# taz.de -- Werbeverbote für Junkfood: Das wurde auch Zeit | |
> Ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel ist ein effizientes Mittel, um | |
> Kinder zu schützen. Mit Bevormundung hat das nichts zu tun. | |
Bild: Kinder und Jugendliche essen zu viel Süssigkeiten | |
Wenn Ernährungsminister Cem Özdemir [1][sein Verbot von an Kinder | |
gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel durchsetzt], wäre das ein | |
großer Fortschritt. Der Koalitionspartner FDP sollte die Blockade gegen die | |
Pläne des Grünen-Politikers schleunigst aufgeben. Denn Junkfood mit zu viel | |
Salz, Fett oder Zucker trägt dazu bei, dass viele Menschen zu dick sind. | |
Kinder und Jugendliche verzehren etwa doppelt so viele Süßwaren wie | |
empfohlen. Laut Robert Koch Institut sind 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen | |
übergewichtig. Durch falsche Ernährung mitbedingte Krankheiten wie | |
Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes oder Herzinfarkt nehmen zu. | |
Studien zeigen, dass Kinder, die Werbung für Lebensmittel sehen, | |
tatsächlich mehr Kalorien zu sich nehmen. Wissenschaftlern zufolge wurden | |
bei diesen Untersuchungen andere Faktoren wie das soziale Umfeld | |
herausgerechnet. Verantwortlich waren eben nicht nur die Eltern, sondern | |
auch die Werbung. Es ist auch logisch: Wenn Kindermarketing nicht | |
funktionieren würde, gäben die Konzerne auch nicht so viel Geld dafür aus. | |
Kinder sind eine leichte Beute für sie, sind sie doch leichter | |
beeinflussbar als Erwachsene: Bis zum Alter von 4 Jahren können sie noch | |
gar nicht zwischen Werbung und dem normalen Fernsehprogramm unterscheiden. | |
Dass sie trotzdem durch Werbung manipuliert werden dürfen, ist ein Skandal. | |
Werbeverbote sind auch nicht ein unzulässiger Eingriff des Staates in die | |
Freiheit der BürgerInnen. Keinesfalls will Özdemir irgendwem verbieten, | |
irgendetwas zu essen. [2][Kein Bürger wird entmündigt, wie die FDP | |
suggeriert]. Werbeeinschränkungen sind ein etabliertes Mittel in vielen | |
Demokratien. Auch in Deutschland, wo bereits seit 1975 Werbespots für | |
Zigaretten und andere Tabakerzeugnisse in Radio und Fernsehen untersagt | |
sind. Alkoholwerbung darf sich schon lange nicht an Kinder und Jugendliche | |
wenden. Und dennoch würde niemand außer den Profiteuren des Geschäfts mit | |
Tabak und Alkohol auf die Idee kommen, der Staat wolle die Menschen | |
bevormunden. | |
## Keine willkürlichen Kriterien | |
Die Definition von ungesunden Nahrungsmitteln ist auch nicht willkürlich. | |
Vielmehr orientiert sie sich an den Nährwertprofilen der | |
Weltgesundheitsorganisation, die für 17 Kategorien wie Frühstückscerealien | |
oder Süßigkeiten Grenzwerte festgelegt hat. | |
Die Lebensmittelindustrie wendet nun ein, statt Werbung für bestimmte | |
Lebensmittel zu verbieten, sollten die Menschen lieber dazu angehalten | |
werden, sich mehr zu bewegen. Für mehr Fitness zu werben ist sicherlich | |
richtig. Aber das schließt ja nicht aus, auch durch ein Werbeverbot eine | |
bessere Ernährung zu fördern. | |
28 Feb 2023 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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