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# taz.de -- US-Präsident besucht Irland: Auf den Spuren von Bidens Ahnen
> Joe Biden, Urururenkel des Iren Edward Blewitt, besucht 173 Jahre nach
> dessen Auswanderung seine Heimat. Und feiert 25 Jahre Frieden in
> Nordirland.
Bild: Ballina, irischer Herkunftsort von Bidens Vorfahren, bereitet sich auf de…
Dublin taz | Über Ostern haben die Kinder Luftballons aufgeblasen –
Hunderte Ballons in Rot, Weiß und Blau, den Farben der US-Flagge. Die
kleine westirische Stadt Ballina bereitet sich auf den Besuch von Joe Biden
vor, dessen Urururgroßvater Edward Blewitt 1850 von hier in die USA
ausgewandert ist.
Der US-Präsident will am Freitag auf einer Bühne neben der
St.-Muredach-Kathedrale eine Rede halten. Vor der Kirche ist nicht viel
Platz, aber 20.000 Menschen werden sich an den Ufern des Moy drängeln.
Allerdings müssen sie sich zuvor bei der US-Botschaft in Dublin anmelden.
US-Geheimdienstler sind seit voriger Woche in Ballina unterwegs, um das
Gelände zu sondieren. Am Donnerstag kam auch US-Botschafterin Clare Cronin.
„Kein amerikanischer Präsident hat seine irischen Wurzeln so deutlich
betont wie Biden“, sagte sie. „Das ist ein wichtiger Teil seiner
Persönlichkeit.“
Es ist nicht Bidens erster Besuch in Ballina. Er war bereits 2016 als
Vizepräsident in der Stadt. Diesmal ist das internationale Interesse
ungleich größer, rund 500 Medienvertreter sind schon aus dem Ausland
angereist und belagern auf der Suche nach Geschichten das Haus von Joe
Blewitt, Bidens Cousin dritten Grades.
## Treffen mit Rishi Sunak geplant
Man hat den Eindruck, der Besuch in Ballina ist für Biden der wichtigste
Teil seiner viertägigen Irlandreise. Dabei kommt er eigentlich zur Feier
des [1][25. Jahrestags] der Unterzeichnung des [2][Belfaster
Karfreitagsabkommens], das der britischen Krisenprovinz relativen Frieden
beschert hat.
Der Präsident trifft am Dienstagabend in Nordirland ein. Am
Mittwochvormittag wird er mit dem britischen Premierminister [3][Rishi
Sunak] an der Eröffnung der Belfaster Zweigstelle der Ulster University
teilnehmen und bei der Gelegenheit mit nordirischen Politikern und
Vertretern der Wirtschaft sprechen. Das nordirische Parlament Stormont wird
er hingegen nicht besuchen. Wozu auch? Parlament und Regierung liegen seit
Februar vergangenen Jahres auf Eis.
Am Karfreitag dieses Jahres fand in der Eingangshalle von Stormont
ungeachtet dessen die offizielle Feier zum 25. Jahrestag des Belfaster
Abkommens statt. In der ersten Reihe saßen die Politiker von damals, sofern
sie noch lebten. Die beiden Friedensnobelpreisträger John Hume und David
Trimble sind schon tot. In der zweiten Reihe saßen Erzbischöfe,
Polizeichefs und Abgeordnete, und alle hielten Reden. Nur von der größten
protestantischen Partei DUP war nichts zu hören. Die Partei nahm damals
nicht an den Verhandlungen teil, und heute nimmt sie nicht an den Feiern
teil.
Damals schien es einfach: Die einen waren protestantisch und wollten bei
Großbritannien bleiben, die anderen waren katholisch und wollten ein
vereintes Irland. Seitdem hat sich Nordirland verändert. Die Volkszählung
vor zwei Jahren ergab, dass die Katholiken zwar zum ersten Mal zahlreicher
sind als Protestanten, aber fast ein Fünftel gab an, keiner Religion
anzugehören. Dennoch herrscht immer noch Segregation. Es gibt kaum
gemischt-konfessionelle Schulen, die Vergabe von Sozialwohnungen erfolgt
nach Religionszugehörigkeit, und vor allem in benachteiligten Vierteln
trennen hohe Mauern die Bevölkerungsgruppen.
## „Auf Cooley sind alle irgendwie verwandt mit Biden“
In welcher Form Biden darauf eingehen wird, ist ungewiss. Nach seiner
Stippvisite in Belfast reist er weiter nach Louth, der kleinsten irischen
Grafschaft, deren einziger Ehrenbürger er ist, denn er hat auch dort
Verwandte. Owen Finnegan, sein Ururgroßvater mütterlicherseits, emigrierte
in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts von der Cooley-Halbinsel in die
USA. „Auf Cooley sind alle irgendwie verwandt mit Biden“, sagt die
Stadträtin Andrea McKevitt, eine Cousine fünften Grades.
Bei seinem letzten Besuch 2016 legte er Blumen auf dem Kilwirra-Friedhof
nieder, wo seine Vorfahren liegen. Und er trank ein Bier in Lily Finnegans
Pub, wo man ihn begrüßte: „Willkommen in Irland, Joe.“ Er antwortete: „…
meint wohl: Willkommen zu Hause.“
11 Apr 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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