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# taz.de -- Slowenische Küche: Drei Farben: Gelb
> Von wegen Ćevapčići! Slowenien ist ein Teigland, kulinarisch geprägt von
> italienischen und habsburgischen Einflüssen.
Bild: Ein fetter Quader aus Vanillepudding, darauf eine Schicht Sahne und dann …
Die Broschüre, die ich im Touristenbüro von Koper mitnehme, ist DIN-A4 groß
und hat 30 Seiten. Sie zeigt die regionalen Spezialitäten Sloweniens und
die sind farblich ziemlich warm gehalten: Diverse Schattierungen von Braun,
Beige, Orange finden sich, die alles dominierende Farbe aber ist Gelb. Gelb
wie Sauerkraut, Gelb wie Kartoffeln, Gelb wie Polenta, vor allem aber Gelb
wie Teig, Teig, Teig.
Wer dachte, in Slowenien als Teil Ex-Jugoslawiens gäbe es das, was es
früher „beim Jugoslawen“ gab, also Ćevapčići, Grillfleischberge [1][und
Paprika], glaubt wohl auch, in Hamburg gäbe es Weißwürste zum Frühstück.
Slowenien ist kulinarisch mindestens so stark geprägt durch italienische
und habsburgische Einflüsse und damit ein Teigland. Dieser Teig wird vor
allem in Strudelform (Štruklji) gereicht, was ich auf meiner kleinen
Slowenienreise allerdings verpasst habe, weil ich mich ein wenig freimachen
konnte vom bildungsbürgerlichen Zwang, immer einheimisch, „authentisch“
gar, essen zu müssen, und alle wichtigen Spezialitäten abzuhaken. Es gäbe
eh zu viele.
Was ich probiert und für gut befunden habe: [2][Potica, ein ebenfalls
strudelartiges süßes Festtagsgebäck] aus gefülltem Hefeteig – besonders
interessant die Variante mit Estragon und Frischkäse. Jota, eine deftige
Sauerkrautsuppe mit Bohnen und Kartoffeln. Die Prekmurska Gibanica, die in
mehreren Schichten aus Mohn, Walnuss, Apfel und Quark vier Kuchen in einem
vereint. Die fetttriefende Kranjska Klobasa, eine grobe Brühwurst, die es
in einer Hütte in den Julischen Alpen gab.
Nudeln mit Trüffelsauce, wobei man dazu sagen muss, dass im Erdreich von
Istrien, dessen oberstes Ende die slowenische Riviera bildet, Trüffel
wachsen [3][wie Champignons in Pariser Kellern]. Und mein persönliches
Highlight, ein fetter Quader aus Vanillepudding, darauf eine Schicht Sahne
und dann noch ein hauchdünner, bepuderzuckerter Keks als Deckel: die
Kremšnita, der Name muss nicht übersetzt werden. Natürlich ist sie gelb.
Die 30-Seiten-Broschüre unterstreicht Sloweniens Bemühen, als Top Location
für regionale Küche und Slow (sic!) Food zu gelten, was wiederum Teil der
Gesamtmarketingstrategie ist, das Land als nachhaltiges und grünes
Reiseziel zu etablieren. Alles soll hier wertig sein und ist es auch: In
Sachen Sauberkeit und Durchdesigntheit präsentiert sich Slowenien schon
jetzt wie eine zweite Schweiz am anderen Ende der Alpen.
Zum Schluss noch ein echter Insidertipp, der garantiert in keinem
Reiseführer steht: In Slowenien gibt es nämlich eine Firma für Nüsse, Samen
und getrocknete Früchte, Odlično heißt sie, was „exzellent“ bedeutet. Und
deren „Mix No. 073“, bestehend aus gesalzenen Erdnüssen, Mandeln,
Maiskörnern (!) und getrockneten Physalis (!!!), ist eine Offenbarung im
Nuss-Frucht-Mix-Sektor. Die Packung ist übrigens Türkisgrün.
6 Nov 2022
## LINKS
[1] /Paprika-Aufstrich-Ajvar/!5446634
[2] /Potica-aus-Slowenien/!5418509
[3] /Pilze-zuechten-in-Frankreich/!5879269
## AUTOREN
Michael Brake
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