# taz.de -- Reform des Wahlrechts: Das Parlament schrumpft | |
> Der Bundestag beschließt die umstrittene Wahlrechtsreform. Künftig | |
> umfasst der Bundestag dauerhaft 630 Abgeordnete. | |
Bild: Abstimmung über die Reform des Bundeswahlgesetzes | |
Berlin dpa | Der Bundestag hat eine Wahlrechtsreform beschlossen, die das | |
Parlament verkleinern und dauerhaft auf 630 Abgeordnete begrenzen soll. Der | |
Entwurf von SPD, Grünen und FDP erreichte am Freitag in Berlin die | |
erforderliche einfache Mehrheit. Die Union und die Linkspartei sehen sich | |
durch die Reform benachteiligt und haben jeweils eine Klage vor dem | |
Bundesverfassungsgericht angekündigt. | |
In der vorausgehenden und abschließenden hitzigen Debatte zur [1][geplanten | |
Verkleinerung des Bundestags] haben Politiker der Ampel-Parteien der Union | |
mangelnde Bereitschaft zur Veränderung vorgeworfen. Der innenpolitische | |
Sprecher der SPD-Fraktion, Sebastian Hartmann, sagte am Freitag vor der | |
geplanten Abstimmung über die Reform im Bundestag, Ziel des Vorhabens sei | |
„ein einfaches, nachvollziehbares Wahlrecht“. | |
Das Vorhaben wird von Union und Linkspartei strikt abgelehnt. | |
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte, der Plan ziele darauf ab, | |
die Linke aus dem Parlament zu drängen und „das Existenzrecht der CSU“ | |
infrage zu stellen. „Sie machen hier eine Reform für sich selbst“, um den | |
„Machtanspruch der Ampel“ zu zementieren, warf er Hartmann vor. | |
Mit der Reform soll der auf 736 Abgeordnete angewachsene Bundestag ab der | |
nächsten Wahl dauerhaft auf 630 Mandate verkleinert werden. Erreicht werden | |
soll die Verkleinerung des Parlaments, indem auf Überhang- und | |
Ausgleichsmandate ganz verzichtet wird. Diese sorgten bislang für eine | |
Aufblähung des Bundestags. | |
Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei über Direktmandate mehr Sitze | |
im Bundestag erringt, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustünden. Sie | |
darf diese Sitze behalten. Die anderen Parteien erhalten dafür | |
Ausgleichsmandate. Nach den neuen Regeln könnte es künftig vorkommen, dass | |
ein Bewerber seinen Wahlkreis zwar direkt gewinnt, aber trotzdem nicht in | |
den Bundestag einzieht. Das erzürnt [2][vor allem die CSU]. | |
Zudem soll laut dem Ampel-Entwurf eine strikte Fünfprozentklausel gelten. | |
Die sogenannte Grundmandatsklausel entfällt. Sie sorgte bisher dafür, dass | |
Parteien auch dann in der Stärke ihres Zweitstimmenergebnisses in den | |
Bundestag einzogen, wenn sie zwar unter 5 Prozent lagen, aber mindestens | |
drei Direktmandate gewannen. Die Linkspartei profitierte davon schon | |
mehrfach, zuletzt bei der Wahl 2021. Wenn die Klausel gestrichen wird, | |
könnte das, je nach Wahlergebnis, in Zukunft auch Konsequenzen für die | |
bayerische Regionalpartei CSU haben. | |
17 Mar 2023 | |
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