Doch Zörner kritisiert, dass erst die Austritte der | |
nordischen Kollegen den Dachverband dazu bewegt habe. „Erst nach diesen | |
Austritten sah sich der IFJ bemüßigt, Konsequenzen zu ziehen. Wir wollten | |
das schon früher, weil es in Russland keine freien Medien gibt und diese | |
Organisation eine staatlich gelenkte Organisation ist.“ | |
Was das Fass zum Überlauf gebracht habe, sei das undemokratische Gebaren am | |
jüngsten Kongress in Athen gewesen: Da hätte der DJV-Vertreter keine | |
schriftlichen Anträge stellen können – „ohne Angabe von Gründen“. Dem … | |
sei die internationale Zusammenarbeit aber weiterhin wichtig, die man nun | |
im europäischen Verband weiterverfolgen werden. | |
Wer weiterhin im IFJ verbleibt, ist die Deutsche Journalisten Union (DJU) | |
von Verdi. Matthias von Fintel, Bereichsleiter Medien und Publizistik sagte | |
der taz: „Wir können die Gründe für den Austritt nicht nachvollziehen.“ … | |
Kritik an den Beratungen in Athen seien so nicht stichhaltig. Auch die | |
Vorwürfe der finanziellen Intransparenz teilt die DJU nicht. Themen spreche | |
man lieber „intern“ an. | |
In einem Antwortschreiben von Anthony Bellanger, dem Generalsekretär des | |
IFJ, auf die Kündigung des DJV, das der taz vorliegt, wehrt sich der | |
Verband in salopp formuliertem und mit Schreibfehlern gespicktem Englisch | |
gegen die erhobenen Vorwürfe. | |
Sie seien nicht konkret, also könne der Verband sie auch nicht adressieren, | |
heißt es im Schreiben. Die Anträge in Athen seien keinesfalls | |
zurückgewiesen worden, vielmehr hätte ein Vertreter des DJV die Anträge | |
zurückgezogen. Darüber hinaus hätten die Anträge „Mängel“ aufgewiesen … | |
seien „nicht kompetent“ formuliert gewesen. | |
Ohne ins Detail zu gehen, schreibt Bellanger, es sei „das Wort | |
‚rassistisch‘ gefallen“, als der DJV-Vertreter eine Überprüfung von | |
Projekten in Afrika angestoßen habe. Der IFJ war auf Anfrage weder | |
telefonisch noch per Mail für die taz zu sprechen. | |
9 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Caspar Shaller | |
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