# taz.de -- Fahrrad-Parkhäuser im Norden Deutschlands: Abschließbar mit Licht | |
> Das Bundesland Schleswig-Holstein baut Fahrrad-Stellplätze an Bahnhöfen | |
> aus, auch in kleinen Ortschaften. Der ADFC lobt das | |
Bild: Kein Parkhaus, aber doch auch schon was: Ständer für Fahrräder am Bahn… | |
JÜBEK taz | Selten wurden schlechte Zahlen so freudig präsentiert: Zwar | |
bietet nach einem Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) nicht | |
einmal jeder zweite der 179 Bahn- oder S-Bahnhöfe in Schleswig-Holstein | |
[1][gute Rad-Parkplätze]. „Aber für uns ist das Glas halbvoll, nicht | |
halbleer“, sagt ADCF-Landesgeschäftsführer Jan Voß. Denn es gebe eine Reihe | |
positiver Beispiele. | |
Etwa im 2.800-Einwohner*innen-Ort Jübek: Direkt neben dem Gleis steht ein | |
überdachter Fahrradunterstand. Als der Unterstand 2018 eröffnete, war er | |
der erste seiner Art: „Drei Jahre haben wir geplant“, sagt Gerhard | |
Andresen, ehemaliger Leiter des Bauausschusses der Gemeinde. Er gehörte | |
einer Arbeitsgemeinschaft an, die der schleswig-holsteinische | |
Verkehrsbetrieb Nah SH ins Leben gerufen hatte, um die perfekte | |
Rad-Stellanlage zu entwerfen. | |
Der Unterstand in Jübek hat Wände aus Lochblech. Sie sorgen dafür, dass es | |
drinnen hell ist und draußen kein Platz für Graffiti bleibt. Die Lampen | |
sind praktisch unkaputtbar ins schräge Dach eingebaut, und das Schloss | |
lässt sich rund um die Uhr per Code öffnen – so gehen keine Schlüssel | |
verloren. An Ladestationen für E-Bike-Akkus ist gedacht, und das Dach ist | |
so weit vorgezogen, dass auch die Ständer im Außenbereich vor Regen | |
geschützt sind. | |
Seit 2015 fördert das Land Schleswig-Holstein „Bike+Ride-Anlagen“ nach dem | |
Muster des Jübeker Zweirad-Parkhauses. 30 Unterstände gibt es heute | |
landesweit, weitere zehn Anlagen seien für 2023 und 2024 geplant. | |
Bisher sind 6,5 Millionen Euro geflossen – das Land trägt 75 Prozent der | |
Kosten, den Rest zahlen die Gemeinden. „Wir freuen uns über jede Kommune, | |
die auf uns zukommt“, sagt Ina Michel, Sprecherin der Nah SH, Fördermittel | |
habe es bisher immer ausreichend gegeben. „Wir wollten, dass die Kommunen | |
einen einfach zu händelnden Baukasten für die Anlagen an die Hand | |
bekommen.“ | |
## Angebot schafft Nachfrage | |
Mit dem Bike+Ride-Programm sei Schleswig-Holstein Vorreiter gewesen, sagt | |
Michael. „Von allein ist damals aus unserer Sicht einfach zu wenig | |
passiert.“ Viele Gemeinden würden auch heute noch zu sehr auf den aktuellen | |
statt auf den zukünftigen Bedarf schauen. „Manchmal muss das Angebot erst | |
geschaffen werden, damit die Nachfrage erkennbar ist.“ | |
Das sieht auch der ADFC so. Fast 500.000 Menschen in Schleswig-Holstein | |
pendeln ein- oder mehrmals die Woche zur Arbeit, und „immer mehr nutzen das | |
Rad, um zur Bahn zu fahren“, sagt die Landesvorsitzende Stephanie Meyer. | |
Allerdings müsse das Umfeld stimmen. Gerade teure E-Bikes oder Lastenräder | |
lasse schließlich niemand gern in einem „Felgenmörder“, sprich einem | |
unsicheren, niedrigen Ständer. | |
Je mehr gute Stellplätze pro Fahrgast ein Bahnhof aufweist, desto besser | |
schneidet er im ADFC-Vergleich ab. Die höchste Stufe erhielten dabei nur 18 | |
Gemeinden, während 44 mit der Note 6 bewertet wurden. Vergleichsweise | |
schlecht schnitten die [2][Großstädte] ab: Sie bieten zwar Plätze, aber | |
deutlich zu wenig angesichts der großen Zahlen von Pendler*innen. | |
Schlusslicht ist Flensburg, wo es kaum geeignete Bügel gibt. „Wir wünschen | |
uns, dass die Gemeinden diesen Test als Anstoß sehen, die Lage zu | |
verbessern“, sagt Jan Voß. | |
Die Anlage in Jübek kam übrigens nur auf eine „zwei plus“. Weil am Bahnhof | |
täglich 350 Personen ein- und aussteigen, sind die 48 Plätze der | |
Modellstation zu wenig für die Top-Bewertung.. | |
7 Apr 2023 | |
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[1] /Umweltfreundliche-Mobilitaet/!5892399 | |
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## AUTOREN | |
Esther Geißlinger | |
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