# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Abschied und Wiedersehen | |
> The Liz spielen ein letztes Konzert, Robert Forster kommt mit Familie zu | |
> Besuch. Und im Silent Green läuft ein sehr langer Film mit Musik aus | |
> Berlin. | |
Bild: Robert Forster kommt in den Festsaal Kreuzberg | |
Was eine Leuchtpistole am Freitagabend in der Galiläakirche verloren hat? | |
Fabiana Striffler, Johannes Schleiermacher und Jörg Hochapfel bestreiten | |
dort jedenfalls als Flare Gun Hour ihr Konzert: Striffler mit Violine, | |
Schleiermacher am Tenorsaxofon und Hochapfel am Keyboard. | |
Sonst machen die drei in Konstellationen Musik, die irgendwo zwischen Jazz | |
und Experiment zu verorten sind und sich ob ihrer Vielfältigkeit kaum | |
aufzählen lassen. Eine Zusammenarbeit des Trios soll jedoch nicht unerwähnt | |
bleiben: Allesamt mischen sie beim Andromeda Mega Express Orchestra mit – | |
was schon mal Gutes verheißt (24. 3., 20 Uhr, J[1][ugendwiderstandsmuseum | |
in der Galiläakirche], Spende erwünscht). | |
Am Samstag heißt es dann leider Tschüss sagen. [2][Das | |
Experimental-Jazz-Elektronik-Trio] The Liz – bestehend aus Liz Kosack, | |
Korhan Liz Erel und Liz Allbee – spielt sein letztes Konzert. Immer wieder | |
schufen die drei wilde Soundclashs; letztes Jahr suchten sie mit „No Comet“ | |
nach einer klanglichen Umsetzung für das Gedankenspiel, wie es um unserem | |
Planeten bestellt wäre, hätte nicht ein Kometeneinschlag die Dinosaurier | |
ausgelöscht. | |
Zudem gibt es [3][am Samstag im Ausland] auch einen Auftritt des | |
Improv-Trios Ephemeral Fragments, mit Florian Walter am Tubax (einem | |
modifizierten Kontrabass-Saxophon) und Emily Wittbrodt am Cello. Als | |
Elektronik-Tüftlerin mischt erwähnte Erel von The Liz mit (ausland, 25. 3., | |
21 Uhr, nur Abendkasse, 9 Euro Eintrit,). | |
Nicht nur ein Abschied, auch ein Wiedersehen steht an: mit Robert Forster, | |
der einst mit dem 2006 verstorbenen Grant William McLennan die Go-Betweens | |
und damit eine der bemerkenswerten Songwriting-Partnerschaften der | |
Popgeschichte gründete. Auch wenn sich der kommerzielle Erfolg in Grenzen | |
hielt, machten die Australier verlässlich Liebhabermusik. | |
Ähnlich verhält es sich mit Forsters Solo-Output. Sein aktuelles, das achte | |
Album “The Candle And The Flame“ ist ein Familienprojekt, überschattet von | |
der Krebsdiagnose seiner Frau und Kreativpartnerin, Karin Bäumler (“She’s A | |
Fighter“). Alles in allem klingt es dennoch wohlgemut. Sohn Louis, mit The | |
Goon Sax selbst aufstrebender Popstar, Tochter Loretta und das einstige | |
Go-Between-Mitglied Adele Pickvance spielten auch mit. Zu erleben ist | |
Forster im Festsaal Kreuzberg (28. 3., 20.30 Uhr, Tickets im VVK 28 Euro). | |
Zwei Abende später lockt schon wieder der Festsaal, nämlich, wenn das | |
Londoner Prog-Fusion-Jazz-Trio The Comet is Coming die Luft flirren lässt. | |
Sie behaupten von ihrem Klangmix, dass es der Soundtrack zur imaginierten | |
Apokalypse ist. Nun, wenn die sich so präsentiert, darf sie gerne kommen. | |
King Shabaka, besser bekannt als Shabaka Hutchings von den Sons of Kemet, | |
lässt sein Saxofon heulen und fiepen, Keyboarder Danalogue aka Dan Leavers | |
bastelt Loops und Schlagzeuger Betamax alias Maxwell Hallett treibt das | |
Ganze mit viel Drive und ein paar Widerhaken voran (30. 3., 20.30 Uhr, | |
[4][Tickets im VVK 29,70 Euro]). | |
Am folgenden Freitag und Samstag ist dann im Silent Green „Sátántangó“ zu | |
erleben – der Film, von dem Susan Sontag einst sagte, dass sie ihn “gerne | |
jedes Jahr für den Rest ihres Lebens sehen würde“. Das gut 7-stündige Drama | |
des ungarischen Regisseurs Béla Tarr hat mit dem Sound unserer Stadt | |
insofern zu tun, dass die hier ansässigen Musiker:innen Shed (René | |
Pawlowitz), KMRU und Elena Kakaliagou, ebenso wie die Cellistin und | |
Komponistin Martina Bertoni und der Elektronik-Produzent Grischa | |
Lichtenberger Teile des Scores für die Aufführung neu interpretierten. | |
Wer Sorge hat, dass für diesen Ritt durch die halbe Nacht das Sitzfleisch | |
nicht reicht: So manche Einstellungen des Meisterwerks um ein halb | |
verlassenes Dorf, um Perspektivlosigkeit und einen vermeintlichen Erlöser, | |
sind lang genug, dass man sich in der Betonhalle die Füße vertreten kann, | |
Richtung Bar etwa. (Silent Green, 31. 3. & 1. 4., 19 Uhr Einlass, | |
Filmbeginn 20 Uhr, [5][Tickets gibt es im Vorverkauf ab 28 Euro]). | |
21 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://widerstandsmuseum.de | |
[2] https://www.zardkom.com/events | |
[3] http://ausland-berlin.de/ephemeral-fragments-liz | |
[4] https://www.tixforgigs.com/Event/46002 | |
[5] https://satantango.eventbrite.com | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
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