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# taz.de -- Grüne in Frankreich: Die „andere“ Marine
> Mehrere Parteien in Frankreich wechseln ihre Spitze. Bei den Grünen
> Europe-Ecologie-Les Verts (EELV) heißt das neue Gesicht Marine Tondelier.
Bild: Die 36-jährige grüne Politikerin Marine Tondelier hat die Wahl zum Part…
Paris taz | Aus der Wahlhochburg der extremen Rechten, im nordfranzösischen
[1][Hénin-Beaumont, wo das Rassemblement national (RN)] regelmäßig
Spitzenresultate erzielt und Marine Le Pen als Abgeordnete gewählt wurde,
kommt die neue Parteivorsitzende der französischen Grünen. Die 36-jährige
Marine Tondelier hat zudem denselben Vornamen, damit enden – abgesehen
natürlich vom Engagement in der Politik – alle Analogien. Die nationale
Sekretärin, wie bei EELV der Titel der Chefin lautet, ist nach einem
Ausscheidungsrennen gegen zwei Konkurrentinnen am Wochenende bei einem
Kongress mit mehr als 90 Prozent der Stimmen an die Parteispitze berufen
worden. Es war ihr mit ihrem Programmentwurf gelungen, auch die anderen,
minoritären Tendenzen hinter sich zu scharen.
Es warten schwierige Aufgaben auf sie. Ihr Vorgänger [2][Julien Bayou]
hatte sich nach Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung aus seinen
Führungsaufgaben zurückgezogen. Der EELV-Kandidat bei den
Präsidentschaftswahlen, Yannick Jadot, hatte in einem Kontext, der
eigentlich für ein auf Umwelt- und Klimafragen zentriertes Programm günstig
gewesen wären, mit 4,6 Prozent der Stimmen ein schlechtes Resultat erzielt.
Generell ist es [3][den französischen Grünen], die jeweils bei den
Europawahlen ihren besten Ergebnisse machen, nie gelungen, als politische
Partei eine Hauptrolle zu übernehmen. Auch jetzt stellt sich für sie die
Frage, in welcher Form sie innerhalb der von Jean-Luc Mélenchon dominierten
La France insoumise [4][linken Allianz NUPES] ihre eigenen Ideen und
Anliegen durchsetzen können. Tondelier hat unter anderem vor, als
Image-Verbesserung den bisher zu wenig attraktiven Namen der politischen
Umweltpartei zu ändern. Anders als beispielsweise in Deutschland ist für
die Grünen in Frankreich die Sache mit den Bündnissen klar: Ob nun
innerhalb oder außerhalb der NUPES sind, sie bleiben Teil der politischen
Linken. Allein schon wegen des Wahlsystems wäre etwas anders nicht denkbar.
Im Vordergrund steht für Tondelier die Konfrontation mit der extremen
Rechten. Unter der Führung von Marine Le Pen ist ihnen gelungen, soziale
Bevölkerungsgruppen anzuziehen, die sich als Opfer der Globalisierung und
der liberalen Wirtschaftspolitik fühlen und die sich im Pariser
Machtzentrum verachtet fühlen. Es ist darum kein Zufall, dass Tondelier
ihren politischen Kampf in der kommunalen Opposition in Hénin-Beaumont
geführt hat. Wenn einst Che Guevara dem Schweizer Sozialisten Jean Ziegler
geraten hatte, den Kampf im Hirn des Monsters (dem Finanzplatz Genf) zu
führen, hat Tondelier die [5][RN-Chefin] dort bekämpft, wo diese am
stärksten ist. Sie ist selber dort aufgewachsen und kann es nicht
akzeptieren, dass diese vormals von der Linken regierte Kleinstadt im
einstigen Kohlenrevier unter die Fuchtel der extremen Rechten geraten ist.
Marine Tondelier hat in Lille Politologie studiert und hat einen Master in
Gesundheitspolitik. Sie hat einen vierjährigen Sohn. Um sich der
Parteiführung bei EELV zu widmen, hat sie inzwischen ihre bisherigen
Aktivitäten in einer NGO aufgegeben.
11 Dec 2022
## LINKS
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[4] /Nach-der-Parlamentswahl-in-Frankreich/!5861976
[5] /Parteitag-des-Rassemblement-national/!5893006
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
Ökologie
Grüne Europa
GNS
Schwerpunkt Frankreich
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Jean-Luc Mélenchon
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