| # taz.de -- Demos in Dresden: Solidarität und Widerstand | |
| > Am Jahrestag des russischen Angriffskriegs zeigt Dresden seine | |
| > Unterstützung für die Ukraine. Aber auch die extrem rechte Szene | |
| > marschiert auf. | |
| Bild: Selfie mit dem ehemaligen österreichischen Vize-Kanzler Strache: Rechte … | |
| Dresden taz | Deutlich mehr als tausend Teilnehmer folgten am | |
| Freitagnachmittag in Dresden dem Demonstrationsaufruf eines | |
| Ukraine-Unterstützungsbündnisses. Unter ihnen befanden sich auf dem | |
| Neumarkt vor der Dresdner Frauenkirche auch zahlreiche [1][ukrainische | |
| Geflüchtete], von denen etwa 7700 in der Stadt leben. Ukrainische und | |
| europäische Fahnen beherrschten den Platz. Ein Plakat „Putin 1939“ setzte | |
| d[2][en russischen Überfall auf die Ukraine] mit dem Nazideutschlands auf | |
| die Sowjetunion gleich. | |
| Trauer und Stille dominierten. Nach eindrucksvollen Filmbildern einer | |
| liebenswerten und der zerstörten Ukraine und kurzen Animationsfilmen zum | |
| Krieg wurde in einer Schweigeminute der Opfer gedacht. Videobotschaften des | |
| Kyjiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko und des ukrainischen Botschafters | |
| Oleksij Makejew waren offenbar an alle Solidaritätsversammlungen in | |
| Deutschland gerichtet. Klitschko bedankte sich für die Hilfe, Makajew | |
| sprach von „einer Familie“. | |
| Beide zeigten sich überzeugt von einem „Sieg, den wir bald gemeinsam feiern | |
| werden“. Auf ihre Rufe „Ehre der Ukraine“ antwortete der Platz mit „Sla… | |
| Gerojem – es leben die Helden!“Betroffene erzählten ihre Geschichte, dann | |
| sprachen Vertreter mehrerer Konfessionen Friedensgebete in der | |
| Frauenkirche. | |
| Auf Dresden hatten sich aufmerksame Blicke besonders deshalb gerichtet, | |
| weil rechtsgerichtete Bewegungen und Parteien aus Sachsen, Sachsen-Anhalt | |
| und Thüringen zu einer „Friedensdemo“ auf dem Theaterplatz aufgerufen | |
| hatten. Sie erreichte allerdings nicht die angemeldete Teilnehmerzahl von | |
| dreitausend. Atmosphärisch stand sie im krassen Gegensatz zum Neumarkt. Die | |
| Veranstaltung auf dem Theaterplatz glich eher einer Hetz- und | |
| Kampfkundgebung. Russlandfahnen, waren zu sehen oder „Ami go home“-Plakate. | |
| Ein Verschnitt aus der deutschen und russischen Flagge beschwor alte oder | |
| neue Allianzen wieder herauf. | |
| ## Keine Kritik gegenüber Russland | |
| In der ersten Stunde fiel kein einziges kritisches Wort zu Putin und dem | |
| Kreml. Pegida-Vertreter Lutz Bachmann bekam – nachdem die Bewegung kaum | |
| mehr wahrnehmbar war – noch einmal Gelegenheit zu einem großen Auftritt. Er | |
| schoss sich auf die gewohnten Gegner ein, jetzt gegen „Friedensgegner, die | |
| aus den dunklen Kanälen rot-grüner Kriegstreiberparteien bezahlt werden“. | |
| „Kriegsgeil“ sei die Ampel-Regierung. Deshalb entstehe an diesem Tag in | |
| Dresden eine neue große Friedensbewegung. Bachmann warnte auch davor, | |
| [3][auf die linke „Honigfalle Wagenknecht“] hereinzufallen. | |
| Hauptredner sollten der [4][Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke] und der | |
| ehemalige österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache sein. Zuvor | |
| geißelte Sachsens AfD-Landesvorsitzender Jörg Urban die „ukrainische | |
| Kriegsmaschinerie“ und nannte die Grünen die „verlogenste Partei | |
| Deutschlands“. Nach ihm sprach die gern mit ihrem DDR-Bürgerrechtlerimage | |
| kokettierende Angelika Barbe, die einmal Landesbeauftragte für die | |
| Stasi-Unterlagen werden wollte. In dieser Hassatmosphäre wirkten eine | |
| Schweigeminute und das auf Pete Seeger zurückgehende Lied „Immer lebe die | |
| Sonne“ enorm aufgesetzt. | |
| Später zogen in unmittelbarer Hör- und Sichtweite vor der Semperoper einige | |
| hundert linke Demonstranten auf und störten mit Trommeln, Musik und | |
| Sprechchören die rechte Versammlung. Es erklangen Sprüche und Plakate wie | |
| „Gegen jeden Imperialismus – nieder mit Putin“ oder „Sprengt den Kreml … | |
| die Luft“. | |
| 24 Feb 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Michael Bartsch | |
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