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# taz.de -- US-Präsident Joe Biden in Nordirland: Besuch von gestern
> US-Präsident Biden steht für ein Irland, das es heute glücklicherweise
> nicht mehr gibt. Glauben und Politik gehören für ihn zusammen.
Bild: Protest in Derry gegen das irischen Friedensabkommen vor dem Besuch des U…
Es ist eine Art Tradition: Am Ostermontag, dem Jahrestag des Osteraufstands
von 1916, der schließlich zur Unabhängigkeit Irlands führte, finden in
Nordirland Unruhen statt. Diesmal waren sie klein und auf Derry, die
zweitgrößte Stadt, beschränkt. Das ist kein Zufall: Derry ist seit einem
Jahrhundert von den protestantisch-unionistischen Regierungen systematisch
benachteiligt worden, weil die Katholiken dort von Anfang an in der
Mehrheit waren.
Daran hat sich seit der Unterzeichnung des [1][Belfaster Abkommens vor 25
Jahren] nichts geändert. Politiker und Politikerinnen in beiden Teilen
Irlands beklagen, dass die Ausschreitungen den Besuch des US-Präsidenten
Joe Biden zur Feier des Abkommens überschatten. Irlands Handelsminister
Simon Coveney beschuldigte „die kleine Minderheit von Strolchen“, sie wolle
Nordirland zurück in die Vergangenheit katapultieren.
Tatsächlich ist es Biden, der für diese Vergangenheit steht. Irland fühlt
sich geschmeichelt, dass der Präsident einer Weltmacht ständig erklärt, er
sei Ire. Doch Biden verkörpert ein Irland, das es zum Glück nicht mehr
gibt. Für ihn gehören Glaube und Politik zusammen, er fühlt sich als
irischer Katholik. Biden ist erst der zweite katholische [2][US-Präsident
mit irischen Wurzeln], der die Heimat seiner Vorfahren besucht. Der erste
kam vor 60 Jahren.
Es war John F. Kennedy, der damals den Traum von einer Zukunft für Irland
repräsentierte. Biden hingegen ist eine Begegnung mit Irlands
Vergangenheit. So schrieb Bidens Schwester Valerie in ihren Memoiren, dass
ihre Familie immer und an erster Stelle im irischen Katholizismus der
Arbeiterklasse verwurzelt gewesen sei, was sie selbst sehr prägte.
Genau aus dieser Fusion von Katholizismus mit irischer Identität ist aber
der repressive Staat erwachsen, aus dem man sich erst langsam in diesem
Jahrtausend befreit hat. Biden soll sich an der Vision von [3][irischem
Katholizismus] als politische Identität so lange erfreuen, wie es ihm gut
tut. Doch in den zwei Teilen Irlands lebt die schmerzliche Erinnerung an
die Konsequenzen dieser Haltung bis heute fort.
11 Apr 2023
## LINKS
[1] /25-Jahre-Frieden-in-Nordirland/!5923124
[2] /US-Praesident-besucht-Irland/!5924913
[3] /Streit-um-Entbindungsklinik-in-Irland/!5777941
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Irland
Katholische Kirche
Katholizismus
Nordirland
Joe Biden
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Karfreitagsabkommen
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