| # taz.de -- Emissionshandel füllt Staatskasse: Rekord-Einnahmen durch CO2-Prei… | |
| > Das Geld fließt in Klimaschutz-Projekte. Die Ampel-Regierung hatte | |
| > eigentlich versprochen, es künftig an alle Bürger:innen zu verteilen. | |
| Bild: Kostet: CO2-Ausstoß | |
| Berlin taz | Der Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid | |
| ist 2022 teurer geworden – und hat der deutschen Staatskasse | |
| Rekordeinnahmen beschert. Sie kommen über verschiedene Kanäle: Manche | |
| Wirtschaftsbranchen müssen im Rahmen des Europäischen Emissionshandels für | |
| jede Tonne CO2 ein Zertifikat kaufen, nämlich die Stromerzeugung, die | |
| Industrie und die innereuropäische Luftfahrt. | |
| Das sonstige Verkehrswesen und das Heizen sind davon bisher nicht | |
| betroffen, [1][was sich in Zukunft ändern soll]. Deutschland erhebt aber in | |
| Eigenregie einen CO2-Preis für die Öl- und Gaskonzerne, die hierzulande zum | |
| Beispiel Benzin, Diesel, Heizöl oder Gas verkaufen. | |
| Insgesamt hat der Staat dadurch im vergangenen Jahr mehr als 13 Milliarden | |
| Euro eingenommen, jeweils etwa zur Hälfte aus dem Europäischen | |
| Emissionshandel und der deutschen Abgabe. Im Vorjahr waren es noch 12,5 | |
| Milliarden Euro gewesen. Das hat die [2][Deutsche Emissionshandelsstelle am | |
| Dienstag bekannt gegeben], die dem Umweltbundesamt (UBA) unterstellt ist. | |
| Steigende Staatseinnahmen durch CO2-Preise müssen nicht unbedingt ein | |
| klimapolitischer Erfolg sein – schließlich können sie auch entstehen, wenn | |
| einfach mehr klimaschädliches Gas emittiert wurde. Das war im vergangenen | |
| Jahr aber nicht der Fall. | |
| ## Europäischer CO2-Preis zieht an | |
| Der Rekord ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Europäische Union | |
| die Gesamtmenge der verfügbaren Zertifikate im Europäischen Emissionshandel | |
| deutlich heruntergeschraubt hat. Es durfte also weniger emittiert werden, | |
| und der Preis pro Zertifikat stieg. Im Durchschnitt lag er bei 80 Euro, im | |
| Vorjahr waren es 52 Euro gewesen, 2020 nur 25 Euro. | |
| Die deutsche CO2-Abgabe für Verkehr und Heizen folgt einem | |
| Festpreisprinzip. Eingeführt wurde sie erst 2021, damals kostete die Tonne | |
| Kohlendioxid 25 Euro. Für die Folgejahre ist je ein leichter Anstieg | |
| vorgesehen. Im vergangenen Jahr lag der Preis bei 30 Euro. Trotz der | |
| Preissteigerung nahm Deutschland in diesem Bereich etwas weniger ein als im | |
| Vorjahr. Sinken die Emissionen in den Klimaschutz-Problemfeldern Verkehr | |
| und Heizen also endlich? | |
| Leider nein, sagte Jürgen Landgrebe. Es handelt sich um eine | |
| unbeabsichtigte Folge der Entscheidung der Ampelregierung, den vorgesehenen | |
| Anstieg des CO2-Preises zur Entlastung in der Energiekrise einmal | |
| auszusetzen. Auch 2023 bleibt es also bei 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid. | |
| „Einige Unternehmen haben den Erwerb ihrer Zertifikate daher nach 2023 | |
| verschoben“, erklärte Landgrebe. „Die 2022er-Emissionen können nämlich a… | |
| mit Zertifikaten des Jahres 2023 abgegolten werden.“ | |
| Die Einnahmen fließen komplett in den Klima- und Transformationsfonds. Das | |
| ist ein Sondervermögen des Bundes, mit dem er etwa Programme für | |
| Gebäudedämmung, Elektromobilität und Energieeffizienz finanziert. | |
| Eigentlich hat sich die Ampelregierung laut Koalitionsvertrag vorgenommen, | |
| die Einnahmen künftig an die Bürger:innen auszuzahlen – [3][Klimageld | |
| nennt sie das Prinzip]. | |
| Die 13 Milliarden Euro würden dann gleichmäßig auf alle Menschen in | |
| Deutschland aufgeteilt, jede:r bekäme dieselbe Summe. Wer besonders | |
| klimafreundlich gelebt hat, bekäme durch diese Zahlung mehr zurück als er | |
| das Jahr über für den eigenen CO2-Ausstoß gezahlt hat. Wer selbst viel CO2 | |
| ausgestoßen hat, bekäme das Klimageld zwar auch, hätte aber insgesamt | |
| trotzdem draufgezahlt. Bislang hat die Ampelregierung das Klimageld aber | |
| nicht angestoßen. | |
| Ginge es nach dem Umweltbundesamt, würde sich das schnell ändern. Die | |
| Behörde hat kürzlich selbst Vorschläge für ein Klimageld vorgelegt. | |
| „Entscheidend ist, dass die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung für eine | |
| aktive sozial- und wirtschaftspolitische Flankierung der | |
| gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozesse genutzt werden können“, | |
| sagte UBA-Chef Dirk Messner. „Ambitionierter Klimaschutz, | |
| Sozialverträglichkeit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit stehen in | |
| keinem Widerspruch zueinander.“ | |
| 3 Jan 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /CO2-Zertifikate-werden-teurer/!5900441 | |
| [2] https://www.dehst.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2023-001-Jahresabschl… | |
| [3] /Steigende-Energiekosten/!5828837 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Schwarz | |
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