# taz.de -- Treffen von Scholz, US-Präsident Biden: „Im Gleichschritt“ pro… | |
> Bundeskanzler Scholz fliegt 17 Stunden für eine Stunde Gespräch mit | |
> US-Präsident Joe Biden. Differenzen bestehen etwa beim Thema | |
> Waffenlieferungen. | |
Bild: Höfliche Minen, doch das Feuer bleibt aus: Scholz und Biden vor dem Kami… | |
New York taz | „Im Gleichschritt.“ So beschreiben sowohl Joe Biden als auch | |
Olaf Scholz ihr Vorgehen in der Ukraine. Ein Jahr nach Kriegsbeginn sitzen | |
die beiden Männer in blauen Anzügen erneut auf den blassgelben Sesseln im | |
Oval Office. In den knapp vier Minuten, die sie den Kameraleuten gewähren, | |
demonstrieren sie Geschlossenheit. | |
Der US-Präsident preist den deutschen Kanzler für „militärische und | |
moralische Unterstützung“ sowie dafür, dass er „historische Veränderunge… | |
in Deutschland möglich gemacht habe. Er hebt besonders zwei Dinge hervor, | |
die Washington schon von Angela Merkel verlangt und jetzt bekommen hat: | |
eine Aufstockung der Rüstungsausgaben und die Abwendung [1][von russischem | |
Gas]. Der Gast lobt in entspanntem Ton, dass die transatlantische | |
Partnerschaft so stark sei wie lange nicht mehr. Und dass es sehr wichtig | |
sei, die gemeinsame Hilfe so lange fortzusetzen, „wie es dauert“. | |
Damit ist die Transparenz zu Ende. Die per Losentscheid ausgewählten | |
Journalisten dürfen noch Fragen in das Oval Office rufen. Doch die beiden | |
Männer beantworten sie nicht. Auch nicht die Frage, wie sie reagieren | |
wollen, falls Beijing Waffen an Moskau liefert. Die übliche Pressekonferenz | |
am Ende gibt es nicht. In dem AbschlußKommuniqué des Weißen Hauses | |
schrumpft das Treffen auf sieben Zeilen zusammen. Darin ist die Rede von | |
„starker bilateraler Beziehung“, von „laufenden Anstrengungen“ für die | |
Ukraine und von dem Bestreben, die „Kosten für Russland“ hoch zu halten. | |
Der vierte und letzte Satz besagt, dass auch „globale Themen“ besprochen | |
worden seien. | |
Scholz hat 17 Stunden im Flugzeug gesessen, um Biden am Freitag für etwas | |
über eine Stunde persönlich zu treffen. Er bekommt kein elegantes | |
Abendessen, wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Das Feuer in dem | |
Kamin hinter den beiden gelben Sesseln brennt nicht, wie bei Ukraines | |
Präsident Wolodomir Selenski. Es ist ein „Arbeitsbesuch“. Aber es bleibt | |
offen, warum die beiden Männer, die seit Scholz' Amtsantritt in | |
regelmäßigem Kontakt stehen, dieses Format gewählt haben. | |
## Verschiedene Töne aus Washington und Berlin | |
Bei mehrere großen Themen schlagen Berlin und Washington verschiedene Töne | |
an. Washington ist gegenüber Beijing zunehmend aggressiv. Für den Fall, | |
dass Beijing Waffen an Moskau liefern sollte, droht es mit Sanktionen und | |
internationaler Isolierung. Berlin hingegen, für das China der wichtigste | |
Handelspartner ist, rät Beijing, es möge seinen Einfluss in Moskau nutzen, | |
um einen Abzug der russischen zu Soldaten zu verlangen. | |
Wenige Tage vor dem „Arbeitsbesuch“ hat Jake Sullivan, Bidens Berater für | |
Nationale Sicherheit, in einem Fernsehinterview angedeutet, dass auch | |
andere Themen den Gleichschritt zwischen Berlin und Washington gestresst | |
haben. Biden sei ursprünglich gegen die Lieferung US-amerikanischer | |
Kampfpanzer an die Ukraine gewesen, sagt Sullivan. US-Militärs hätten davon | |
abgeraten, sie hielten die deutschen Leopard-Panzer für geeigneter. Aber | |
nachdem Berlin klar gemacht habe, es werde die Leopard-Panzer nur liefern, | |
wenn auch Washington der Ukraine Panzer gebe, habe Biden eingelenkt: „Im | |
Interesse der Einheit.“ | |
Auch eine Recherche des [2][US-amerikanischen Journalisten Seymour Hersh] | |
passt nicht in das transatlantische Idyll. Hersh schreibt, dass die | |
Sabotage der Nord Stream Pipeline 1 und 2 auf die USA zurück geht. Laut | |
dessen Recherche haben US-Navy-Taucher ein Nato-Manöver in der Ostsee im | |
vergangenen Juni genutzt, um Sprengstoff an den Pipelines zu befestigen. Im | |
September sei ihr Sprengstoff von Norwegen aus per Fernbedienung gezündet | |
worden. | |
Hersh hat 1969 das Massaker von My Lai und 2004 die Folter im Gefängnis Abu | |
Ghraib enthüllt, und ist für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet worden. | |
Aber seine Nord-Stream-Veröffentlichungen bezeichnen Sprecher des Weißen | |
Hauses als „Unsinn“ und „Fiktion“. Ihrerseits bestreitet die Regierung … | |
Berlin, dass sie Washington wegen der Kampfpanzer unter Druck gesetzt habe. | |
## Republikaner gegen Ukraine-Hilfen | |
Seit dem russischen Angriff sind die USA der weltweit größte | |
Waffenlieferant der Ukraine geworden, Deutschland der größte auf dem | |
europäischen Festland. Am Freitag, als Scholz und Biden im Oval Office | |
tagen, kündigt die US-Regierung eine weitere Waffenlieferung im Wert von | |
400 Millionen an. Sie wird vor allem aus Munition für schweres Geschütz | |
bestehen. | |
Doch intern sind die USA gespalten über ihr Vorgehen in der Ukraine. Die | |
[3][massiven Waffenlieferungen] sind zunehmend umstritten – insbesondere | |
bei Anhängern der Republikanischen Partei. Nach einer Umfrage von Pew | |
Research finden 40 Prozent von ihnen, dass ihr Land „zu viel“ für die | |
Ukraine tue. Mehrere potenzielle republikanische Präsidentschaftskandidaten | |
für 2024 haben eine Kehrtwende angekündigt. Ron DeSantis aus Florida | |
betrachtet Russland „nicht als Drohung auf derselben Ebene wie China“. | |
5 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Russisches-Gas/!5906004 | |
[2] https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/seymour-hersh-im-inter… | |
[3] /Waffenlieferungen-an-die-Ukraine/!5915483 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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