# taz.de -- Menschenrechte beim Weltklimagipfel: Klimaschutz braucht Demokratie | |
> Nicht nur für den Austragungsort der Fußball-WM, sondern auch für die | |
> jeweiligen Gastgeber des Weltklimagipfels sollte es Mindeststandards | |
> geben. | |
Bild: Plakat mit dem Konterfei des ägyptischen Präsidenten al-Sisi hängt an … | |
Ägyptische Sicherheitskräfte haben einen indischen Klimaaktivisten | |
festgenommen, der in Kairo für [1][mehr Klimaschutz] auf die Straße ging. | |
Ein Vorgang, der zu erwarten war: Seit Jahren geht das Regime von Präsident | |
Abdel Fatah al-Sisi rigoros gegen jene vor, die gesellschaftliche | |
Missstände benennen. | |
Demonstrationen werden verboten, unangenehme Zustandsbeschreibungen als | |
„Falschinformationen“ diskreditiert und kriminalisiert, Wissenschaftler | |
müssen sich eine Genehmigung zur Publikation ihrer Ergebnisse einholen, | |
wenn sie als „politisch“ gelten. Und das sind sie im Umgang mit der Umwelt | |
nun einmal. Human Rights Watch kritisiert ein massives Vorgehen gegen | |
lokale Umweltgruppen, bilanziert mindestens 60.000 politische Gefangene. | |
Anders als beim Austrägerland der aktuellen Fußball-WM redet aber niemand | |
über die Menschenrechtszustände im Gastgeberland der diesjährigen | |
Weltklimakonferenz. | |
Es ist gut und richtig, dass die Klimagipfel über den Planeten „wandern“: | |
Nach einem Industrieland aus Westeuropa oder Nordamerika richtet ein Staat | |
aus Mittel- oder Südamerika den Klimagipfel aus, dann geht es nach Afrika, | |
gefolgt von Asien, bevor ein osteuropäischer oder Nachfolgestaat der | |
Sowjetunion Gipfelgastgeber wird. | |
Dadurch verändern sich die Schwerpunktsetzungen, asiatische Gastgeber heben | |
den Waldschutz auf die COP-Agenda, westliche Staaten die Regeln, die den | |
Klimaschutz weltweit vergleichbar machen, [2][afrikanische Staaten die | |
Anpassung an die Folgen der Klimaerhitzung]. Trotzdem sollte die | |
Klimadiplomatie genau hinsehen, wer den Gipfel austrägt, und | |
Mindeststandards aufstellen, die ein Gastgeber erfüllen muss. | |
Selbst auf dem Klimagipfel in Katar gab es 2012 eine kleine, aber kritische | |
Öffentlichkeit des Gastgeberlandes, die die Verhandlungen begleitete. | |
[3][COP27] wird der erste Gipfel sein, dem dies fehlt. Deshalb sollten sich | |
die Klimadiplomaten dringend auch für die Menschenrechte in Ägypten | |
interessieren. Klimaschutz wird nur funktionieren, wenn er von den | |
Herrschenden nicht kriminalisiert werden kann. | |
4 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Weltweite-Klimaschutzbemuehungen/!5889123 | |
[2] /COP27-in-Aegypten/!5888967 | |
[3] https://unfccc.int/cop27 | |
## AUTOREN | |
Nick Reimer | |
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