# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Kühler Dub, fast gespenstisch | |
> Auf seinem neuen Album „Tempus“ findet der Elektromusiker Pole zu einer | |
> Sprache des Dub, die Zeitwahrnehmung hörbar macht und hartnäckig Sog | |
> erzeugt. | |
Schon auf dem Vorgänger „Fading“ (2020), seinem ersten Album nach fünf | |
Jahren, widmete sich Pole alias Stefan Bethke der vergehenden Zeit. Genauer | |
gesagt dem Verschwinden von Erinnerungen – ausgelöst durch die | |
Demenzerkrankung seiner Mutter. Auch auf seinem neuen Album „Tempus“ | |
beschäftigt sich Bethke mit der Zeit und ihrer Vergänglichkeit. | |
Und welches musikalische Genre ist schon besser geeignet, unsere oft ja | |
unzuverlässige Zeitwahrnehmung zu illustrieren als der Dub. Dessen | |
Wesensmerkmal ist es ja, Sounds zu dehnen und zusammenschnurren zu lassen, | |
mit Halleffekten, Pausen, Rückkoppelungen und Echos. | |
Mit dubbigen Klängen arbeitete der Berliner Elektronikkünstler besonders | |
[1][in seinem Frühwerk], heute finden sie sich in vergleichsweise subtilen | |
Spuren in seinem Ambienttechno wieder. Auf dem neuen Album am deutlichsten | |
im Track „Stechmück“, der sich ähnlich hartnäckig in den Ohren seiner | |
Hörer:innen festsetzt wie es der titelgebenden Moskito schon an manchem | |
lauen Abend gelungen ist. | |
Bethke arbeitet in seinen Kompositionen mit Auslassungen und gibt den | |
Stücken so eine minimalistische Anmutung. Klang der Vorgänger, passend zu | |
seinem Thema – der verschwimmenden Erinnerung – noch verwaschen und leicht | |
noisig, ist der Sound auf „Tempus“ bei aller Sprödheit klar, konturierter | |
und auch soghafter. Bisweilen wirkt das kühl, fast gespenstisch. Etwa im | |
dräuenden „Alp“: In dem Track pflügt immer wieder ein brutal metallischer | |
Sound durchs Soundbett und verhindert ein Eingrooven. Bis sich der Groove | |
dann doch wieder durch die Hintertür einschleicht. | |
26 Nov 2022 | |
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[1] /!210253/ | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
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