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# taz.de -- Ausbau des Südschnellwegs in Hannover: Klimaschutz kommt nach der …
> In Hannover soll der Südschnellweg erneuert werden. Seit über einem Jahr
> gibt es Proteste, kurz vor der Landtagswahl immer mehr kritische Stimmen.
Bild: Die Mahnwache des Bündnisses „Leinemasch bleibt“ wächst zu einem kl…
Hannover taz | Auf einer kleinen Grünfläche im Döhrener Maschpark ist am
Sonntagnachmittag reger Betrieb. Trotz des anhaltenden Regens bauen
Aktivist*innen weitere Zelte auf und bereiten Plakate vor. Seit über
einer Woche steht hier im Süden Hannovers die Mahnwache von „Leinemasch
bleibt“ – und entwickelt sich allmählich zu einem kleinen Protestcamp. Das
Bündnis ist Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung und setzt sich seit über
einem Jahr mit Spaziergängen und Demonstrationen [1][gegen die Pläne für
einen massiven Ausbau des Südschnellwegs in der Leinemasch] ein.
Die vierspurige Straße zieht sich über knapp vier Kilometer vom Stadtteil
Ricklingen im Westen durch das Landschaftsschutzgebiet Leinemasch bis zum
Messeschnellweg im den Stadtteil Döhren. 3,8 Kilometer der Strecke sollen
komplett erneuert [2][Für einen Fahrradweg ist dennoch kein Platz
vorgesehen.] werden, darunter mehrere marode Brücken. Geplant ist, die
Straße von rund 14,6 Metern auf 25 Meter zu verbreitern, um neben den
bisher bestehenden Fahrstreifen zwei Seitenstreifen zu bauen.
Insbesondere die marode Brücke an der Hildesheimer Straße muss spätestens
im Jahr 2023 saniert werden, sonst könnte eine Sperrung drohen. Hier soll
zukünftig ein Tunnel den Verkehr unter der Kreuzung hindurchleiten.
Das Großprojekt ist Teil des Bundesverkehrswegeplans. Die für die Umsetzung
zuständige niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
begründet die geplante Verbreiterung mit der verbesserten Sicherheit durch
zusätzliche Seitenstreifen. Der Schnellweg erfülle eine ähnliche Funktion
wie ein Autobahnring in anderen Städten. Mehrere Eilanträge gegen das
Bauprojekt hatte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg mit Hinweis auf die
verbesserte Sicherheit abgewiesen.
## Der Ausbau torpediere alle Klimaziele, sagen die Gegner
Die Verbreiterung torpediere alle Klimaziele und die Verkehrswende, hält
Julia Förster von „Leinemasch bleibt“ dagegen. Die Initiative kritisiert,
dass das Projekt für ein Verkehrsaufkommen geplant sei, das es aufgrund der
beschlossenen Maßnahmen zur Klimaneutralität in zehn Jahren gar nicht mehr
geben werde. Zusätzlich befürchtet das Bündnis, dass durch den Lärm der
Großbaustelle die Nutzung der Kiesteiche als Naherholungsgebiet über Jahre
nicht möglich sein wird.
Mindestens 80 Bäume sollen dem Projekt zum Opfer fallen. Am 4. Oktober
beginnt die Rodungssaison. Insgesamt 13 Hektar Grünflächen soll das Projekt
in Anspruch nehmen, von denen neun Hektar allerdings lediglich für den Bau
genutzt werden.
Kurz vor der Landtagswahl werden kritische Stimmen aus der Politik immer
lauter. Der Präsident der Region Hannover Steffen Krach (SPD), dessen
Behörde für den Planfeststellungsbeschluss verantwortlich ist, hat
gefordert, die Umsetzung der Baumaßnahmen bis nach der Landtagswahl zu
verschieben. Der taz sagte Krach: „Ich habe gesagt, es ist jetzt nicht der
Zeitpunkt, um Fakten zu schaffen. Wenn jedoch Anfang Oktober im großen Stil
die Rodungen beginnen, wären Fakten geschaffen.“ Er sei der Auffassung,
dass man zwar die Brückensanierung schnell machen müsse, die geplante
Verbreiterung sei jedoch zu überdenken.
## Auch Grüne wollen nach der Wahl neu reden
Julia Willie Hamburg, Spitzenkandidatin der niedersächsischen Grünen zur
Landtagswahl, begrüßt die Forderung des Regionspräsidenten, denn die neu
gewählte Landesregierung könne die Situation nach der Wahl anders bewerten.
Die Grünen lehnen die Verbreiterung der Straße ab, denn „eine solche
Mammutstraße wird für mehr Verkehr sorgen und damit noch mehr
klimaschädliche CO2-Emissionen freisetzen“, sagte Hamburg der taz. Auch die
Grünen wollen vorerst lediglich die dringend zu sanierende Brücke durch den
Tunnel ersetzen.
Für das größte Ausschreibungslos des Südschnellwegs hatte das Land bisher
360 Millionen Euro eingeplant. Die Angebote, die [3][aus Sicht der Behörde
infrage kommen], beginnen laut der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung
allerdings erst bei knapp 400 Millionen Euro. Die Straßenbaubehörde
kündigte bereits an, dass wegen des Krieges in der Ukraine mit einer
erheblichen Kostensteigerung zu rechnen sei.
Auch die Gruppe „Ende Gelände Hannover“ setzt sich gegen den Ausbau des
Südschnellwegs ein. „Ende Gelände“, sonst bekannt durch Aktionen des
zivilen Ungehorsams gegen Kohleinfrastruktur und die Kämpfe um den
Hambacher Forst im Rheinland, hatte im Juli bereits einige Bäume in der
Leinemasch Probe besetzt. „Wir fordern eine sozial gerechte Mobilitätswende
und das heißt der Stopp des Ausbaus, und zwar vorgestern“, teilt die Gruppe
der taz mit. Es brauche einen sofortigen Rodungsstopp, um der
Klimakatastrophe etwas entgegenzusetzen. Die Probebesetzung will Ende
Gelände als Kampfansage verstanden wissen.
4 Oct 2022
## LINKS
[1] /Protest-gegen-Strassenausbau-in-Hannover/!5791660
[2] /Hannovers-Strassenplanung-ohne-Fahrraeder/!5720606
[3] /Aerger-um-Vergabeverfahren/!5876434
## AUTOREN
David Speier
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