Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Widerstand und Stille
> Der ukrainische Komponist Valentin Silvestrov komponierte den Chorzyklus
> „Maidan“ bereits 2014, als Reaktion auf die damaligen Proteste im Land.
Bild: Einer der berühmtesten Tonkünstler der Ukraine: Valentin Silvestrov
Der ukrainische Komponist Valentin Silvestrov, zu Sowjetzeiten Vertreter
der „Kiewer Avantgarde“, ist der berühmteste lebende Tonkünstler seines
Landes. Seit Anfang März ist er Wahlberliner durch erzwungene Wahl. Seine
Musik hingegen hat schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr viel mit der
musikalischen Vorhut seiner Geburtsstadt gemein, gehört zur Avantgarde für
Silvestrov doch „auch die Fähigkeit, sich von ihr loszusagen“.
Silvestrov zählt damit zu einer Reihe von Komponisten des ehemaligen
Ostblocks, die sich nach einem ästhetischen Bekenntnis zur Moderne, was
ihnen damals politisch wenig half, irgendwann neu ausrichteten. Besonders
der Este Arvo Pärt und Giya Kancheli aus Georgien wurden im Westen sehr
bekannt. Valentin Silvestrov hat einen Stil entwickelt, der an die Romantik
anknüpft, ohne sie zu kopieren oder schlicht fortzuschreiben.
Harmonien sind bei ihm erlaubt, aber kein Muss, die Vergangenheit ist bei
ihm lebendig und klingt alles andere als homogen. Was auch für seine
Vokalmusik gilt. Den Chorzyklus „Maidan“ komponierte Silvestrov 2014, als
direkte Reaktion auf die Proteste im Land.
Wie Glockenschläge schwellen die Akkorde des Kyiv Chamber Choir kurz an und
wieder ab, in einigen Stücken lösen sich einzelne Sänger als Stimmen aus
dem Ensemble, die Stimmung ist gesammelt und sakral. Für Silvestrov kein
Widerspruch, [1][„Maidan“] ist im Krieg eher noch aktueller geworden. In
seinen eigenen Worten: „Je lauter die Mörser und Kanonen sind, desto leiser
wird die Musik.“
11 Nov 2022
## LINKS
[1] https://www.ecmrecords.com/shop/1658486283/valentin-silvestrov-maidan-kiev-…
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
## TAGS
taz Plan
Kolumne Berlinmusik
Komponist
Ukraine
taz Plan
taz Plan
taz Plan
Sound der Stadt
taz Plan
taz Plan
Musik
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neue Musik aus Berlin: Hundertmal geträumt
Die Pianistin Satoko Fujii bringt mit „Hyaku. One Hundred Dreams“ ihr 100.
Album als Bandleader heraus. Mit dabei: ein Fagott und zwei Schlagzeuge.
Konzertempfehlungen für Berlin: Mit den Augen hören
Die Musik ist diese Woche nicht allein auf akustische Darbietungen fixiert,
Bilder spielen verstärkt bei der Sache mit.
Neue Musik aus Berlin: Kühler Dub, fast gespenstisch
Auf seinem neuen Album „Tempus“ findet der Elektromusiker Pole zu einer
Sprache des Dub, die Zeitwahrnehmung hörbar macht und hartnäckig Sog
erzeugt.
Konzertempfehlungen für Berlin: Im Zeichen des großen X
Hundert Jahre Iannis Xenakis, ein sehr großes Ensemble in kleiner
Spielstätte und folkloristischer Minimalismus stehen diese Woche auf dem
Programm.
Neue Musik aus Berlin: Roboter im Zwiespalt
Michele Pedrazzi arbeitet als Bob Meanza mit elektronischen
Versuchsanordnungen. Sein Album „Quandary“ führt den Zwiespalt des
Unaufgelösten im Titel.
Neue Musik aus Berlin: An Geister herantasten
„Ghosts“, das neue Album des Michael Wollny Trios ist ein geisterhafter
Ritt durch die Spuk-Geschichte, inklusive Horrorklassikern wie „The Wicker
Man“
Iannis Xenakis auf dem Musikfest Berlin: Stochastische Schönheit
Vom Komponisten Iannis Xenakis kamen viele Impulse für spätere Musik. Das
Musikfest Berlin feiert den Pionier mit mehreren Konzerten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.