| # taz.de -- Jahreswirtschaftsbericht: Keine weitere Rezession in diesem Jahr | |
| > Die Konjunktur könnte laut Jahreswirtschaftsbericht um 0,2 Prozent | |
| > wachsen. Wirtschaftsminister Habeck sagte, es sei gelungen, eine | |
| > Wirtschaftskrise abzuwehren. | |
| Bild: Wirtschaftsminister Habeck am Mittwoch in der Bundespressekonferenz | |
| Berlin afp | Deutschlands Wirtschaft wird sich nach Einschätzung der | |
| Bundesregierung in diesem Jahr deutlich besser entwickeln als zunächst | |
| gedacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte 2023 um 0,2 Prozent wachsen, | |
| und nicht wie im Herbst befürchtet um 0,4 Prozent schrumpfen, wie | |
| Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte. Damit rutscht die deutsche | |
| Wirtschaft 2023 nicht in die Rezession. Es sei „gelungen, eine schwierige | |
| Wirtschaftskrise abzuwehren“, sagte Habeck. | |
| Die Inflation geht laut dem am Mittwoch veröffentlichten | |
| Jahreswirtschaftsbericht in diesem Jahr zurück. Die Regierung rechnet mit | |
| einer Teuerung von 6,0 Prozent. 2022 waren die Verbraucherpreise im | |
| Jahresschnitt noch um 7,9 Prozent gestiegen. Habeck sagte, dass besonders | |
| bei den Energiepreisen mit einer Entlastung zu rechnen sei. Das liege an | |
| den gesunkenen Preisen auf dem Weltmarkt und dem derzeit guten Füllstand | |
| der Speicher sowie den Alternativen zu russischem Gas – etwa Flüssigerdgas. | |
| Kanzler Olaf Scholz (SPD) sagte im Bundestag, die Bundesregierung habe die | |
| Wirtschaftskrise „abgepfiffen“. [1][Einen „Wut-Herbst“], einen „Wut-W… | |
| und ähnliche Dinge habe es nicht gegeben. | |
| Die Unternehmen fassten wieder Vertrauen, heißt es im | |
| Jahreswirtschaftsbericht weiter: Die Stimmung habe sich spürbar verbessert, | |
| Unternehmen investierten in moderne Anlagen und Maschinen. Die | |
| Ausrüstungsinvestitionen sollen laut Projektion der Regierung um 3,3 | |
| Prozent steigen, 2022 hatte der Anstieg bei 2,5 Prozent gelegen. | |
| Mit Blick auf die wichtige Exportwirtschaft heißt es in dem Bericht, | |
| erwartet werde eine Erholung der Weltwirtschaft im Jahresverlauf. Die | |
| Exporte könnten demnach um 2,2 Prozent wachsen, die Importe um 1,6 Prozent. | |
| Zum Arbeitsmarkt sagte Habeck, die Wirtschaft arbeite derzeit nicht unter | |
| Vollauslastung, es gebe 800.000 offene Stellen. Dabei müssten die | |
| Potenziale im Inland besser genutzt und die Qualifizierung der Menschen | |
| „auf höchstem Niveau“ fortgesetzt werden. Außerdem gehe es darum, den Zuz… | |
| aus dem Ausland zu stärken. | |
| Die Regierung rechnet damit, dass sich der Beschäftigungsaufbau fortsetzt, | |
| und zwar um 160.000 Menschen. 2022 hatte die Erwerbstätigkeit mit 45,7 | |
| Millionen Menschen schon einen Höchststand erreicht. Die Arbeitslosenquote | |
| soll von 5,3 Prozent 2022 nur leicht auf 5,4 Prozent 2023 steigen. | |
| 2022 war die [2][deutsche Wirtschaft um 1,9 Prozent gewachsen]. Nach dem | |
| leichten Wachstum in diesem Jahr erwartet die Regierung für 2024 dann einen | |
| deutlicheren Anstieg des BIP um 1,8 Prozent. | |
| „Insbesondere konsequentes staatliches Handeln hat die Krise beherrschbar | |
| gemacht“, heißt es im Bericht der Regierung weiter. „Schlimmste Szenarien�… | |
| infolge des [3][Ukraine-Kriegs] seien vermieden worden, sagte Habeck, etwa | |
| ein Wirtschaftseinbruch im zweistelligen Bereich. Die deutsche Wirtschaft | |
| habe sich anpassungs- und widerstandsfähig gezeigt. Auch die | |
| Verbraucherinnen und Verbraucher hätten durch große Energieeinsparungen | |
| ihren Beitrag geleistet, damit Deutschland gut durch den Winter kommt. | |
| In diesem Jahr steht zur Sicherung der Energieversorgung der Ausbau der | |
| Erneuerbaren Energien im Mittelpunkt, wie es weiter heißt. Der Staat werde | |
| zudem „gezielt“ in den Aufbau einer grünen Wirtschaft investieren. | |
| Industrie und Mittelstand will die Regierung etwa durch verbesserte | |
| steuerliche Abschreibungsregelungen zu Investitionen anreizen. Unnötige | |
| Bürokratie soll abgebaut werden. | |
| Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte, die wirtschaftliche Erholung | |
| „nicht durch einen öffentlichen Sparkurs oder übertriebene Zinserhöhungen | |
| der Zentralbank abzuwürgen“. Angekündigte Investitions- und Fördermaßnahm… | |
| müssten „schnell kommen und dabei an soziale Kriterien gebunden sein“. | |
| Fördergelder sollten zudem nur an Unternehmen gehen, die tarifgebunden sind | |
| und Standorte hierzulande sichern. | |
| Der WWF kritisierte, dass Klima und Natur „nur ein Randthema“ im | |
| Wirtschaftsbericht seien. Sie seien aber „das Fundament unserer | |
| gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten“ und gehörten fest in | |
| den Bericht. | |
| 25 Jan 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Keine-Welle-von-Sozialprotesten/!5907345 | |
| [2] /Deutsche-Wirtschaft-trotzt-Krisen/!5908671 | |
| [3] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150 | |
| ## TAGS | |
| Robert Habeck | |
| Konjunktur | |
| Rezession | |
| Export | |
| Konjunktur | |
| Inflation | |
| USA | |
| Energiekrise | |
| Rechtsextremismus | |
| Statistik | |
| Kolumne Cash & Crash | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Deutschland in Rezession: Bitte keine Krisenbeschwörung | |
| Trotz der Delle der deutschen Wirtschaft ist die Lage nicht so schlecht. | |
| Bedenklich, dass der Finanzminister von einer wirtschaftspolitischen | |
| Zeitenwende redet. | |
| 8,7 Prozent im Januar: Inflationsrate bleibt hoch | |
| Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im Januar leicht | |
| beschleunigt. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. | |
| Robert Habeck in den USA: Mit ziemlich leeren Händen | |
| Robert Habeck hoffte auf Handelsbeziehungen – und kehrte mit leeren Händen | |
| aus Washington zurück. Denn auch für Biden gilt „America First“. | |
| Konjunktur in Deutschland: Wirtschaft minimal geschrumpft | |
| Hohe Inflation und Ukrainekrieg haben die deutsche Konjunktur im | |
| Schlussquartal 2022 ausgebremst. Für 2023 fallen die Aussichten weniger | |
| trüb aus. | |
| Keine Welle von Sozialprotesten: Lauwarm, leicht bewölkt | |
| Einen „heißen Herbst“ hatten manche erwartet, von der Linkspartei über | |
| Rechtsextreme bis zu Baerbock. Doch der Massenaufstand blieb aus. Warum? | |
| Deutsche Wirtschaft trotzt Krisen: Überraschend stark gewachsen | |
| Trotz Fachkräftemangel, Lieferengpässen und Inflation: Es gibt mehr Jobs, | |
| weniger Schulden und vor allem mehr Wachstum als gedacht. | |
| Unsinn von Wirtschaftsprognosen: Trau keiner Vorhersage für 2023 | |
| Zum neuen Jahr erscheinen viele Wirtschaftsprognosen. Für den Unsinn | |
| braucht es keine Ökonomen, sagt unsere Autorin. Die Vorhersagen sind immer | |
| falsch. |