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# taz.de -- Vorbestrafter Neonazi macht Jagdprüfung: Legaler Waffenbesitz in A…
> Sven Krüger ist rechtsextrem und wegen Körperverletzung vorbestraft. Er
> kann jetzt einen Jagdschein beantragen, der Umgang mit Schusswaffen
> erlaubt.
Bild: Vorbestraft unter anderem wegen schwerer Körperverletzung: Sven Krüger …
Die „Wählergemeinschaft Heimat“ heizt in der Region [1][Grevesmühlen] die
Stimmung gegen geplante Geflüchtetenunterkünfte [2][weiter an]. Auf ihrer
Facebook-Seite mahnt die „Wählergemeinschaft“ um Sven Krüger zu einer
Unterkunft in Upahl nahe der Stadt in Mecklenburg-Vorpommern an: „Wenn
Upahl verliert, dann sind die Containerdorf-Bauer nicht mehr aufzuhalten.“
Überall würden „dann Dörfer mit ‚bunter Vielfalt‘ in Blech-Einheitsbau…
beglückt“. Der Traum vom „friedlichen Landleben“ würde dann vorbei sein.
[3][Krüger hetzt schon lange gegen Geflüchtete.] Der vorbestrafte
Rechtsextreme konnte dennoch eine Jäger*innenprüfung erfolgreich
absolvieren.
Seit Jahren ist Krüger in Mecklenburg-Vorpommern eine Größe in der
rechtsextremen Szene. Der frühere Kameradschaftsanführer und ehemalige
NPD-Mandatsträger ist heute Gemeinderatsmitglied in Gägelow und [4][immer
wieder in den Medien].
Das kleine Dorf Jamel, wo der Abrissunternehmer mit Familie lebt, erklärte
der 48-Jährige zur „national befreiten Zone“. Im Laufe der Jahre gelang es
ihm, der in dem Dorf aufgewachsen war, dass [5][immer mehr Gleichgesinnte
dorthin zogen]. Schon 1999 war er nach einem Überfall auf eine Jugendgruppe
auf einem Campingplatz als Haupttäter zu drei Jahren und neun Monaten
verurteilt worden. Bis 2011 wies Krügers Polizeiakte 51 Vorstrafen auf:
wegen schwerer Körperverletzung, gewerbsmäßiger Hehlerei,
Landfriedensbruchs, Einbruchs, Diebstahls, räuberischer Erpressung und der
Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole.
## Prüfung ohne Führungszeugnis
Seine Jagdprüfung durfte er am 24. Februar in Stralsund trotzdem machen,
das Prüfungszeugnis veröffentliche er online. Die Urkunde trägt den Stempel
der Jagdbehörde des Kreises Vorpommern-Rügen. In seinem Heimat-Landkreis
wäre der ehemalige Hammerskin nicht zur Prüfung zugelassen worden, heißt
es. Ganz legal könnte der auch wegen illegalen Waffenbesitzes Verurteilte
nun Gewehre und Pistolen beziehen.
Für Michael Noetzel, Sprecher der Linken-Landtagsfraktion für Innenpolitik
und Rechtsextremismus, ist das „blankes Behördenversagen“. Nun müsse
verhindert werden, dass Krüger einen Jagdschein erhält und damit die
Erlaubnis zum Umgang mit und Besitz von Waffen, sagt Noetzel.
In Mecklenburg-Vorpommern, versichert Innenminister Christian Pegel (SPD)
stetig, sollen Rechtsextreme und Reichsbewegte keine Waffen führen dürfen.
Die Crux: In dem Bundesland muss für die Prüfung kein polizeiliches
Führungszeugnis vorgelegt werden. Der rechtsextreme Hintergrund sei dem
Landkreis zudem nicht bekannt gewesen, erklärte eine Sprecherin.
Das Oberverwaltungsgericht in Mecklenburg-Vorpommern hat die Pflicht zum
Führungszeugnis gekippt. Die Prüfung der Zulässigkeit erfolgt erst, wenn
ein Jagdschein beantragt wird. Den Schein kann Krüger aber auch an anderer
Stelle irgendwann einmal beantragen.
Auf Facebook warnt er wegen der angeblichen Krise der Geflüchtetenpolitik
mit Hinweis auf die Ausschreitungen 1992 in Rostock-Lichtenhagen: „Die
Geschichte muss sich nicht wiederholen, wenn Politiker es nicht befeuern.“
2 Mar 2023
## LINKS
[1] /Grevesmuehlen/!t5911717
[2] /Proteste-gegen-Fluechtlingsunterkunft/!5914233
[3] /Rechte-Ausschreitungen-in-Ostdeutschland/!5910591
[4] /Neonazi-Zentrum-wird-verkauft/!5873551
[5] /Festival-Jamel-rockt-den-Foerster/!5874165
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Kolumne Der rechte Rand
Rechtsextremismus
Grevesmühlen
Jagdgesetz
Schwerpunkt Neonazis
Waffenrecht
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt AfD
Kolumne Der rechte Rand
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