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# taz.de -- Naturschutz durch Wiedervernässung: Wenn Moos zurückkehrt
> Naturschützer*innen versuchen den menschengemachten Schaden am Moor
> zu beheben. Im Hartshoper Moor wurde jetzt sogar ein Moos wiederentdeckt.
Bild: Fuchsbraunes Torfmoos und sein Entdecker im Hartshoper Moor
HAMBURG taz Spektakulär sieht es nicht aus, dieses Moos – ist es aber
trotzdem. Ein kleiner orangebrauner Hügel im Moor zeigt, dass die
Bemühungen um Wiedervernässung der Moore hier Früchte tragen. Im Hartshoper
Moor bei Rendsburg wurde nach 34 Jahren zum ersten Mal wieder das
Fuchsbraune Torfmoos gesichtet, wissenschaftlicher Name: Sphagnum fuscum.
In Schleswig-Holstein galt diese Art als ausgestorben, weil sie hier so
lange nicht mehr gefunden wurde.
Die Rückkehr ist nicht nur ein Gewinn für die Artenvielfalt, sondern auch
fürs Klima. Denn Moore sind wunderbare CO2-Speicher. In der nassen und
sauerstoffarmen Umgebung zersetzen sich abgestorbene Pflanzen nämlich nicht
und geben somit das CO2, das sie zu Lebzeiten über Photosynthese
aufgenommen haben, nicht an die Atmosphäre ab. Das Treibhausgas bleibt
quasi im Moorschlamm stecken.
Das funktioniert aber nur, wenn man Moore in Ruhe lässt. Seit Jahrhunderten
haben Menschen die Moore zerstört, weil sie die Flächen für die
Landwirtschaft [1][oder den Torf als Brennstoff], oder Baumaterial nutzten.
Entwässerte Moore wiederum „setzen CO2 frei, weil sie wie ein Kompost
zusammensacken“ sagt Christian Dolnik von der Stiftung Naturschutz. Der
Botaniker kennt sich gut mit Moosen aus. Bei einer Begehung des Hartshoper
Moores – in der der Status der Wiedervernässung überprüft wurde – stieß…
vor einigen Wochen zufällig auf das Fuchsbraune Torfmoos. „Wer sich mit
Moosen auskennt, für den ist das Fuchsbraune Torfmoos durch sein Farbe
auffällig“, sagt Dolnik. „Ich habe es in Schleswig-Holstein vorher noch nie
gesehen, aber ich kannte es aus Skandinavien und Osteuropa.“
Die [2][Stiftung Naturschutz kauft seit 1978 Flächen für den Natur- und
Artenschutz]. Die Wiedervernässung im Hartshoper Moor begann 2011. Zuerst
wurden aus dem vorhandenen Torf Dämme und Wälle gebaut, Gräben verstopft
und Entwässerungsrohre entfernt. Das führte dazu, dass der Torf sich wie
ein Schwamm wieder mit Wasser vollsaugte und innerhalb weniger Monate um
einen halben Meter aufquoll und die Absackungen gestoppt wurden.
## Das Hochmoor wächst wieder
Das erste kleine Ziel war damit erreicht. „Das Krönchen ist dann, wenn das
Hochmoor wächst und die Bindung von CO2 in Torfbiomasse höher ist als die
Abgabe von CO2.“ sagt Dolnik. „Und das geschieht durch die braunen und
roten hochmoorbildenden Torfmoose“, zu denen das Fuchsbraune gehört. Der
Moos-Fund ist also ein Indikator dafür, dass die Strategie der
Wiedervernässung funktioniert und Moore wieder wachsen können. „Der Bult,
den wir gefunden haben, ist in einem guten Zustand, was ein Zeichen dafür
ist, dass er wächst“, freut sich Dolnik.
Gerade die Torfmoose sorgen aktiv dafür, dass CO2 in großen Mengen aus der
Luft gefiltert und dann als sogenannter Weißtorf gespeichert wird. Weltweit
bilden Moore nur 3 Prozent der Landfläche, speichern aber [3][30 Prozent
des erdgebundenen Kohlenstoffs]. Ein Quadratmeter Moor speichert 10- bis
15-mal so viel wie die gleiche Fläche Wald.
„Durch die Wiedervernässung im Hartshoper Moor werden 1.870 Tonnen
CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart“, rechnet die Stiftung Klimaschutz vor.
Das ist eine ganze Menge: ungefähr so viel, wie 170 Menschen pro Jahr
freisetzten. Für Dolnik ist der Moos-Fund „[4][eine kleine Sensation] und
ein großes Lob an die Moorvernässer*innen“. Ihr Engagement ist wirklich
vorbildlich.
11 Mar 2023
## LINKS
[1] /Klimaschaedlicher-Torfabbau/!5905987
[2] /Moorschutz-in-Schleswig-Holstein/!5839721
[3] /Auftauende-Permafrostboeden/!5904471
[4] https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Wiedervernaessung-von-Moo…
## AUTOREN
Franziska Betz
## TAGS
Moor
Stiftung Naturschutz
Schwerpunkt Klimawandel
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Schwerpunkt Stadtland
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