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# taz.de -- Regisseurin über Nahverkehr im Speckgürtel: „Wer kein Auto hat,…
> Regisseurin Charlotte Pfeifer zeigt in ihrer Performance „Von A nach B“,
> was Leute beim Pendeln erleben – und überlegt, wie es besser laufen
> könnte.
Bild: Manchmal klappt das Pendeln, manchmal aber auch nicht: S-Bahn in Richtung…
taz: Warum ist es Kunst, von Hamburg-Altona nach Burg in Dithmarschen zu
reisen, Frau Pfeifer?
Charlotte Pfeifer: Manchmal ist es ein Kunststück, rechtzeitig oder
überhaupt anzukommen. Wobei die andere Richtung, von Burg nach Altona, fast
noch schwieriger ist. Unsere Performance ist in der ersten Hälfte eine Art
Reenactment dessen, was Leute beim Pendeln erleben. Insofern kann es sein,
dass auf der Fahrt etwas passiert oder dass die Reisenden nicht rechtzeitig
ankommen.
Sie bieten diese Tour „von A nach B“ an vier Terminen als Kunstevent an und
versprechen eine „Mischung aus Abenteuertrip, Butterfahrt und
Bildungsreise“. Worin besteht das Abenteuer?
Zu trinken gibt es etwas, aber zu kaufen leider nichts. Das Abenteuer
besteht darin zu spüren, wie weit der Weg ist, wie schwer es ist, das Ziel
zu erreichen. Gerade für die, die es täglich machen müssen. Die
Teilnehmenden sitzen gemeinsam in der Bahn, im Auto …
… oder im Flugzeug. Im Ernst jetzt?
Ja, es gibt einen Platz in einem Kleinflugzeug. Es ist klar, dass das keine
klimagerechte und zukunftsgewandte Fortbewegungsart ist. Trotzdem ist
Fliegen ein alter Traum der Menschheit, und es ist schade, dass wir das mit
unserem Gewissen immer schlechter vereinbaren können. Ich selbst fliege
nicht, aber für dieses Projekt möchte ich es einer Person ermöglichen.
Was passiert den Menschen, die in Burg starten? Erleben die auch Abenteuer?
In Burg am Bahnhof steht ein Anhänger mit einer Modelllandschaft, auf der
wir durchspielen, wie Leute auf dem Land von A nach B kommen. Wo sind
Probleme, wo Potenziale? Wenn die Gruppe aus der Stadt eintrifft, werden
wir die Ergebnisse präsentieren.
Und dann sprechen alle über Verkehrsmodelle der Zukunft – das klingt mehr
nach Workshop als nach Samstagabend-Event.
Oh, es ist und bleibt Theater, eine interaktive Show. Wir haben keine Moral
in der Hinterhand, sondern wir wollen gemeinsam nach vorn gucken. Es wird
Spaß machen, auch weil ein tolles Team von Performer*innen beteiligt
ist, darunter ein Musiker. Also keine Sorge, es wird kein trockener
Workshop!
Was für einen Effekt wünschen Sie sich?
Dass es einen konkreten Effekt gibt, ist etwas viel verlangt vom Theater.
Theater kann zeigen, was uns bewegt, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber wir
wollen am Ende ein Pamphlet verfassen und ans Verkehrsministerium schicken,
um die Lage zu beschreiben. [1][Mobilitätsarmut] ist auf dem Land ein Fakt.
Allein von einem Dorf zum anderen zu kommen, ist [2][manchmal schwer]. Wer
kein Auto hat, ist am Arsch, also fahren alle Auto, ich auch. Die
Verbindungen sind in den zehn Jahren, die ich hier lebe, schlechter
geworden – früher gab es durchgehende Züge, heute muss man umsteigen,
[3][oft fallen Züge aus]. Eine Idee wäre ein Bestellbus, aber für
Änderungen braucht es einen langen Atem. Gerade hat ein Bürgerbus, den
Ehrenamtliche organisiert haben, aufgegeben, weil die Nachfrage so gering
war. Eine Revolution, eine Wende anzuzetteln, wäre toll, aber ich weiß
selbst gar nicht genau, wohin. Darum bin ich so gespannt, was wir gemeinsam
entwickeln.
Wie kommen die Hamburger*innen zurück in die Stadt?
Die Show endet mit der Rückfahrt, die Tickets sind inbegriffen – wer in
Burg dazustößt, zahlt übrigens nichts. Für die Hamburger*innen geht es
gemeinsam per Zug zurück. Wir hoffen, dass er fährt.
20 Mar 2023
## LINKS
[1] /Der-Weg-zur-klimafreundlichen-Mobilitaet/!5876790
[2] /Verkehrswende-auf-dem-Land/!5803906
[3] /Fahrplanwechsel-in-Brandenburg/!5901277
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
Verkehrswende
Performance
Hamburg
Pendler
Öffentlicher Nahverkehr
Dieselfahrverbot
Lesestück Recherche und Reportage
Öffentlicher Nahverkehr
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