# taz.de -- Debatte um Enteignungen in Berlin: SPD kneift, Jarasch will enteign… | |
> Die Initiative DW enteignen! lädt zur Podiumsdiskussion: Die SPD will dem | |
> erfolgreichen Entscheid „Respekt zollen“, die Grünen wollen ihn umsetzen. | |
Bild: Die letzte von 38 Fragen beim Wahl-O-Mat ist die Enteignungsfrage: Jarasc… | |
Berlin taz | Im Wahlkampf betonen SPD-Politiker*innen oft und gern, dass | |
die Wohnungsfrage die große soziale Frage unserer Zeit ist. Nach der | |
Abstimmung werden dann im Bund wohnungspolitische Forderungen in | |
Ampelkoalitionen über Bord geworfen, in Berlin wird der erfolgreiche | |
Volksentscheid für Vergesellschaftung erst [1][sabotiert und dann | |
ignoriert]. So geschehen nach 2021. | |
Obwohl der [2][Zwischenbericht der Enteignungskommission durchblicken | |
ließ], dass Vergesellschaftung zu einem vernünftigen Preis möglich sein | |
kann, erteilten die Spitzen der Berliner SPD diesem Ziel in diesem | |
Wahlkampf erneut eine Absage. Berlins Regierende Bürgermeisterin Giffey | |
kann es aufgrund ihrer DDR-Vergangenheit nicht mit ihrem [3][Gewissen] | |
vereinbaren, Enteignungen durchzusetzen, wie sie sagt. Und SPD-Bausenator | |
Andreas Geisel hält die Enteignungen von Wohnungskonzernen für | |
[4][„wirtschaftlich verrückt“]. | |
Kein Wunder also, dass sich weder Giffey noch Geisel beim Podium der | |
Mietenbewegung blicken ließen, sondern den Staatssekretär für Bauen und | |
Wohnen, Christian Gaebler, vorschickten. Die vermeintliche Höhle des Löwen | |
war dabei die Reformationskirche in Berlin-Moabit, deren Hauptschiff am | |
Mittwochabend randvoll mit Mieter*innen war. Auf den Emporen der Kirche | |
waren passenderweise noch aus dem Gottesdienst die Worte „Glaube“ und | |
„Hoffnung“ in großen weißen Buchstaben aufgestellt. | |
Der eindrücklichste Moment des Abends war sicher die | |
Deutsche-Wohnen-Mieterin Jasmina R. aus Süd-Schöneberg. Sie sei Raubrittern | |
in die Hände gefallen, sagte sie und berichtete von der immer wieder | |
ausfallenden Heizungsanlage in ihrer Siedlung und ihrer Angst, aus der | |
Stadt vertrieben zu werden. In einem eindringlichen Appell forderte sie: | |
„Setzen Sie den Volksentscheid um, das ist ein klarer Wählerauftrag!“ | |
Gaebler, ebenfalls konfrontiert mit der Dissonanz der Giffey-Aussagen und | |
dem SPD-Parteibeschluss, der die Umsetzung der Enteignung vorsieht, falls | |
die Kommission Vergesellschaftung für möglich und machbar hält, hielt sich | |
an die SPD-Sprachregelungen: Wenn es einen rechtssicheren Weg gebe, dann | |
wolle man mal sehen, so Gaebler. Der erfolgreichen Volksinitiative müsse | |
man Respekt zollen. | |
Darauf entgegnete DW enteignen! noch am selben Abend per Mitteilung: „Sie | |
sagen, dem Volksentscheid müsse Respekt gezollt werden. Wir sagen: Respekt | |
zeigen heißt umsetzen!“ Die Fronten blieben also verhärtet. | |
## Jarasch und Lederer für Enteignung | |
Immerhin: Die Grüne Spitzenkandidatin Bettina Jarasch hat angekündigt, an | |
einem Vergesellschaftungsgesetz zu arbeiten, sobald die Kommission zu einem | |
aus Sicht der Mietenbewegung positiven Ergebnis komme. Insbesondere sei ihr | |
dabei die Gerichtsfestigkeit wichtig. Applaus war das Ergebnis. | |
Linken-Spitzenkandidat Klaus Lederer sprach sich erneut klar für die | |
Umsetzung aus und sagte darüber hinaus, egal wie die Wiederholungswahl | |
ausfalle, jede Regierung habe den Auftrag, den Volksentscheid umzusetzen. | |
Die Antwort von DW enteignen!: „Wir erwarten vom selbsternannten | |
parlamentarischen Arm des Volksentscheids, dass konkrete Konsequenzen | |
gezogen werden, falls sie die Blockadehaltung ihrer Koalitionspartner nicht | |
überwinden kann.“ | |
26 Jan 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Berliner-Wahlchaos-und-Sabotage-der-Volks-Ini/!5886429 | |
[2] /Debatte-um-Enteignungen-in-Berlin/!5899360 | |
[3] /Debatte-um-Giffey-und-DW-Enteignen/!5906340 | |
[4] https://checkpoint.tagesspiegel.de/langmeldung/3rZbyV8Mv4yUEatLCFciDO | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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