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# taz.de -- Nach Äthiopien-Reise: Baerbock ruft zu Schulterschluss auf
> Der russische Krieg in der Ukraine begleitet Außenministerin Baerbock
> auch auf ihrer Ostafrika-Reise. Es geht außerdem um Kriegsverbrechen und
> Kaffee.
Bild: Außenministerin Baerbock mit der Leiterin einer Kaffeerösterei im äthi…
Addis Abeba dpa | Deutschland und Frankreich haben die Afrikanische Union
(AU) zum Schulterschluss mit Europa gegen den russischen Angriffskrieg auf
die Ukraine aufgerufen. „Wir brauchen in diesen Zeiten, wo unsere
Friedensordnung in Europa durch [1][den russischen Angriffskrieg]
angegriffen worden ist, die Unterstützung von unseren Freunden und Partnern
weltweit“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock am Freitag am AU-Sitz in
der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba.
Baerbock äußerte sich bei einem Auftritt zusammen mit ihrer französischen
Kollegin Catherine Colonna und dem AU-Vorsitzenden Moussa Faki Mahamat.
Baerbock unterstrich die Forderung nach einer Reform des
UN-Sicherheitsrats: Die Zahl der ständigen Sitze soll auch um zwei aus
Afrika erweitert werden.
Mit Blick auf Russland sagte Baerbock, so wie die Europäische Union für
Frieden und Sicherheit und Freiheit stehe, so stehe auch die AU für genau
diese gemeinsamen Werte. Daher sei es wichtig, die Zusammenarbeit zwischen
der Europäischen Union und der Afrikanischen Union weiter auszubauen.
Das gelte „gerade in diesen Zeiten, wo globale Krisen sich überlappen – der
Angriff auf die europäische Friedensordnung, Konflikte hier in Afrika, die
Klimakrise und die Ernährungskrise“. Europa und Afrika seien nicht nur
geografisch Nachbarn, „sondern wir sind auch im Herzen Nachbarn“.
## Viele afrikanische Länder von Russland abhängig
Die Aufforderung Baerbocks ist nicht ohne Brisanz: [2][In Afrika gibt es
etliche Länder, die von Russland mehr oder weniger abhängig] sind – und
sich deswegen nicht von Moskau distanzieren wollen. So hatte sich auch
Äthiopien bei der UN-Resolution zur Forderung nach einem russischen Rückzug
aus der Ukraine enthalten und später einen Ausschluss Russlands aus dem
UN-Menschenrechtsrat abgelehnt. Auch eine Resolution über russische
Reparationen an die Ukraine lehnte Äthiopien ab.
Auch Colonna betonte, die multilaterale Zusammenarbeit sei wichtiger denn
je. Moussa hob die gute Zusammenarbeit mit Europa hervor. Insbesondere
Deutschland und Frankreich unterstützten die AU etwa im Kampf gegen Terror
und Gewalt in der Sahelzone. Zugleich kritisierte er: „Afrika ist im
Sicherheitsrat nicht vertreten, obwohl 70 Prozent der Arbeit des
Sicherheitsrats den afrikanischen Kontinent betreffen. Diese
Ungerechtigkeit muss behoben werden.“
Baerbock und Colonna ließen sich außerdem in dem mit deutschen Geldern
errichteten AU-Gebäude von dem für den AU-Mechanismus zur Überprüfung des
Waffenstillstands in Tigray zuständigen Leiter ein Lagebild geben. Die
äthiopische Regierung hatte im November unter AU-Vermittlung ein
[3][Friedensabkommen mit der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF)]
geschlossen. Bei den Kämpfen in der nördlichen Region starben nach
UN-Angaben seit 2020 mehrere Hunderttausend Menschen. Äthiopien ist mit
rund 120 Millionen Einwohnern nach Nigeria der zweitbevölkerungsreichste
afrikanische Staat und noch immer eines der ärmsten Länder der Welt.
## Stärkung von Frauen
Aktuell hat Senegal den Vorsitz der 2002 gegründeten AU, im Februar folgen
die Komoren. Als zentrale Ziele sind in der AU-Gründungsakte Frieden,
Sicherheit, Entwicklung, Demokratisierung und der Schutz der Menschenrechte
festgehalten. Bei Kriegsverbrechen oder Genoziden hat die Organisation ein
Interventionsrecht.
Einen besonderen Schwerpunkt will die AU auf die [4][Stärkung der Rolle von
Frauen] bei der Konfliktprävention und in Friedensprozessen legen – dies
ist auch ein wichtiges Thema von Baerbock.
Vor dem Rückflug besuchte die Ministerin eine Kaffeerösterei, die mit 150
meist weiblichen Mitarbeitern etwa 200 Tonnen Kaffee pro Jahr nach
Deutschland exportiert. Äthiopien ist mit [5][Abstand größter afrikanischer
Exporteur von Kaffee] und hat einen Weltmarktanteil von drei bis fünf
Prozent, wichtigste Märkte sind Deutschland und die EU. Direkt oder
indirekt gilt die Kaffeeproduktion als Lebensgrundlage von über einem
Viertel der Bevölkerung.
13 Jan 2023
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
[2] /Europaeische-Soeldner-im-Kongo/!5904737
[3] /Friedensprozess-in-Aethiopien/!5901569
[4] https://au.int/en/articles/au-strategy-gender-equality-and-womens-empowerme…
[5] /Kaffeeanbau-in-Aethiopien/!5762017
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