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# taz.de -- WWF und die Deutsche Bank: Kooperation für das grüne Image?
> Die Naturschutzorganisation WWF arbeitet künftig mit der Privatkundenbank
> der Deutschen Bank zusammen. NGOs wie Facing Finance sind skeptisch.
Bild: Kooperiert nun mit WWF: Die Deutsche Bank, hier in Frankfurt am Main
Berlin taz | Die Ankündigung der Naturschutzorganisation WWF und der
Deutschen Bank, künftig in Nachhaltigkeitsfragen zusammenzuarbeiten, stößt
bei Nichtregierungsorganisationen aus der Finanzbranche auf Skepsis. Die
Deutsche Bank versuche sich durch die Zusammenarbeit mit dem WWF lediglich
ein besseres Image zu verschaffen – das vermutet Thomas Küchenmeister,
geschäftsführender Vorstand bei der Berliner NGO Facing Finance.
Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei der
Bürgerbewegung Finanzwende, fordert: „Die Zusammenarbeit mit dem WWF sollte
zeitnah zu konkreten Schritten seitens der Deutschen Bank führen“.
WWF und Deutsche Bank [1][hatten am Montag angekündigt], in den kommenden
zwei Jahren in Finanzfragen zu kooperieren. Bei der Zusammenarbeit geht es
um die Privatkundensparte der Deutschen Bank. Der WWF soll das Geldinstitut
hier zu Kundengesprächen, Strukturen und Prozessen und dem Projekt „grüne
Filiale“ beraten.
Die Zusammenarbeit habe das Ziel, „Veränderungen zu beschleunigen und
Finanzierungen richtig zu lenken“, erklärte Heike Vesper, Geschäftsführerin
im Bereich Politik und Transformation beim WWF. Die Umweltorganisation
könnte etwa strengere Kriterien bei der Kreditvergabe vorschlagen oder
Beratungen zur nachhaltigen Geldanlage verbessern. Am 1. März beginnt die
Zusammenarbeit.
## Deutsche Bank soll Finanzierung fossiler Energien beenden
„Wenn Banken nachhaltiger werden wollen und das mithilfe von NGOs, ist das
erst mal etwas Positives“, sagt Küchenmeister von Facing Finance. Die
punktuelle Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bank und WWF gehe aber am
eigentlichen Problem vorbei. „Die Privatkundenbank ist natürlich ein
relevanter Bereich, aber viel wichtiger wäre es, wenn sich die Deutsche
Bank beim Kerngeschäft Investment und Unternehmensfinanzierungen besser
aufstellt“, sagt Küchenmeister.
Die Deutsche Bank müsse die Finanzierung von fossilen Energien beenden.
Daran ändere die Zusammenarbeit offensichtlich nichts, so Küchenmeister.
Auf Anfrage der taz schreibt die Sprecherin der Deutschen Bank: „Den
sofortigen Ausschluss einzelner Unternehmen oder Branchen halten wir nicht
für zielführend.“ Die Bank wolle die Unternehmen bei der Transformation
begleiten. Für Küchenmeister steht die Deutsche Bank aber in Sachen
Nachhaltigkeit „sehr stark in der Kritik“. Das sieht auch Magdalena Senn
von Finanzwende so: „Die bisherigen freiwilligen Zusagen der Deutschen Bank
zur Nachhaltigkeit sind viel zu schwach“, sagt Senn.
Auch im nachhaltigen Finanzratgeber [2][Fair Finance Guide], den
Küchenmeister mitherausgibt, schneidet die Deutsche Bank „sehr schwach“ ab.
Im allgemeinen Ranking landet das Institut auf den hinteren Plätzen. Es
wurden zwar kleine Verbesserungen beim Thema Klimaschutz notiert, aber die
Zusammenarbeit mit Kohleunternehmen sowie unklare Richtlinien bei der
Vermögensverwaltung der Tochtergesellschaft DWS werden bemängelt.
## Deutsche Bank schneidet mit „zeitgemäß“ ab
Im [3][Bankenrating des WWF] von 2021 kommt die Deutsche Bank hingegen –
zumindest verglichen mit anderen 14 „konventionellen“ Banken, die für die
Analyse berücksichtigt wurden – nicht schlecht weg. Sie schneidet im
Bereich „Umwelt und Klima“ mit „zeitgemäß“ ab.
In den letzten Jahren stand die Deutsche Bank vor allem [4][in der Kritik],
weil ihre Fondsgesellschaft DWS systematisch Greenwashing betrieben haben
soll. Seit 2021 prüft die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin) die Vorwürfe, bei denen es unter anderem um einen
Unternehmensbericht von 2020 geht. Die damalige Nachhaltigkeitschefin
Desiree Fixler machte darauf aufmerksam, dass der Bericht nicht stimme. Sie
drängte auf Reformen – und wurde daraufhin entlassen. Der Bericht wurde
inzwischen korrigiert und die BaFin und US-Behörden ermitteln gegen die DWS
wegen Greenwashings.
Zu den Vorwürfen gegen die DWS wollte sich ein Sprecher des WWF nicht
äußern. Er betonte aber, dass die DWS nicht Teil des Beratungsvertrags ist.
Und über die Nachhaltigkeit der Privatkundenbank der Deutschen Bank könne
man erst eine Aussage treffen, wenn die Beratungen stattgefunden haben. Dem
Vorwurf, dass die Bank ihr Image mit dem WWF reinwaschen wolle, widersprach
er: Wenn bei der Deutschen Bank etwas schiefliefe, würde der WWF das auch
bemängeln.
16 Feb 2023
## LINKS
[1] https://www.wwf.de/2023/februar/deutsche-bank-und-wwf-vereinbaren-zusammena…
[2] https://www.fairfinanceguide.de/
[3] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Unternehmen/WWF-Zweit…
[4] /Vermoegensverwalter-DWS-tauscht-Chef-aus/!5855193
## AUTOREN
Tom Burggraf
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Finanzen
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Greenwashing
Schwerpunkt Klimawandel
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