# taz.de -- Abstimmung im türkischen Parlament: Finnland wird Nato-Mitglied | |
> Das türkische Parlament stimmt geschlossen für den Nato-Beitritt | |
> Finnlands. Schwedens Beitritt hingegen bleibt weiter blockiert. | |
Bild: Stunden später als erwartet stimmen die türkischen Abgeordneten dem Nat… | |
Istanbul taz | Lange hatte [1][Finnland] auf diese Entscheidung gewartet, | |
jetzt ist es soweit: das türkische Parlament stimmte in der Nacht von | |
Donnerstag auf Freitag als letztes Nato-Mitgliedsland dem Antrag Finnlands | |
zu, Mitglied der Nato zu werden. Wenn nun die letzten Formalien schnell | |
erledigt werden, kann die Aufnahme des skandinavischen Landes bereits bei | |
einem Nato-Treffen in der kommenden Woche vollzogen werden. | |
[2][Schweden], das eigentlich zeitgleich mit Finnland dem Militärbündnis | |
beitreten wollte, wird dagegen noch länger warten müssen. Sowohl der | |
türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan als auch Ungarns Ministerpräsident | |
Victor Orbán halten die Schweden noch länger hin und fordern weitere | |
Zugeständnisse aus Stockholm. | |
Statt wie angekündigt am Donnerstagmittag zog sich die erwartete | |
Entscheidung des türkischen Parlaments dann doch noch bis in die Nacht | |
hinein. Erst kurz vor Mitternacht stimmten alle da noch anwesenden | |
Abgeordneten sowohl der Regierungsparteien wie der Opposition geschlossen | |
für die finnische Mitgliedschaft. | |
Die Oppositionsparteien sind schon länger für den Beitritt. Ein Vertreter | |
der kurdisch-linken HDP, Hisyar Özsoy, sagte, seine Partei sei auch für | |
einen schnellen Beitritt Schwedens. „Das Gezerre um die Auslieferung | |
regierungskritischer Journalisten, von Schriftstellern und anderen | |
Flüchtlingen aus Schweden ist hässlich, falsch und ungesetzlich“. Erdoğan | |
bekräftigte dagegen erneut, dass er von Schweden zuerst die Auslieferung | |
angeblicher „Terroristen“ erwartet, die nach Schweden geflüchtet sind. | |
## Wann der Nato-Beitritt Schwedens klappt, bleibt unklar | |
Doch zunächst einmal herrscht Erleichterung bei der Nato und in Helsinki, | |
dass es jetzt mit Finnland geklappt hat. Die Türkei muss nun offiziell das | |
Ratifizierungsprotokoll in Washington hinterlegen, wo die Nato ihre | |
Dokumente aufbewahrt, dann kann Nato-Generalsekretär Stoltenberg Finnland | |
offiziell einladen, 31. Mitglied des Militärbündnisses zu werden. Beim | |
Nato-Außenministertreffen in Brüssel am kommenden Dienstag soll dann vor | |
dem Hauptquartier feierlich die Fahne Finnlands gehisst werden. | |
Ob es für Schweden bis zum kommenden Nato-Gipfel im Juli ebenfalls klappt, | |
ist dagegen völlig unklar. Offiziell verweist die türkische Regierung | |
darauf, dass man zunächst sehen will, ob Schweden wie versprochen im Juni | |
ein neues Antiterrorgesetz verabschiedet, das sich wie von Erdoğan | |
gefordert auch gegen die kurdische PKK und die kurdisch-syrische YPG-Miliz | |
richten soll. | |
Tatsächlich pokert Erdoğan nach wie vor mit den USA um die Lieferung neuer | |
Kampfflugzeuge. Während der US-Kongress darauf beharrt, zunächst müsse die | |
Türkei auch den Nato-Beitritt von Schweden ratifizieren, danach könne man | |
über die F-16-Kampfflugzeuge reden, sieht man es in Ankara genau | |
andersherum. Wenn die USA einem Verkauf zugestimmt haben, will man auch | |
Schweden grünes Licht geben. | |
[3][Ungarn], das in Absprache mit der Türkei Schweden ebenfalls noch | |
hinhält, hat dagegen noch andere Interessen, die im Zusammenhang mit einer | |
Zustimmung für Schwedens Nato-Mitgliedschaft zuerst erfüllt werden sollen. | |
Schweden hat derzeit den Vorsitz in der EU und gehört aus Sicht von Ungarns | |
Regierungschef Victor Orbán zu den Ländern, die mit dafür gesorgt haben, | |
dass im Rahmen des Rechtsstaatsverfahrens EU-Gelder für Ungarn auf Eis | |
gelegt wurden. Orbán will das Geld, bevor er seine Zustimmung zu Schwedens | |
Nato-Beitritt gibt. | |
Sowohl die Türkei als auch Ungarn sind aber im Nato-Bündnis die Länder, die | |
nach wie vor einen guten Kontakt zu Russland und dessen Präsidenten Putin | |
aufrecht erhalten. Dass beide die Skandinavier hinhalten, dürfte deshalb | |
kein Zufall sein, mutmaßt man in Brüssel. | |
31 Mar 2023 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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