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# taz.de -- Dopingfall beim Hamburger SV: Kann nicht wahr sein
> Nach der positiven Dopingprobe von Verteidiger Mario Vušković bedauern
> die Verantwortlichen vom HSV ihren Spieler. Zugleich attackieren sie die
> Nada.
Bild: Alte Zeiten: Mario Vušković (2.v.l.) bejubelt im November seinen Treffe…
Das Schicksal meint es nicht gut mit dem Hamburger SV. Davon sind
jedenfalls die Fans des Fußball-Zweitligisten fest überzeugt. Seit vier
Jahren schon ist der [1][Aufstieg am Ende stets greifbar nahe gewesen und
doch nie Wirklichkeit] geworden. Und jetzt auch noch das: ein Dopingfall!
Im Fußball! HSV-Trainer Tim Walter sprach Anfang des Jahres gegenüber der
Bild-Zeitung von einer schwierigen Situation, die er so noch nie erlebt
habe. „Die Seelenlage“ seines gesperrten Innenverteidigers Mario Vušković
sei natürlich nicht gut. Aber sie hätten ein so gutes Verhältnis
zueinander, dass sie über alles sprechen könnten.
Ein Urteil ist über Vušković noch nicht gesprochen worden. An diesem
Dienstag hat der Deutsche Fußball-Bund dem Wunsch des Kroaten entsprochen
und die Abgabefrist für seine Stellungnahme bis zum 17. Januar verlängert.
DFB-Kontrollausschuss und DFB-Sportgericht entscheiden dann über den
Fortgang des Verfahrens.
Bei einer im September genommenen Trainingsprobe wurde im Blut des
21-jährigen Kroaten nichtkörpereigenes Erythropoetin, besser unter dem
Kurznamen Epo bekannt, entdeckt. Im November wurde es öffentlich gemacht,
die daraufhin beantragte B-Probe bestätigte das Ergebnis.
Wenn man Walter nun reden hört, könnte man glauben, Vušković sei Opfer
eines unvorhersehbaren Schicksalsschlags geworden und in den Händen dunkler
Mächte wie [2][der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada)]. Er sagte: „Die
Nada hat ihr Monopol. Man erhält keine Informationen. Man weiß nicht, was
da abgeht. Da ist es für mich und uns schwer zu handeln.“
## Kritik an der Anti-Doping-Agentur
Und auch der HSV-Sportvorstand sieht derzeit vor allem in der Nada den
Übeltäter. Deren Procedere, erklärte er am Wochenende, werfe viele Fragen
auf. Man fühle sich alleingelassen. „Wir sind bereit, das alles
aufzuklären, aber die Kooperation von der anderen Seite lässt doch zu
wünschen übrig.“ Vušković sei bereit gewesen, einen DNA-Test machen zu
lassen, um sicherzustellen, dass die positiven Proben tatsächlich von ihm
seien. Die Nada, sagte Boldt, habe das „irgendwie“ abgelehnt.
Die Replik kam umgehend. Die Nada klärte in einer Stellungnahme auf, der
DFB und nicht die Nada führe das Verfahren. Sie begleite dieses nur.
Anträge müssten demnach also an den DFB gestellt werden. Man sollte
eigentlich davon ausgehen, dass ein Vorstand eines Profifußballvereins um
diese Regeln weiß. Möglicherweise hat der DFB gegenüber dem HSV der
beratenden Nada den schwarzen Peter zugeschoben. Klärte doch die Nada in
demselben Schreiben auf, ihr Regelwerk sehe keine DNA-Tests vor.
Das Verhalten der HSV-Verantwortlichen [3][steht exemplarisch für das
Verhältnis des Fußballs zum Doping.] Lieber klammert man sich an die
unwahrscheinlicheren Theorien von verwechselten oder manipulierten Proben,
als sich seriös mit der Möglichkeit auseinanderzusetzen, dass Fußballprofis
sich unerlaubte Vorteile verschaffen könnten.
Beispiele dafür gibt es in der Vergangenheit zur Genüge. Die
Staatsanwaltschaft in Italien sah Epo-Doping bei Juventus Turin in den 90er
Jahren durch ein Gutachten belegt, das extrem schwankende Hämatokritwerte
von zehn Spielern auf den Einsatz des Dopingmittels zurückführte. Der
ehemalige Fußballprofi Lotfi El Bousidi kam bei seiner Diplomarbeit im Jahr
2016 zu dem Ergebnis, dass mindestens 10 Prozent der deutschen
Profifußballer schon einmal gedopt haben. Er hatte 150 Profifußballer
anonym befragt.
Mario Vušković drohen bis zu vier Jahre Sperre. Seit November kann er nicht
mehr mit der Mannschaft trainieren. Es ist gewiss nicht nur die Fürsorge,
die den HSV gegen die Nada in die Offensive treibt. Der Marktwert von
Vušković ist laut dem Portal Transfermarkt mit 5 Millionen Euro der höchste
im HSV-Kader. 3 Millionen Euro haben die Hamburger erst im Frühjahr 2022
für ihn ausgegeben. Sollte die Strafe vom DFB nicht zu hart ausfallen,
dürfte der Verlust sich noch begrenzen lassen. Ein Ersatz für Vušković soll
möglichst in den nächsten Tagen verpflichtet werden.
10 Jan 2023
## LINKS
[1] /HSV-in-der-zweiten-Fussball-Bundesliga/!5805839
[2] /Doping-waehrend-Corona/!5711095
[3] /Fussball/!5196738
## AUTOREN
Johannes Kopp
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Frauen-WM 2019
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