| # taz.de -- Verfassungsfeinde in den Behörden: Grüne Härte beim Disziplinarr… | |
| > Innenministerin Nancy Faeser will extremistische Beamte leichter aus dem | |
| > Dienst entfernen. Den Grünen gehen die Pläne nicht weit genug. | |
| Bild: Ein Hubschrauber der Bundespolizei nach der Razzia in der Reichsbürgersz… | |
| Berlin taz | Nach der [1][Reichsbürger-Großrazzia] im Dezember, bei der | |
| auch die AfD-Politikerin und Richterin Birgit Malsack-Winkemann und ein | |
| Polizist festgenommen wurden, sollte es schnell gehen. Noch vor Weihnachten | |
| legte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) einen [2][Gesetzentwurf für ein | |
| schärferes Disziplinarrecht] vor: Extremistische Beamte sollen so schneller | |
| aus dem Dienst entfernt werden. Auch Justizminister Marco Buschmann (FDP) | |
| signalisierte Zustimmung. Doch nun melden die Grünen nochmal Redebedarf an. | |
| Mit ihrem Gesetz will Faeser, dass beschuldigte Beamte, statt langwierige | |
| Disziplinarklagen zu durchlaufen, von Behörden direkt suspendiert oder | |
| entlassen werden dürfen – die Entscheidung würde erst im Nachgang von | |
| Gerichten geklärt. Zudem soll eine Verurteilung für Volksverhetzung zu | |
| sechs Monaten Freiheitsstrafe, statt bisher einem Jahr, bereits zum Verlust | |
| der Beamtenrechte führen. | |
| Dem Grünen-Innenexperten Marcel Emmerich reicht das nicht. „Die Vorschläge | |
| aus dem Innenministerium gehen in die richtige Richtung, doch es gibt noch | |
| Nachschärfungsbedarf“, sagte er der taz. | |
| So gehörten, neben Volksverhetzung und bestehenden Delikten wie Hochverrat | |
| oder Bestechlichkeit, weitere Straftatbestände in das Gesetz: das Verwenden | |
| von Kennzeichen verfassungswidriger Vereinigungen sowie die Unterstützung | |
| oder Bildung einer terroristischen Vereinigung. „Auf Straftaten, die das | |
| Grundvertrauen in den Staat offensichtlich schwer erschüttern, muss die | |
| sofortige Entfernung aus dem Dienst erfolgen“, so Emmerich. | |
| ## Faeser bleibt zurückhaltend | |
| Zudem fordern die Grünen ein sofortiges Entfernen aus dem Dienst, wenn | |
| Betroffene Mitglieder verbotener Parteien oder Vereinen waren. Eine solche | |
| Mitgliedschaft sei nicht kompatibel mit einem Beamtenverhältnis, so | |
| Emmerich. Statt hier wie bisher individuell einen Verstoß gegen die | |
| Verfassungstreuepflicht nachweisen zu müssen, sollte dies „automatisch“ zum | |
| Dienstende führen. | |
| Schließlich wollen die Grünen auch die Fristen ausweiten, um auch länger | |
| zurückliegende Dienstvergehen noch ahnden zu können. Statt Fristen von | |
| bisher zwei bis sieben Jahren sollen diese auf fünf bis zehn Jahre | |
| verlängert werden. Dies sei nötig, „da ein verfassungsfeindliches Weltbild | |
| oft erst durch die Summe einzelner Aussagen und Taten so eindeutig und | |
| schwerwiegend wird, dass es disziplinarrechtlich konsequent geahndet werden | |
| kann“, so Emmerich. | |
| Faesers Ministerium verwies angesichts der Forderungen nur darauf, dass der | |
| Gesetzentwurf noch zwischen Ministerien abgestimmt werde. Es sei daher | |
| offen, ob und welche weiteren Punkte in das Gesetz einfließen, so eine | |
| Sprecherin. Sie mahnte aber auch, durch weitere Aspekte die zügige | |
| Verabschiedung des Gesetzentwurfs nicht zu gefährden. | |
| Zwischen den Ministerien läuft noch bis Ende der Woche die | |
| Stellungnahmefrist zu dem Gesetz. Das Justizministerium äußerte sich nicht | |
| dazu. [3][Buschmann] erklärte aber bereits, er unterstütze das Vorhaben. | |
| Staatsfeinde müssten aus dem öffentlichen Dienst entfernt werden – dies | |
| erfordere aber „höchste rechtliche Standards“. | |
| Das Bundesverfassungsgericht hatte die Schnellahndungen bereits 2020 | |
| abgesegnet, die in Baden-Württemberg seit Jahren praktiziert werden. Faeser | |
| erklärte, man werde nicht zulassen, dass der Rechtsstaat „von innen heraus | |
| von Extremisten sabotiert wird“. Das schulde man auch den ganz überwiegend | |
| verfassungstreuen Bediensteten. | |
| 4 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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