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# taz.de -- Anschlag auf queere Bar in den USA: Überleben und aufeinander aufp…
> Richard M. Fierro hat den Angreifer in Colorado Springs überwältigt.
> „Meine Familie, das waren in dem Moment alle im Club Q“, sagt er.
Bild: Richard M. Fierro wurde vor seinem Haus interviewt
Seit der Nachricht über den Anschlag auf die [1][LGBTIQ-Bar Club Q in
Colorado Springs] kreist mir das Wort „Rufmord“ durch den Kopf. Auch wenn
ich das Wort wahrscheinlich immer falsch verstanden habe. Für mich hieß
dieser Ausdruck immer ein von Politiker:innen und Medien erzeugtes
Klima, das indirekt Menschen und Institutionen dazu aufruft, andere
anzugreifen, verbal bis hin zum körperlichen Angriff.
Rufmord übersetzte mein Gehirn also mit „zum Mord aufrufen“. Anscheinend
bedeutet das Wort eigentlich Rufschädigung. Wahrscheinlich meine ich also
Hassrede oder Volksverhetzung, wenn mein Gehirn zu mir „Rufmord“ sagt. Oder
diese drei Dinge liegen so nah beieinander, dass sie teilweise nicht zu
unterscheiden sind.
Was ich aber sehr wohl unterscheiden kann, ist, wie zerstört und
traumatisiert Richard M. Fierro noch immer war, [2][als er vor seinem Haus
mit Journalist:innen darüber sprach], wie er den Angreifer zu Boden
reißen und gemeinsam mit anderen Gästen überwältigen konnte und wie
abgeklärt und technisch die Art und Weise ihn klingen ließ, auf die er in
vielen Artikeln nach dem Anschlag zitiert wurde.
Vor der Kamera steht aber kein militaristisch identifizierter Ex-Soldat,
sondern ein Veteran unter Schock, der betont, dass er immer noch
kriegstraumatisiert ist, und weiß, dass viele der Gäste jetzt mit PTBS zu
kämpfen haben werden. Unter den fünf Ermordeten ist auch der Partner seiner
Tochter.
## Eine geteilte Community
Er habe seine Familie schützen wollen, auch das wird immer wieder zitiert,
aber nicht der Nachsatz: „Meine Familie, das waren in dem Moment alle im
Club Q.“ Wenn Rich Fierro von Community spricht, dann meint er Colorado
Springs, den Club Q, wo ein:e Schulfreund:in seiner Tochter an dem Abend
auftrat, die lokale Latinx Community, zu der er und seine Familie gehören,
die Bar und Brauerei Atrevida mit eigenem Pride- und Juneteenth-Bier, die
seine Frau Jess Fierro leitet und deren Slogan „Diversity, it’s on tap“
(Vielfalt vom Fass) laut der Website der Bar einigen Einwohner:innen in
Colorado Springs schon zu viel ist.
„Atrevida means Bold, Daring, Audacious Woman“ (Atrevida steht für kühne,
wagemutige, unerschrockene Frau) steht dort ebenfalls – es könnte auch das
Motto vom Club Q sein. Es ist für mich nicht bemerkenswert, dass Rich
Fierro heterosexuell ist, weil die Community, von der er spricht, eine
geteilte Community ist, wie ich sie in den USA immer wieder erlebt und für
einige Jahre geteilt habe. Wie sie gerade dort passiert, wo Ressourcen
knapp sind und die Leute sich gegenseitig unterstützen.
„Nennen Sie mich bitte nicht einen Helden, ich versuche hier in Colorado
Springs [3][zu überleben, wie alle anderen auch]“, sagt Fierro immer
wieder. Überleben und aufeinander aufpassen.
So gut das eben geht in einer Dominanzgesellschaft, die uns isolieren will.
Und in der der Wahlkampf vor den Midterms wieder mit Rufmord und Hassrede
ausgetragen wurde.
23 Nov 2022
## LINKS
[1] /Gewalt-gegen-LGBTQ/!5896436
[2] https://www.facebook.com/kktv11news/videos/3084335575046315
[3] /Attacke-bei-CSD-in-Muenster/!5895821
## AUTOREN
Noemi Molitor
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