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# taz.de -- Größenwahn im Kreml: Putins Volk und Glaube
> Der Kreml hat die jährliche Pressekonferenz abgesagt, auch die
> Fernsehsprechstunde fällt aus. Putin isoliert sich zunehmend in seiner
> zusammengelogenen Welt.
Bild: Es gibt immer weniger zu feiern: Militärparade in Moskau im Mai 2022
Wenn rund 2.000 Journalist*innen sich teils in traditioneller Kleidung
zusammenfanden, allerlei Plakate mit aberwitzigen Aufschriften in die Höhe
hielten und „Wladimir Wladimirowitsch, ich, ich, ich!“ hinausschrien, dann
war es wieder Zeit für die jährliche Pressekonferenz mit Russlands
Präsidenten Wladimir Putin. Stets zum Jahresende, stets bis ins Detail
inszeniert. Dass der Kreml seine Politshow in diesem Jahr abgesagt hat, ist
fast schon eine Wohltat – und zeigt doch, welche Haltung hinter der Abkehr
nicht nur von dieser Tradition steckt.
Auch den „Direkten Draht“ will Putin nicht mehr, die Fernsehsprechstunde,
bei der sich die Menschen mit ihren Problemen direkt an den Präsidenten
wenden konnten. Putin will sich nicht mit den Sorgen seiner Bürger*innen
befassen oder sich unbequemen Fragen stellen, schon gar nicht zum [1][Krieg
in der Ukraine]. Er sieht das Große, das Übergreifende, will den Lauf der
Dinge verändern.
Zu solchen Dingen äußert er sich gerade in letzter Zeit oft. Er holt gegen
den Westen aus, gegen die liberalen Werte, die er für verdorben hält, gegen
Gender, wovon er, wie er selbst sagt, nichts versteht. Er hat sich in einem
riesigen Potemkin’schen Dorf eingerichtet, das auf Lügen gebaut ist, das
eine Scheinwelt einer „Spezialoperation“, einer „[2][Teilmobilisierung]�…
einer „Importsubstitution“ vorgaukelt, und in dem er behaupten darf, alles
laufe „nach Plan“.
Putin schwebt über den Dingen und hat sich längst von dem Gedanken
verabschiedet, er schulde jemandem irgendeine Art von Rechenschaft. Nicht
einmal seinem Volk, das er lediglich dafür braucht, seine irren [3][Pläne
von einem Großrussland] zu verwirklichen. Das Offensichtliche, was in
seinem Land und auch in der Welt durch seine Politik geschieht, übergeht er
und fühlt sich dabei ausgesprochen stark. „Glauben kann man niemandem,
glauben kann man nur mir“, sagte er vor wenigen Tagen tatsächlich bei einer
Pressekonferenz.
Sein Volk, ergeben und verängstigt, setzt tatsächlich auf diesen Glauben
und lebt, in immer größerer Armut, weiterhin sein Leben, als sei nichts
passiert.
13 Dec 2022
## LINKS
[1] /Hartes-Urteil-gegen-Kreml-Kritiker/!5902246
[2] /Russische-Muetter-in-Kriegszeiten/!5896805
[3] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!5902312
## AUTOREN
Inna Hartwich
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Osteuropa – ein Gedankenaustausch
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