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# taz.de -- In Russland inhaftierter Journalist: „Evan, bleib stark!“
> Ein Moskauer Gericht bestätigte am Dienstag die Inhaftierung des
> US-Journalisten Evan Gershkovich. Er will weiter für seine Freiheit
> kämpfen.
Bild: Evan Gershkovich am 18. April im Gerichtssaal eines Moskauer Stadtgerichts
In einem verglasten Kasten steht [1][Evan Gershkovich, US-Journalist], am
Dienstag in einem Moskauer Stadtgericht und lächelt. „Evan, bleib stark!“,
ruft ihm ein Kollege auf Russisch zu. Seit über zwei Wochen ist der
US-Journalist im berüchtigten Moskauer Lefortowo-Gefängnis in Haft. Der
russische Inlandsgeheimdienst FSB wirft ihm Spionage vor. Er soll
Staatsgeheimnisse gesammelt haben.
Gershkovich und sein Anwalt hatten Berufung gegen die Haft eingereicht. Das
Moskauer Stadtgericht hat am Dienstag über diesen Einspruch entschieden –
und die Inhaftierung bestätigt. Gershkovich bleibt also vorerst in Haft.
Vor dem Gerichtsgebäude sagte die US-Botschafterin in Russland, Lynne
Tracy: „Es war schwer für mich zu sehen, dass ein unschuldiger Journalist
unter solchen Bedingungen festgehalten wird. Gestern durfte ich ihn zum
ersten Mal in der Untersuchungshaft sehen, und er ist gesund und hält trotz
der Umstände durch. Wir werden ihm weiterhin helfen und konsularischen
Zugang fordern. Die Anschuldigungen sind haltlos, wir fordern weiterhin,
dass Russland ihn freilässt, so wie es Paul Whelan freigelassen hat.“
Gershkovich, der für das Wall Street Journal als Reporter aus Russland
berichtete, war Ende März in Untersuchungshaft genommen worden. Er sei beim
Spionieren im Auftrag der amerikanischen Regierung auf „frischer Tat
ertappt“ worden, behauptete Kremlsprecher Dmitri Peskow. Das Weiße Haus und
das Wall Street Journal weisen die Anschuldigungen zurück. Bei einer
Verurteilung drohen dem Journalisten bis zu 20 Jahre Gefängnis.
## „Ich verliere nicht die Hoffnung“
Vor wenigen Tagen [2][wurde ein erster Brief veröffentlicht], den
Gershkovich aus dem Gefängnis an seine Familie geschrieben hat. „Ich möchte
sagen, dass ich die Hoffnung nicht verliere“, schreibt der Journalist
darin. „Ich lese. Ich mache Sport. Und ich versuche zu schreiben.
Vielleicht werde ich endlich etwas Gutes schreiben.“ Der Brief ist auf
Russisch verfasst, der Muttersprache seiner Eltern, die die Sowjetunion als
jüdische Emigranten in den Siebzigerjahren verlassen haben.
In einem kürzlich veröffentlichen Video des Wall Street Journal sagten die
Eltern des Reporters, sie seien optimistisch, dass die schlimme Situation
gelöst werden könne. „Es ist eine der amerikanischen Eigenschaften, die wir
verinnerlicht haben, optimistisch zu sein und an ein Happy End zu glauben,
und das ist es, wo wir im Moment stehen“, sagte Gershkovichs Mutter, Ella
Milman. „Aber ich bin nicht dumm. Ich verstehe, worum es geht. Aber das ist
es, was ich glauben will.“
18 Apr 2023
## LINKS
[1] /In-russischer-Geiselhaft/!5925370
[2] https://www.wsj.com/articles/jailed-wsj-reporter-in-letter-home-says-he-is-…
## AUTOREN
Erica Zingher
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