| # taz.de -- Einigung zum Heizungstausch: Ein bisschen freizügiger | |
| > Das Gesetz zum Heizungstausch wird leicht entschärft. Doch ab 2024 sollen | |
| > in Neubauten Öl- und Gasheizungen verboten sein. | |
| Bild: So sieht es aus bei einer Erdwärmebohrung für die Umstellung auf klimaf… | |
| Freiburg taz | Die Bundesregierung hat ihre [1][Pläne, Öl- und Gasheizungen | |
| aus den Gebäuden zu verdrängen], etwas entschärft. Gleichwohl hält sie an | |
| wesentlichen Punkten der [2][geplanten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes | |
| von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)] fest. Nach der Einigung der | |
| drei Regierungsparteien zeigte Habeck sich „sehr zufrieden“ und sagte, der | |
| gemeinsame Entwurf werde hoffentlich die Debatte befrieden. Die Opposition | |
| kommentierte ihn als „Klimaschutz mit der Brechstange“ (CSU) und | |
| „Verarmungsprogramm“ (Die Linke). | |
| Wie geplant sollen vom kommenden Jahr an klassische Öl- und Gasheizungen in | |
| Neubauten in Deutschland nicht mehr zulässig sein. Das ergibt sich aus der | |
| Verpflichtung, den Wärmebedarf eines jeden Objekts künftig zu mindestens 65 | |
| Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken. Etwas freizügiger als | |
| ursprünglich vorgesehen will die Bundesregierung hingegen bei alten | |
| Heizungen sein, die kaputtgehen. | |
| Zum einen dürfen diese wie bisher repariert werden. Zudem soll der Einbau | |
| einer neuen Gasheizung weiterhin möglich sein, wenn eine defekte Heizung | |
| kurzfristig ersetzt werden muss – mitunter muss das schnell gehen. | |
| Allerdings gilt dann die Auflage, dass binnen drei Jahren die Heizung so | |
| umgebaut wird, dass auch sie die Quote von 65 Prozent erneuerbarem Anteil | |
| erfüllt. Das ist theoretisch möglich, wenn die konventionelle Gasheizung | |
| später durch eine Wärmepumpe ergänzt wird. „Pragmatisch und sozial | |
| verträglich“ nennt die Bundesregierung ihr Konzept. | |
| Auch unter dem Stichwort „Technologieoffenheit“ wurden mit der Zulassung | |
| sogenannter H2-Ready-Gasheizungen neue Optionen eröffnet. Das sind | |
| Gasheizungen, die technisch gesehen auf 100 Prozent Wasserstoff umrüstbar | |
| sind. Dass sie noch nicht mit Wasserstoff betrieben werden können, weil | |
| dieser bisher nicht verfügbar ist, spielt dabei keine Rolle. | |
| Allerdings will die Bundesregierung auch die Energiewirtschaft in die | |
| Pflicht nehmen, die dafür sorgen muss, dass Gasheizungen im Jahr 2030 mit | |
| mindestens 50 Prozent Biomethan und spätesten 2036 mit mindestens 65 | |
| Prozent Wasserstoff betrieben werden können. | |
| ## Ausnahme für Eigentümer über 80 | |
| In das Gebäudeenergiegesetz soll außerdem eine Ausnahme für jene | |
| Hauseigentümer aufgenommen werden, die älter sind als 80 Jahre. Diese | |
| sollen bei der Installation einer neuen Heizung von der Vorgabe befreit | |
| werden, einen Mindestanteil erneuerbare Energien zu nutzen. Der | |
| Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nennt diese Regelung | |
| „etwas kurios“: „Die Altersgrenze erscheint willkürlich, denn schon | |
| Personen mittleren Alters könnten Probleme haben, den Einbau einer neuen | |
| Heizung über einen Bankkredit zu finanzieren.“ | |
| Die Energiewirtschaft warnt zu zentralistischen Vorgaben: „Letztlich muss | |
| vor Ort entschieden werden, welche Technologie am besten geeignet ist, ein | |
| Gebäude oder ein Wohnquartier mit Wärme zu versorgen“, so der BDEW. Die | |
| Bundesregierung müsse daher „zeitnah auch ein Rahmengesetz für die | |
| kommunale Wärmeplanung vorlegen“. | |
| Als beispielhaft dabei gilt Baden-Württemberg. Der Südwesten hat schon vor | |
| zwei Jahren die 103 größten Städte im Bundesland verpflichtet, bis Ende | |
| 2023 alle relevanten Wärmedaten zusammenzutragen, etwa auch alle | |
| Abwärmequellen zu kartieren. Die Pläne sollen aufzeigen, wie die Städte | |
| sich künftig klimaneutral mit Wärme versorgen können. Je nach örtlicher | |
| Struktur können sich dafür sehr individuelle Lösungen anbieten. | |
| 2 Apr 2023 | |
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| Bernward Janzing | |
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