# taz.de -- Baumfällungen für Straßenausbau: Abgeholzte Alleen | |
> Im Kreis Cloppenburg werden Hunderte Bäume für breitere Straßen gefällt. | |
> Der CDU-geführte Kreis ziele damit nur auf Fördergeld ab, vermutet der | |
> Nabu. | |
Bild: So sah die Allee in Friesoythe kürzlich noch aus: Davon ist nach der Bau… | |
HAMBURG taz | Zwischen dem niedersächsischen Landkreis Cloppenburg und dem | |
Naturschutzbund Deutschland (Nabu) herrscht Streit: Seit 2010 lässt der | |
Landkreis eine Reihe von Straßen verbreitern – [1][auf Kosten anliegender | |
Bäume,] von denen dabei ein großer Teil gefällt wird. Um diese zu schützen, | |
fordert der Nabu den CDU-geführten Landkreis auf, in Zukunft keine weiteren | |
Straßen in der Gegend zu verbreitern. Das sei laut Landkreis jedoch | |
notwendig, um die regionalen Straßen sicherer zu machen – schließlich | |
würden immer mehr Autos darüberrollen. | |
Ein aktueller Fall im niedersächsischen Friesoythe verdeutlicht den | |
Konflikt: Seit Anfang Februar hat der Landkreis Cloppenburg dort 153 | |
angrenzende Alleebäume fällen lassen, darunter mehr als ein Dutzend uralte | |
Eichen, damit die Kreisstraße zwischen Neuscharrel und Gehlenberg saniert | |
werden kann. Neben einem neuen Radweg soll die Straße um einen Meter | |
breiter gebaut werden. Ähnliche Pläne gibt es für weitere Kreisstraßen im | |
Gebiet. | |
„Der Landkreis geht seit Jahren rigoros vor, nimmt auf begründete | |
Bürgerproteste keine Rücksicht und setzt sein Konzept mit fadenscheinigen | |
Begründungen um. Das muss sofort ein Ende haben“, meint Konrad Thoben, | |
Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Friesoythe. Die Sanierungen würden die | |
über Jahrzehnte gewachsene [2][ökologische und bäuerliche Kulturlandschaft] | |
im Landkreis Cloppenburg komplett zerstören, mahnt der Bundes-Nabu. | |
Auch Anwohner*innen bewegen die Baumrodungen in ihrem Landkreis: knapp | |
702 Menschen unterzeichneten binnen drei Wochen eine Onlinepetition der | |
Nabu-Ortsgruppe zur Rettung der Friesoyther Alleebäume, darunter 459 | |
Menschen aus dem Gebiet. Inklusive händisch gesammelter Unterschriften sei | |
die Liste mit letztlich etwa 800 Unterstützenden Mitte Januar an den | |
Cloppenburgischen Landrat Johann Wimberg übermittelt worden. | |
## Landkreis weist die Vorwürfe zurück | |
Der Landkreis Cloppenburg weist die Vorwürfe des Nabu zurück. Demnach sei | |
der Nabu zwar im vergangenen Sommer in Planungen für den Straßen- und | |
Radwegeausbau eingebunden worden, habe aber damals auf eine Stellungnahme | |
verzichtet. „Damit dürfte deutlich werden, bei wem tatsächlich ‚Ignoranz�… | |
und Versäumnisse festzustellen sind“, heißt es aus der Pressestelle des | |
Landkreises. | |
Die Straßen müssten wegen des hohen Anteils des Schwerlastverkehrs | |
verbreitert werden – die Strecken würden also von mehr und mehr Lkw | |
befahren – und damit sicherer gemacht werden, betont der Landkreis. Dabei | |
sei es „leider unvermeidlich“, auch Bäume abzuholzen. Grundsätzlich werde | |
versucht, den Bestand beispielsweise durch Schutzplanken zu sichern – wenn | |
dies möglich sei. | |
Währenddessen heißt es in der Pressemitteilung des Friesoyther Nabu, der | |
Landkreis Cloppenburg ziele lediglich auf hohe Fördergelder des Landes | |
Niedersachsens ab. Demnach würde das Land mehr als die Hälfte der | |
anfallenden Gesamtbaukosten von etwa 20,5 Millionen Euro übernehmen. | |
Die lokalen Nabu-Ortsgruppen haben sich nun zusammengeschlossen, gemeinsam | |
wollen sie die verbleibenden Bäume vor ihrer Rodung schützen und so die | |
umliegende Landschaft erhalten. Den Landkreis fordern sie auf, | |
Verkehrssicherheit und Natur und Landschaft zukünftig gleichwertig zu | |
behandeln. | |
Im Fall Friesoythe versucht der Landkreis, die Naturschützer*innen zu | |
besänftigen und die [3][Eingriffe in die Natur] zu kompensieren: Knapp 350 | |
neue Laubbäume plane man in dem Gebiet zu pflanzen. Davon sollen 115 Bäume | |
entlang der betroffenen Kreisstraße in Friesoythe stehen, wenn die | |
Bauarbeiten dort abgeschlossen sind. Doch bis die Bäume so groß sind, wie | |
die kürzlich gefällten, dürften einige Jahrzehnte vergehen. | |
11 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Kiesabbau-in-Deutschland/!5909002 | |
[2] /Protest-gegen-Abholzung/!5906525 | |
[3] /Polizei-raeumt-Heidebogen/!5912807 | |
## AUTOREN | |
Nina Nevermann | |
## TAGS | |
Straßenverkehr | |
Niedersachsen | |
Bäume | |
Verkehrswende | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Stadtland | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Polizei räumt Heidebogen: Abgerissene Baumhäuser | |
Seit anderthalb Jahren besetzen Aktivist:innen den Wald Heibo bei Dresden, | |
der dem Kiesabbau weichen soll. Nun hat die Polizei die Räumung begonnen. | |
Kiesabbau in Deutschland: Jede Menge Kies | |
Bauen, bauen, bauen heißt, dass für den Beton massenhaft Kies aus der Erde | |
geholt wird. Die Gier bedroht die Natur. Der Widerstand gegen den Abbau | |
wächst. | |
Protest gegen Abholzung: Fecher wird geräumt | |
In Frankfurt am Main sollen Hunderte Bäume für zwei Autobahnkilometer | |
fallen. KlimaaktivistInnen protestieren. |