| # taz.de -- Sicherheitskonferenz in München: Bitterer Aufruf der Gegen-Demo | |
| > Die Welt hat sich verändert. Doch bei der Münchner Friedenskonferenz, der | |
| > Gegenveranstaltung zur Sicherheitskonferenz, leiern ganz alte Platten. | |
| Bild: Demonstrant gegen die Sicherheitskonferenz in München 2022 | |
| Die Münchner Sicherheitskonferenz, die kommenden Freitag startet, wird eine | |
| andere Veranstaltung sein als in der Vergangenheit. Über viele Jahre kamen | |
| im Hotel Bayerischer Hof alle zusammen: Dominiert wurde die Konferenzen | |
| zwar immer von westlichen Regierungsvertreter*innen, andere Staaten waren | |
| aber auch dabei – einschließlich Russland. | |
| Man war in Kontakt, selbst wenn man sich wenig zu sagen hatte. Jetzt, knapp | |
| ein Jahr nach Beginn der [1][russischen Invasion] [2][in die Ukraine], ist | |
| es anders: Die Veranstalter haben die russische Regierung nicht eingeladen. | |
| In neuen Zeiten wird die Konferenz einen neuen Charakter bekommen. | |
| Ein Update könnten äquivalent dazu auch die Proteste vertragen, die | |
| traditionell vor der Tür stattfinden. Die geopolitischen Rahmenbedingungen | |
| haben sich geändert, neu nachdenken müssten daher auch Friedensgruppen. | |
| Gerade in Zeiten, in denen das Denken in militärischen Kategorien zunimmt, | |
| wäre ein Pazifismus auf der Höhe der Zeit als Korrektiv dringend nötig. | |
| Umso bitterer liest sich der Demo-Aufruf des Bündnis gegen die | |
| Sicherheitskonferenz. Im Vorjahr, wenige Tage vor Kriegsbeginn, sprachen | |
| die Aktivist*innen auf ihrer Kundgebung davon, dass sich die CIA die | |
| russischen Einmarschpläne ausgedacht habe. Statt aus diesem Irrtum zu | |
| lernen, legen sie jetzt wie große Teile der Friedensbewegung weiter die | |
| alte Platte auf. | |
| ## Sie machen klar, bei wem sie eigentlich die Schuld sehen | |
| In einem Alibi-Satz verurteile sie zwar den „völkerrechtswidrigen | |
| russischen Angriffskrieg“. Es folgt aber ein langer Absatz, in dem sie | |
| klarmachen, bei wem sie die eigentliche Schuld sehen: bei der Nato, deren | |
| Osterweiterung und dem „rechten Putsch“ 2014 in Kiew. | |
| Natürlich fehlt auch das mittlerweile gewohnte Zauberwort nicht, ähnlich | |
| wie im neuesten Offenen Brief von [3][Sahra Wagenknecht und Alice | |
| Schwarzer]: Statt Waffenlieferungen müsse es sofort „Verhandlungen“ geben … | |
| ganz so als reiche es für den Frieden aus, dass sich die Kriegsparteien | |
| lange genug an einen Tisch setzen. | |
| Was fehlt: Auch nur der Versuch einer Antwort auf all die Fragen, die ein | |
| Friedensabkommen so schwer vorstellbar machen – angefangen damit, wie | |
| Sicherheitsgarantien für die Ukraine aussehen könnten, die Kiew ausreichen | |
| und für Moskau trotzdem akzeptabel sind. | |
| Die Münchner Friedenskonferenz, die als Gegenveranstaltung zur | |
| Sicherheitskonferenz ebenfalls am nächsten Wochenende stattfindet, könnte | |
| eigentlich den Raum bieten, [4][ernsthaft über solche Fragen nachzudenken]. | |
| Aber ob das passieren wird? Referent*innen aus der Ukraine sind | |
| ausweislich des Programms schon mal nicht auf den Podien. Warum auch? Am | |
| Ende könnten sie die lange gewohnten Glaubenssätze ja noch infrage stellen. | |
| 13 Feb 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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