| # taz.de -- Konzerne und ihre Klimaversprechen: Intransparent und wenig plausib… | |
| > Die Klimaziele der Unternehmen reichen bei weitem nicht, um die | |
| > Erderhitzung zu begrenzen, so eine Studie. Zudem rechnen einige ihre | |
| > Reduktionen schön. | |
| Bild: Liegen der neuen Studie zufolge richtig: Greenpeace-Aktivist:innen prange… | |
| Berlin taz | Es läuft gerade gut für die klimaschädliche Fossilwirtschaft: | |
| [1][Multis wie Shell, BP und TotalEnergies haben ihre Jahresergebnisse | |
| vorgestellt] und dabei von gigantischen Einnahmen berichtet. Die Nachfrage | |
| nach Öl und Gas war vor allem wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine groß, | |
| die Preise lagen hoch. Klimaschutz rückte auch bei 1,2 Grad Erderhitzung in | |
| den Hintergrund. | |
| Der Ölkonzern BP will sogar sein Klimaziel anpassen – nach unten. | |
| Eigentlich hatte er versprochen, seine Ölförderung bis 2030 um 40 Prozent | |
| zu senken. Jetzt sollen es nur noch 25 Prozent sein. | |
| Es sind aber nicht nur die unmittelbar klimaschädlichen Branchen, deren | |
| Versprechungen man mit Vorsicht begegnen muss. Das legt zumindest eine | |
| Studie des Thinktanks New Climate Institute und der Umweltorganisation | |
| Carbon Market Watch nahe, die an diesem Montag erscheint. Für den | |
| [2][Corporate Climate Responsibility Monitor] haben die Expert:innen die | |
| Klimaziele von 24 global agierenden Konzernen untersucht, die sich selbst | |
| als klimafreundlich darstellen. | |
| Das Ergebnis: Die ausgerufenen Ziele passen nicht mit dem zusammen, was | |
| nötig wäre. In Summe wollen die untersuchten Unternehmen ihre Emissionen | |
| bis 2030 nur um 15 bis maximal 21 Prozent gegenüber 2019 senken. Zum | |
| Vergleich: Um die [3][Grenze von 1,5 Grad Erderhitzung] nicht zu | |
| überschreiten, müssten die globalen Emissionen sich in diesem Zeitraum laut | |
| Weltklimarat IPCC ungefähr halbieren. Hinzu kommt laut der Analyse, dass | |
| die Ziele auch noch kaum mit tatsächlichen Maßnahmen unterlegt sind, also | |
| mit praktischen Veränderungen im Betriebsablauf. | |
| ## Niemand ist bester | |
| Der Monitor sortiert die Unternehmen in fünf verschiedene Kategorien von | |
| „hoher Integrität“ bis „sehr niedriger Integrität“ ein – je nachdem… | |
| transparent und vor allem plausibel ihre Klima-Versprechen sind. In die | |
| beste Sparte hat es kein einziger Konzern geschafft. In der zweiten | |
| [4][Gruppe mit „passabler Integrität“ ist nur die dänische Reederei | |
| Maersk]. Die US-amerikanischen Tech-Riesen Apple, Google und Microsoft | |
| sowie etwa der schwedische Textilkonzern H&M sind alle in der mittleren | |
| Kategorie gelandet – „mäßige Integrität“. Dort findet sich auch [5][der | |
| deutsche Industriekonzern ThyssenKrupp]. | |
| Andere Unternehmen mit Sitz in Deutschland haben schlecht abgeschnitten, | |
| nämlich in der vorletzten Gruppe „niedrige Integrität“. Dort sammeln sich | |
| die Deutsche Post sowie die Autokonzerne Mercedes-Benz und Volkswagen. | |
| Dasselbe Niveau haben die Expert:innen zum Beispiel dem | |
| US-Onlinegiganten Amazon attestiert. | |
| ## Beliebtes Greenwashing | |
| Die Untersuchung enttarnt auch einige Rechenspielchen, etwa in Bezug auf | |
| Ankündigungen der Unternehmen, in einigen Jahrzehnten klimaneutral sein zu | |
| wollen. Dazu muss man ins Kleingedruckte gucken, heißt es. Ein oft | |
| genutzter Trick ist es demnach beispielsweise, das Versprechen nicht auf | |
| die gesamte Lieferkette zu beziehen, obwohl das nötig wäre. Rechnet man die | |
| ein, streben die Unternehmen laut der Untersuchung im Durchschnitt nur | |
| Treibhausgas-Reduktionen um 36 Prozent an – statt 100 Prozent, wie es das | |
| Wort Klimaneutralität impliziert. | |
| Ähnlich war der [6][Corporate Climate Responsibility Monitor auch schon im | |
| vergangenen Jahr ausgefallen], als er erstmals erschien. „Zu einer Zeit, in | |
| der Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck beichten und senken müssten, nutzen | |
| viele lieber vage und irreführende Versprechen von ‚Klimaneutralität‘, um | |
| ihre Marke zu greenwashen, während sie eigentlich weitermachen wie bisher“, | |
| kritisierte Sabine Frank, Chefin von Carbon Market Watch. | |
| 13 Feb 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Rekordgewinne-bei-TotalEnergies/!5911019 | |
| [2] https://newclimate.org/ | |
| [3] /taz-Podcast-klima-update/!5913398 | |
| [4] /Schifffahrt-ohne-Diesel/!5890079 | |
| [5] /Wasserstoff-in-der-Industrie/!5911020 | |
| [6] /Oeko-Bilanz-grosser-Unternehmen/!5830561 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Schwarz | |
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