Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fusion von RTL und G+J: Mit dem Journalismus ist es vorbei
> Bertelsmann hat einen neuen Imagefilm. Journalismus taucht darin nicht
> auf. Dabei gehören auch die Magazine von Gruner + Jahr zur Medienbutze.
Bild: Chef der „Entertainmentcompany“: Thomas Rabe spricht in Gütersloh
„Bertelsmann – für mich ist das eine Entertainmentcompany!“, ruft fröhl…
der neue Imagefilm der Medienbutze aus Gütersloh. Damit alle merken, wer da
nun aber mal so endgültig der Oberentertainer ist, sagt zum Schluss
Bertelsmann-Chef Thomas Rabe: „Genau, das alles ist Bertelsmann.“
Natürlich trägt er dabei nicht mehr Gütersloh-piefig Schlips und Kragen.
Rabe kommt im lockeren Cool-Manager-Outfit mit offenem weißem Hemd daher.
Komm, das kriegen sogar ARD-Intendant*innen schon seit ein paar Jahren
hin. „Okay, aber wer von ihnen war schon in der Jugend in einer Punkbank?“,
fragt die Mitbewohnerin.
So weit, so gut oder wie immer könnte es also heißen, wenn da nicht die
Sorge wäre, dass sie das mit der Entertainmentcompany jetzt richtig ernst
meinen. Denn Rabe hat mal eben die gerade mit RTL fusionierten Magazine von
Gruner + Jahr zum Abschuss freigegeben. Im Interview im firmeneigenen
Intranet erzählt er was von teurem Papier, rückläufigen Werbebuchungen und
dass alles noch schlimmer wird. Deshalb will er jetzt alle Magazine auf den
Prüfstand stellen und „nur solche Titel mit RTL zusammenführen, die
wirklich synergetisch sind“. Also solche, die auf Unterhaltung machen. Das
übertrifft die schlimmsten Befürchtungen, was das ohnehin
gewöhnungsbedürftige Zusammenpferchen von RTL und G+J für die Zeitschriften
bedeutet.
Damit das richtig läuft und möglichst bald entsprechende Renditen
abliefert, hat sich Rabe ja vor ein paar Wochen selbst zum RTL-Chef
befördert. Und dabei mal eben [1][eiskalt Stefan Schäfer abserviert]. Der
stand seit letztem Jahr an der Spitze der Sendergruppe, war auch Chef bei
Gruner + Jahr und vor allem Journalist. Damit ist es jetzt vorbei. Jetzt
ist Rabe, der Finanzmensch, da.
Das Wort Journalismus taucht im gesamten Imagefilmchen an keiner Stelle
mehr auf. Gruner + Jahr auch nicht. Deutschlands traditionsreichsten
Magazinverlag (Stern, Geo, Brigitte usw.) gibt’s einfach nicht mehr. Wer
grunerundjahr.de eintippt, landet auf company.rtl.com. Im Imagefilmchen
wimmelt’s vor RTL, aber es wird natürlich nicht auf die Nachrichten
verwiesen. Obwohl sie da für einen Privatsender einen ziemlich guten Job
machen und sich mit n-tv sogar noch einen eigenen Nachrichtenkanal leisten.
Dafür erfährt die geneigte Konsument*in, dass Bertelsmann mehr als 2,4
Quadratkilometer Lagerfläche vorhält. Fragt sich, wofür? Vielleicht für die
nicht mehr verkauften Magazine und Bücher, die Bertelsmann als Europas
größter Druckereibetreiber immerhin noch herstellt. „Nee, nee!“, sagt die
Mitbewohnerin. „Ein Manager, der was auf sich hält, sammelt eben gern
Objekte von Villa bis Lagerhalle.“
29 Sep 2022
## LINKS
[1] /Chef-Wechsel-bei-RTL/!5873311
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Gruner + Jahr
RTL
Bertelsmann
DJV
Gruner + Jahr
Gruner + Jahr
Kolumne Flimmern und Rauschen
Kolumne Flimmern und Rauschen
RTL
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kritik am Weltdachverband der Journalisten: Intransparent und undemokratisch
Der Deutsche Journalistenverband (DJV) steigt aus dem Weltdachverband der
Journalisten aus. Letzterem wird Korruption vorgeworfen.
Großer Stellenabbau bei Gruner + Jahr: Lustloses Imperium
RTL will über 20 Titel des früheren Verlags Gruner + Jahr einstellen. Rund
500 Stellen sollen wegfallen. Die Belegschaft hat aber Kampfgeist.
Protest gegen Ausverkauf bei Gruner+Jahr: Das Flaggschiff wird abgewrackt
Beschäftigte von Gruner+Jahr haben in Hamburg mit einer „kreativen
Mittagspause“ gegen den Ausverkauf des Verlagshauses protestiert.
Ex-Regierungssprecher bei „FAZ“-Stiftung: Der nächste Seitenwechsel
Ulrich Wilhelm war früher Regierungssprecher, später BR-Intendant. Jetzt
ist er „ein bisschen Verleger“ der „FAZ“.
Springer-Chef Döpfner und Trump: Die Springer-Dialektik
„Ich sag was, meine es zur Sicherheit aber ironisch“, lautet Mathias
Döpfners Prinzip. Diesmal geht es um eine Mail, in der er zum Beten
aufruft.
Chef-Wechsel bei RTL: Unruhige Zeiten
Stephan Schäfer verlässt RTL Deutschland, den Vorsitz übernimmt nun
Bertelsmann- und RTL-Group-CEO Thomas Rabe. Was steckt hinter dem Wechsel?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.