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# taz.de -- Als ich einmal meine Frau erfreuen wollte: Eigentor am Valentinstag
> Am Valentinstag wollte ich alles richtig machen. Aber das mit den Blumen
> ist nach hinten los gegangen.
Bild: Das wäre die richtige Lösung gewesen: Blumen in einem Blumenladen
„Papa, du musst unbedingt für Mama zum Valentinstag Blumen kaufen. Sonst
bringt sie dich um. Ich will nicht als Halbwaise aufwachsen“, kommt meine
kleine Tochter Hatice sehr besorgt angelaufen.
Ich renne sofort zum Bankautomaten, stecke meine Karte rein und tippe die
Nummer. Aber dieser Besserwisser von Bankautomat meint nur: „Das ist nicht
die richtige Nummer! Zweimal darfst du noch raten!“
Ich gebe eine andere Nummer ein.
„Ich glaube, du willst wohl kein Geld“, steht jetzt auf dem Monitor frech
geschrieben.
„Rück endlich mein Geld raus, du blöde Blechkiste“, beschimpfe ich den
Bankautomaten und trete gegen sein virtuelles Schienbein. Da merke ich,
dass er doch recht hatte! Das war die Nummer von der Videothek. Schnell
tippe ich die richtige Nummer ein, um meine letzten 200 Euro abzuheben.
Danach laufe ich zum Blumenladen am Bahnhof.
„Ich brauche dringend Blumen für meine Frau wegen [1][Valentinstag]“, rufe
ich hastig.
„Wie viel Geld wollen Sie denn ausgeben?“, fragt die Verkäuferin.
„Von wollen kann doch keine Rede sein.“
„Nun gut, was mag denn Ihre Frau am liebsten?“
„Sie mag am liebsten mit Hackfleisch gefüllte Paprika, Köfte, Pilav und
Auberginen. Aber ich soll trotzdem Blumen kaufen.“
Dann hole ich mein Portemonnaie raus.
Bei Allah, es ist total leer! Nachdem ich die Bankkarte wieder eingesteckt
habe, muss ich sofort losgelaufen sein, ohne auf das Geld zu warten. Ich
renne blitzschnell aus dem Laden.
„Hey, was ist denn jetzt mit Ihren Blumen?“
„Ich hole sie später, oder auch nicht.“
Obwohl ich nicht den Schimmer einer Hoffnung habe, flitze ich zur Bank
zurück. Keine Menschenseele ist in der Nähe des Bankautomaten zu sehen.
Aber leider auch keine einzige Banknote!
Es ist bereits dunkel. Es muss einen Notplan her! Ich laufe schnurstracks
zum [2][Friedhof] und schnappe mir einen tollen, riesengroßen Blumenkranz.
„Eminanim, herzlichen Glückwunsch zum Valentinstag“, verkünde ich zu Hause
gut gelaunt und übergebe ihr stolz das hübsche Gebinde mit den vielen
Blümchen drauf.
Keine fünf Sekunden später macht sie das Fenster auf und schleudert mein
schönes Geschenk auf die Straße.
„Osman, du Schuft!“
Geschockt schaue ich nach unten – meinen tollen [3][Blumen] nach. Hatice
steht auf dem Bürgersteig und schaut ebenfalls geschockt zu mir nach oben.
„Papa, was ist denn jetzt wieder los?“, fragt sie verwirrt.
„Ich weiß auch nicht, was deine Mutter hat? Dabei habe ich ihr zum
Valentinstag einen so hübschen Blumenkranz besorgt, wo doch andere Männer
nur ein paar läppische Blümchen schenken. Deine Mutter ist so was von
undankbar!“
„Hast du eigentlich gelesen, was hier auf der Schleife draufsteht?“
„Nein. Was für eine Schleife denn?“
„Darauf ist ein Gedicht. Ein ganz bescheuertes Gedicht. Ich lese es dir mal
vor, Papa:
Hier liegt mein Weib,
Gott sei’s gedankt!
Bis ins Grab hat sie gezankt.
Lauf, lieber Leser, schnell von hier,
sonst steht sie auf und rauft mit dir!“
16 Feb 2023
## LINKS
[1] /Valentinstag/!t5019848
[2] /Friedhof/!t5019978
[3] /Blumen/!t5018617
## AUTOREN
Osman Engin
## TAGS
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Valentinstag
Blumen
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Liebe
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Valentinstag
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