| # taz.de -- Habecks Energiewendepläne: Dokument der Hilflosigkeit | |
| > Der grüne Wirtschaftsminister will noch mehr Staat bei der Energiewende. | |
| > Das setzt eine problematische Entwicklung der Vergangenheit fort. | |
| Bild: Robert Habeck im Energiepark in Klettwitz am 22. Februar | |
| Der grüne Bundeswirtschaftsminister will Handlungsstärke zeigen, denn es | |
| gibt ein Problem: Die Energiewende in Deutschland kommt nicht so voran, wie | |
| es die Bundesregierung vorhat. Offenbar reichen die bestehenden | |
| Marktmechanismen und der aktuelle Rechtsrahmen nicht aus, um ausreichend | |
| Investoren für Energiewendeprojekte zu gewinnen. | |
| Deswegen will Robert Habeck [1][nun zum großen Wurf ausholen]. Doch was als | |
| starkes Signal herüberkommen soll, ist vor allem eines: ein Dokument der | |
| Hilflosigkeit, der politischen Verzweiflung. Die Pläne des Ministers sind | |
| das Eingeständnis, dass die Wirtschaft aus freien Stücken bei der | |
| Energiewende kaum mehr bereit ist mitzuziehen. Längst hat sich in der | |
| Branche eine Mentalität von Phlegma breitgemacht – ohne Staatshilfe ist | |
| kaum noch jemand gewillt, sich zu bewegen. | |
| Denn die energiewirtschaftlichen Kapriolen haben viel Vertrauen zerstört. | |
| Als Solar- und Windkraftanlagen, die man seit zwei Jahrzehnten durch das | |
| EEG mit Milliardenbeträgen fördert, aufgrund der gestiegenen | |
| Börsenstrompreise plötzlich ohne staatliche Stütze rentabel wurden, hatte | |
| die Bundesregierung nichts Eiligeres zu tun, als Gewinne abzugreifen. Was | |
| den fatalen Eindruck hinterließ: In der Energiewirtschaft sollte man sich | |
| nie auf eigene Markterwartungen stützen, [2][sondern nur dort investieren, | |
| wo es langfristige Staatsgarantien gibt]. | |
| Inzwischen kommt der Staat, der die Energiewirtschaft durch immer | |
| kleinteiligere Steuerung zunehmend unter seine Fuchtel brachte, aus dieser | |
| Nummer nicht mehr heraus. Mit seinen neuen Ideen setzt Habeck daher | |
| notgedrungen die Flucht nach vorne an: noch mehr Staat für die | |
| Energiewende. | |
| Natürlich sind manche der Ansätze erwägenswert – gezielte Bürgschaften f�… | |
| Energiewendeprojekte etwa. Schließlich gibt es keinen Grund, einerseits | |
| Auslandsinvestitionen durch Hermesbürgschaften abzusichern, andererseits | |
| aber Investitionen im Inland, wenn sie den Interessen das Landes dienen, | |
| außen vor zu lassen. | |
| ## Zwei verschiedene Strompreise? | |
| An anderer Stelle werden Habecks Pläne dann aber bizarr. Weil man die | |
| Solarindustrie – grundsätzlich sinnvoll – nach Deutschland zurückholen | |
| will, die hohen Stromkosten aufgrund der energieintensiven Prozesse der | |
| Branche aber ein Problem sind, will der Staat einen subventionierten | |
| „Dekarbonisierungsstrompreis“ festlegen. Das wäre das Ende des bisherigen | |
| Strommarkts. Zumal diffus bleibt, welches Fass Habeck hier möglicherweise | |
| aufmachen will. | |
| Werden die „guten“ Industriebranchen plötzlich andere – günstigere – | |
| Stromverträge bekommen als die „bösen“? Man muss kein Oberliberaler sein, | |
| um bei solcher staatlicher Einflussnahme ein ungutes Bauchgefühl zu | |
| bekommen. | |
| 25 Feb 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernward Janzing | |
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