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# taz.de -- Katholik*innen-Treffen in Frankfurt: Segen für homosexuelle Paare
> Bei der fünften Synodalversammlung wurde für Segensfeiern für alle Paare
> gestimmt. Der Text ist für viele Reformbewegte ein starker Kompromiss.
Bild: Gab es auch bereits in der katholischen Kirche: Segensfeier für alle Lie…
Berlin taz | Tun sie's, tun sie's nicht? Mit Spannung – und Anspannung
wurde bei der fünften und letzten Synodalversammlung der deutschen
Katholik*innen in Frankfurt am Main erwartet, ob die Bischöfe gegen die
[1][Öffnung der Segensfeiern] für gleichgeschlechtliche Paare stimmen
würden. Sie ist der Hauptforderungen beim Reformprozess der katholischen
Kirche.
Am Freitagnachmittag dann erleichtertes Klatschen im Saal. [2][Der Text
wurde] mit 176 Ja-Stimmen (92 Prozent) zu 14 Nein-Stimmen von der
Versammlung angenommen. Zwölf Personen enthielten sich. Auch bei den
Bischöfen gab es eine Zustimmung zum Text von 80 Prozent. Alle Beschlüsse
des Synodalen Wegs müssen von den 67 deutschen Bischöfen mit
Zwei-Drittel-Mehrheit abgesegnet werden. Ab März 2026 kann es nun also in
der katholischen Kirche in Deutschland offizielle Segensfeiern für
homosexuelle Paare geben. In der
Um eine positive Abstimmung des Textes auch unter den Bischöfen zu
erreichen, wurden im Vorfeld der Versammlung einige Textpassagen geändert.
Die „sakramentale Ehe“ zwischen Mann und Frau wird in dem verabschiedeten
Text klar abgetrennt [3][von der Segensfeier für alle Paare]. Junge
Synodale forderten auch die „Ehe für alle“ und sehen in dem Text bereits
einen großen Kompromiss. Ursprünglich hatte der Text außerdem die direkte
Forderung enthalten, Segensfeiern einzuführen. Der von der
Synodalversammlung verabschiedete Text enthält nun nur noch die Empfehlung,
dies zu tun.
In der Debatte zum Grundtext äußerten sich auch viele der Delegierten zu
ihrer persönlichen Situation in der katholischen Kirche. Die
Religionslehrerin Mirjam Gräve etwa heiratete im Sommer ihre Frau Sabine
Hengmith. Beide wirkten auch in der ARD-Doku [4][zur Initiative „Out in
Church]“ mit. Sie entschieden sich gegen einen kirchlichen Segen zu ihrer
Hochzeit, weil sie „keine Bittstellerinnen“ sein wollten, die von Priestern
abgelehnt werden könnten: „Unsere tiefe Überzeugung war es: Wir als
Eheleute schenken uns selbst den Segen. Unsere Ehe ist ein Segen und von
Gott gewollt.“ Mit klaren Worten appellierte sie daher an die Versammlung
des Synodalen Wegs: „Holen Sie Segensfeiern aus der Grauzone raus. Segen
schenken ist die ureigene Mission von Kirche.“ Denn Segensfeiern für
gleichgeschlechtliche Paare finden bereits auch in der katholischen Kirche
statt. Bisher haben sie nur keinen lithurgischen Rahmen.
## Kompromisse, damit es nicht scheitert
Im Gegensatz zu vorangegangenen Diskussionen um Texte meldeten sich bei der
Diskussion um den Segen für alle auch mehr konservative Bischöfe zu Wort.
Insbesondere bayrische Bischöfe wie Rudolf Voderholder, Bischof im Bistum
von Regensburg, äußerten sich kritisch. Er befürchtet, nach diesem Schritt
könne auch der Wunsch nach dem Recht auf die sakramentale Ehe für queere
Paare entstehen.
Ähnlich formulierte es Bischof Herwig Gössl vom Erzbistum Bamberg. Anders
als sein Vorredner sagte er aber, dass er mit einer Enthaltung den Weg frei
machen wolle für den Text, da so die Segensfeiern in der Grauzone beendet
werden könnten. Ein Scheitern der Texte, so formulieren es bei der
Versammlung viele Redner*innnen, müsse unbedingt verhindert werden.
Zuvor [5][waren bei der Synodalversammlung die Texte] zur Öffnung des
Pflichtzölibats für Priester und die zur „Verkündung des Evangeliums durch
Lai*innen in Wort und Sakrament“ ebenfalls mit einer Mehrheit der
Versammlung verabschiedet worden. Allerdings kritisierten einige Synodale,
dass die Veränderungen durch die Bischöfe die Texte deutlich abgeschwächt
hätten und wenig konkrete Forderungen enthielten.
Bei einer Pressekonferenz am Freitag verteidigte der Mainzer Bischof Peter
Kohlgraf diese Abschwächung. „Es ging wirklich jetzt auch darum, möglichst
Texte zu retten – bei aller Schwierigkeit, wenns am Ende dann ein
weichgespülter Kompromisstext ist“, sagte Kohlgraf. „Die Frage ist: Was ist
die Alternative? Die Alternative wäre wahrscheinlich bei einigen Texten
auch gewesen, dass die dann überhaupt nicht durchkommen.“ Andere Synodale
sahen in den Äußerungen, dass die Bischöfe die Texte bei Ablehnung ihrer
Änderungen durchfallen lassen, eine Erpressung. Dies sah Bischof Kohlgraf
nicht so.
Die Synodalversammlung ist das zentrale Gremium des Reformprozesses
Synodaler Weg, der Ende 2019 begonnen wurde und nun in Frankfurt am Main
vorerst zum Abschluss gebracht werden soll. (mit dpa)
10 Mar 2023
## LINKS
[1] /Priester-ueber-Segnungsaktion/!5765922
[2] https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraeg…
[3] /Segnungsverbot-fuer-homosexuelle-Paare/!5768170
[4] /Ein-Jahr-OutInChurch/!5908186
[5] /Letzte-Synodalversammlung-in-Frankfurt/!5921061
## AUTOREN
Linda Gerner
## TAGS
Katholische Kirche
Reformen
Katholische Bischöfe
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