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# taz.de -- Iran-Proteste in Berlin: Großes Kräftezeigen der Exilanten
> Im Protestcamp von feminista.berlin laufen Vorbereitungen für die Demo am
> Samstag: 50.000 Iraner*innen werden zur „Freedom Rally“ erwartet.
Bild: Say their names auf Persisch: Jede Menge Schilder nennen die Namen von ge…
Berlin taz | Drei junge Menschen liegen wie tot unter dem Kastanienbaum,
ihre weißen T-Shirts sehen aus wie blutverschmiert. „Blutige“ T-Shirts
hängen auch im Baum und liegen im Laub ringsum. Ein Mann und eine Frau
stehen stumm daneben, schauen den Passant*innen auf der Invalidenstraße
traurig-finster hinterher. „Your silence is Violence“, steht auf dem Schild
zwischen ihnen. Aus einem Lautsprecher tönt „Beyade to“, der Song der
iranischen Revolution, in einer adaptierten deutschen Version.
Vor zehn Tagen hat eine Gruppe von iranischen Studierenden namens
[1][feminista.berlin] ein Zeltlager vor der Parteizentrale der Grünen am
Platz vor dem neuen Tor aufgeschlagen. Seither protestieren sie mit
Kunst-Performances, Plakaten, Reden und Musik gegen die aus ihrer Sicht zu
zaghafte Politik Deutschlands gegenüber dem Mullah-Regime.
„Die Grünen reden immer von Menschenrechten, Außenministerin Annalena
Baerbock hat explizit eine ‚feministische Außenpolitik‘ angekündigt. Aber
sie machen fast nichts“, sagt Setayesh Hadizadeh.
Die 28-jährige Studentin hat feminista.berlin kurz nach Beginn der Proteste
im Iran zusammen mit anderen Aktivist*innen gegründet. Der Name
verweise auf die feministische Seite der Revolution und auf den Femizid an
[2][Mahsa Zhina Amini], mit dem sie begann, erklärt sie. „Es war uns zu
wenig, nur auf Solidaritätsdemos zu gehen. Wir wollten mehr Aufmerksamkeit
für das Thema generieren und auch einen künstlerischen Ausdruck finden für
das, was uns bewegt.“ Angst um Angehörige und Freund*innen, Wut auf das
Regime, das gerade jeden Tag Menschen verletzt, entführt, tötet. Rund 30
bis 40 Aktivist*innen sind sie inzwischen, zu ihren Performances kommen
teilweise mehrere Hundert Besucher*innen. Die [3][Videos auf Instagram]
schneiden feminista-Aktionen mit Bildern aus Iran zusammen.
Am Mittwochnachmittag sind ein paar junge Leute auf der Wiese vor dem
Grünen-Haus damit beschäftigt, Transparente zu bemalen: Vorbereitung für
die Demo am Samstag. Das werde eine „ganz große Sache“, glaubt Hadizadeh �…
und steht damit nicht allein. Alle Iraner*innen, mit denen die taz in den
vergangenen Tagen gesprochen hat, berichten, dass Familienangehörige und
Freunde von überall aus Deutschand, teils sogar aus West-Europa ihren
Besuch angekündigt haben.
Das liegt zum einen am prominenten Initiator der „Freedom rally for Iran“:
Der iranisch-kanadische Aktivist Hamed Esmaeilion, Sprecher der Vereinigung
der Angehörigen von Flug PS752, ist unter Exil-Iraner*innen weltweit
bekannt. Was er auf Social Media mitteilt, wird zigtausendfach geteilt. So
hatte die von ihm mit initiierte [4][Petition an die G7-Führer] mit der
Forderung, iranische Diplomaten auszuweisen, nach vier Tagen mehr als
500.000 Unterschriften und ist damit eine der erfolgreichsten von
Chance.org überhaupt.
## Politische Differenzen spielen derzeit keine Rolle
Die Berliner Demo, zu der Esmaeilion selbst wohl auch kommen wird, hat das
ebenfalls neu gegründete [5][Kollektiv „Women* Life Freedom“] daher mit
50.000 Teilnehmenden angemeldet. „Wir wollen nicht nur zeigen, wie viele
Iraner wir in Europa sind, sondern auch, wie einig wir uns dieses Mal
sind“, sagt Hadizadeh. Anders als bei früheren Protesten spielten
politische Differenzen im Moment keine Rolle. „Alle sagen, dass die
Diktatur weg muss.“
21 Oct 2022
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/feminista.berlin/
[2] /Proteste-in-Iran/!t5884344
[3] https://www.instagram.com/p/CjnMalIM0wI/
[4] https://www.change.org/p/g7-leaders-expel-iran-s-diplomats-demand-that-poli…
[5] https://twitter.com/WomanLifeFreed1
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
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