Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Feministische Sci-Fi-Serie: Wenn Frauen töten
> In der Science-Fiction-Serie „Die Gabe“ sagen Frauen dem Patriarchat den
> Kampf an. Die gezeigte Unterdrückung ist weniger dystopisch als
> realistisch.
Bild: Toni Collette als Bürgermeisterin in „Die Gabe“
Plötzlich ist da diese Stimme, die zu ihr spricht: „Jede Revolution beginnt
mit einem Funken.“ Auf einem Poster im Sprechzimmer ihres Psychologen liest
sie: „A Better Future is in Your Hands.“ (Dt. „Eine bessere Zukunft liegt
in deinen Händen“). Das schwarze Mädchen Allie nimmt beide Sätze wörtlich.
Als ihr Pflegevater kommt, um sie einmal zu vergewaltigen, tötet sie ihn
per Elektrokution. Sie braucht dafür keinen elektrischen Stuhl oder
irgendwelche Hilfsmittel. Die Stromstöße kommen aus ihren Fingerspitzen.
Überall auf der Welt gibt es Mädchen und junge Frauen, die plötzlich dieses
Kribbeln verspüren. Es ist das erste Anzeichen, dass sie über die Gabe
verfügen. Die Energie in ihren Händen lässt sich etwa einsetzen, um ein
liegengebliebenes Auto wieder in Gang zu bringen. Aber als menschliches
Starterkabel verändert man kaum die Welt mit ihren überkommenen,
patriarchalen Machtstrukturen. Dafür muss man … muss frau lernen, nun ja:
zu töten und zu zerstören.
Es gab da diese andere Amazon-Serie, „Hunters“, in der die jüdischen
Protagonisten Nazis jagen, unerbittlich und nur eine – allerdings auf viele
verschiedene Weisen vollstreckbare – Strafe kennend: eine Rachefantasie.
„Die Gabe“ könnte das feministische Gegenstück aus dem Mystery-Genre sein.
[1][Die Romanvorlage stammt von Naomi Alderman], die auch schon mal eine
Zombiegeschichte gemeinsam mit [2][Margaret Atwood] geschrieben hat, von
der wiederum der inzwischen auch als Serie erfolgreiche Roman „The
Handmaid’s Tale“ stammt, eine Dystopie, in der Frauen als Gebärmaschinen
unterdrückt werden.
Die Unterdrückung der Frauen, wie sie in den Auftaktfolgen von „Die Gabe“
gezeigt wird, ist weniger dystopisch als realistisch. Da ist die junge
Spitzenturnerin in irgendeiner ehemaligen Sowjetrepublik, der von ihrer
Mutter eingebläut wird, ihren Ehrgeiz nicht zu zeigen, ein süßes kleines
Mädchen, das müsse sie sein. Da ist die taffe Bürgermeisterin (Toni
Collette) einer großen US-Stadt, die sich vom Gouverneur ihres Staats
chauvinistische Sprüche über ihre Unterwäsche anhören muss. Die Wut kocht
hoch in den Frauen, sie muss sich entladen – in dieser Serie ganz
buchstäblich.
3 Apr 2023
## LINKS
[1] /SciFi-Autorin-ueber-Geschlechterkampf/!5487454
[2] /Margaret-Atwoods-Die-Zeuginnen/!5624819
## AUTOREN
Jens Müller
## TAGS
Streaming
Fernsehen
TV-Serien
Science-Fiction
Rache
Serien-Guide
Serien-Guide
Science-Fiction
Dokumentation
TV-Serien
Miniserie
Serien-Guide
## ARTIKEL ZUM THEMA
Serie „Shelter – Der schwarze Schmetterling“: Glaubwürdig ist hier gar n…
Amazon hat sich eine Verfilmung von Harlan Coben gesichert. Herausgekommen
ist hanebüchener Unsinn – der einen doch irgendwie fesselt.
Neue Science-Fiction-Serie „Silo“: 144 Stockwerke unter der Erde
In der dystopischen Serie „Silo“ geht es um viele genretypische Narrative,
doch sie überrascht mit einer ungewöhnlichen Dramaturgie.
Hype um Dokuserien: Sex und Krokodile, die Gnus reißen
Dokuserien werden für Streaminganbieter immer beliebter, weil ihre
Produktion weniger Geld kostet. Vor allem reißerische Themen setzen sich
durch.
Miniserie „Shining Girls“: Frau jagt Frauenmörder
In „Shining Girls“ reist ein Serienmörder durch die Zeit. Das Konzept
unterhält dank Sci-Fi-Facette im Thriller-Plot und Elisabeth Moss.
Anthologie-Serie „Solos“: Viel Lärm um das Nichts
„Solos“ will über das Menschsein reflektieren. Die Serie scheitert
allerdings daran, eine Verbindung zu den Zuschauenden aufzubauen.
Neue Serien 2020: Was guckst du?!
Lustiges, Gesellschaftspolitisches und Reales: Was die Serienwelt in diesem
Jahr für Sie zu bieten hat. Hier einige Highlights.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.