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# taz.de -- Über romantische Beziehungen: Dating? Gibt Wichtigeres
> Flirten, Daten und romantische Beziehungen können wunderschön sein. Doch
> ein Leben ohne kann genauso erfüllend sein. Es ist Zeit, das
> anzuerkennen.
Bild: Die romantische Liebe ist nicht immer schön
Zum Abschluss dieser Dating-Kolumne möchte ich gern noch einmal sagen:
Lasst uns Dating weniger wichtig nehmen. Flirten, verliebt sein,
romantische Beziehungen – all das kann wunderschön sein. Aber der
Stellenwert, den es in unserer Gesellschaft einnimmt, steht in keinem
Verhältnis. Ich wünsche mir eine Welt, in der romantische Beziehungen
[1][nicht mehr als die Nummer-eins-Voraussetzung für ein erfülltes Leben
gelten].
Single sein wird als bemitleidenswerter Zustand angesehen, der so schnell
wie möglich überwunden werden muss. Mit diesem Narrativ verdient der
ständig wachsende Markt der Dating-Apps eine Menge Geld. Doch was soll das
überhaupt heißen: Single? Der Begriff suggeriert, Menschen ohne romantische
Partnerschaft seien ganz allein im Universum. Klar, dass diese Vorstellung
Angst macht. Gerade jungen Mädchen wird von klein auf eingebläut, der Sinn
ihrer Existenz bestünde darin, ihren Traumprinzen zu finden. Singlemänner
können sich mit zunehmendem Alter immer noch als freiheitsliebend und
abenteuerliebend verkaufen. Doch je älter Frauen ohne romantische
Partnerschaft werden, desto mehr gelten sie als gescheitert.
[2][Das löst enormen Druck aus.] Er kann dazu führen, dass wir unsere
Erwartungen an Partnerschaft bis in die Kanalisation herunterschrauben und
in unbefriedigenden Beziehungen verharren. Wir lernen, dass all das besser
ist, als keine Beziehung zu haben. In „Radikale Zärtlichkeit“ nennt Şeyda
Kurt das „toxische Romantik“: Alles wird dem Ideal der romantischen Liebe
untergeordnet. Es reicht, sich einmal im Freund:innenkreis umzuhören, um
all diese Erzählungen zu widerlegen. Die meisten verpartnerten Menschen,
die ich kenne, sind manchmal verliebt und glücklich, manchmal aber auch
todunglücklich. Romantische Beziehungen bringen fast immer auch Konflikte
mit sich. Wer in ihrer:seiner Partnerschaft gerade zufrieden ist, ist
das außerdem nicht automatisch auch in allen anderen Lebensbereichen.
Ich wünsche mir eine Welt, in der wir romantische Beziehungen als eine von
vielen möglichen Beziehungsformen sehen. In der romantische Liebe oder Sex
nicht mehr ist, als eine von vielen Möglichkeiten, Glück, Euphorie oder
Verbundenheit zu empfinden. Neben: Tanzen, sich von einem Bergpanorama
überwältigen lassen, ein tiefes Gespräch führen. Und natürlich:
Freund:innenschaften.
Der:die Poet:in und Performer:in Alok Vaid-Menon postet jedes Jahr zum
Valentinstag ein Gedicht, das mich sehr berührt. Darin steht unter anderem:
„Ich möchte eine Welt, in der wir die Namen all unserer besten
Freund:innen auflisten können, wenn wir gefragt werden, ob wir mit
jemandem zusammen sind, und niemand mit der Wimper zuckt.“ Eine solche Welt
wäre nicht nur für sogenannte Singles ein wertschätzenderer Ort. Auch
Menschen in Partnerschaften könnte es mehr Unabhängigkeit verschaffen, zu
wissen: Es gibt viele lebenswerte Alternativen.
23 Aug 2022
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## AUTOREN
Lou Zucker
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