| # taz.de -- Großstädte in der Klimakrise: Umbau statt Neubau | |
| > Vor der Berlinwahl fordern Umweltverbände den neuen Senat auf, | |
| > Neuversiegelung zu stoppen. Besonders Wohnungsneubau am Stadtrand sehen | |
| > sie kritisch. | |
| Bild: Viel Beton, kein Grün: Am Alexanderplatz gäbe es viel zu entsiegeln | |
| „Auch in Berlin sind die [1][Grenzen des Wachstums] erreicht“, sagt Tilman | |
| Heuser, Geschäftsführer des BUND Berlin, auf einer Pressekonferenz am | |
| Dienstagvormittag. Gemeinsam mit den Vertreter:innen vier weiterer | |
| Umweltverbände stellte Heuser ein Forderungspapier an den neuen Senat vor. | |
| Kernforderung des Papiers ist, die weitere Versiegelung von Stadtflächen | |
| deutlich zu reduzieren. Der kommende Senat müsse Friedhöfe, Kleingärten, | |
| Uferstreifen und andere Grünflächen konsequent schützen, so Heuser. | |
| Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise seien die [2][Grünflächen | |
| der Stadt] von enormer Wichtigkeit, erklärt Juliana Schlaberg vom Nabu | |
| Berlin. „Versiegelte Flächen heizen sich vielmehr auf und verhindern das | |
| Versickern von Regenwasser.“ Nichtversiegelte Böden böten Lebensraum für | |
| viele Tierarten und seien CO²-Speicher. „Naturschutz ist Klimaschutz“, so | |
| Schlagberg. | |
| Laut eigener Zielgaben will die Stadt die Neuversiegelung bis 2030 auf | |
| netto null begrenzen. Das heißt, für jede neu bebaute oder asphaltierte | |
| Fläche müsste genauso viel Fläche wieder entsiegelt werden. Doch bisher | |
| seien kaum Bemühungen unternommen worden, dieses Ziel zu erreichen. „Mit | |
| den aktuellen Neubauambitionen ist das Ziel nicht zu erreichen“, kritisiert | |
| Schlaberg. | |
| Zuletzt hatte die SPD-geführte Koalition bekanntgegeben, pro Jahr 20.000 | |
| neue Wohnungen schaffen zu wollen. Realisiert werden diese vor allem durch | |
| Neubauprojekte am Stadtrand, bei denen ökologisch wertvolle Grünflächen | |
| verlorengehen. | |
| ## Vorhandene Potenziale nutzen | |
| Uwe Hiksch von den Naturfreunden kritisiert, dass der Senat immer wieder | |
| vollmundige Versprechungen für den Erhalt der Stadtnatur macht, den | |
| Ankündigungen bisher keine Taten folgen lassen hat. „Es gibt durchaus eine | |
| verbale Aufgeschlossenheit, aber in der Realität herrscht | |
| Verhaltensstarre“. | |
| Die Verbände fordern daher den kommenden Senat auf, das Ziel der Nettonull | |
| schon jetzt umzusetzen. Dafür müsse neuer Wohnraum auf bereits versiegelter | |
| Fläche geschaffen werden – wie zum Beispiel durch Aufbauten auf | |
| Supermärkten und zusätzliche Stockwerke. Laut Machbarkeitsstudie des Nabu, | |
| die Schlaberg zitiert, gäbe es Potenzial, auf 1.140 Hektar bereits | |
| versiegelter Fläche zu bauen. | |
| „Berlin hat enorm viel Platz auf den bereits versiegelten Flächen“, so | |
| Heuser. Statt immer nur auf Neubau auf der grünen Wiese zu setzen, müsse | |
| man endlich „mit dem [3][ökologischen Stadtumbau] anfangen“. | |
| Die Verbände fordern daher nicht nur die bestehenden Grünflächen rechtlich | |
| besser zu schützen, sondern auch deutlich mehr in die Verwaltung zu | |
| investieren. Der jahrelange Sparkurs die Handlungsmöglichkeiten des Senats | |
| erheblich eingeschränkt, erklärt Hiksch, indem Verwaltungen ausgedünnt und | |
| landeseigene Flächen verkauft wurden. Doch nun müsse der Senat endlich ins | |
| Handeln kommen: „Wir werden dem neuen Senat Druck machen“, kündigt Hiksch | |
| an. | |
| 8 Feb 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jonas Wahmkow | |
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