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# taz.de -- Ärger um Vergabeverfahren: Der alte Mann und die Wut
> Er ist der J.R. Ewing Hannovers: Der Bauunternehmer Günter Papenburg.
> Jetzt ist er auf höchst unterhaltsame Weise mit der Politik aneinander
> gestoßen.
Bild: Der Baulöwe ist beleidigt, weil er am umstrittenen Südschnellweg nicht …
Man kann über alte weiße Männer ja schimpfen wie man will, wenigstens sind
sie unterhaltsam, finde ich. Vor allem in der Ausführung mit galoppierendem
Altersstarrsinn, die in Hannover gerade Konjunktur zu haben scheint.
Da haben zuletzt [1][Gerhard Schröder] (SPD) und [2][Martin Kind] (Hannover
96) sehr hübsch performt, jetzt versucht sich der Bauunternehmer Günter
Papenburg (83, nicht mehr CDU) darin. Und eines muss man neidlos
anerkennen: Der alte Mann entwickelt damit im Alleingang mehr
Unterhaltungswert als der gesamte bisherige Landtagswahlkampf.
[3][Günter Papenburg ist das, was man einen „Baulöwen“ nennt] und benimmt
sich wirklich ganz, ganz genauso. Zu seinem 80. Geburtstag kaufte er sich
ein Ständchen und ein Bussi von Helene Fischer. Gefeiert wurde in der
ZAG-Arena, Hannovers größter und defizitärster „Eventhalle“, die Papenbu…
selbst zu Expo-Zeiten hinklotzen ließ.
Papenburg, der Anfang der 60er-Jahre mit einem Transportunternehmen
startete und dann am Bau und in artverwandten Branchen groß wurde, hat zu
Wendezeiten volkseigene Betriebe aufgekauft, mit Gerhard Schröder den
Ostblock bereist, als Investor, Teilhaber und Sponsor immer mal wieder für
Schlagzeilen und spektakuläre Gerichtsverfahren gesorgt.
Das Firmenkonglomerat unter seinem Namen führt er mittlerweile zusammen mit
seinen Kindern, aber immer noch selbst. Kurzum: Wenn er Russe wäre, würde
man ihn einen Oligarchen nennen, wenn er Araber wäre, ein Clanoberhaupt,
aber hier beschränkt man sich auf Umschreibungen wie „hemdärmliger“,
„robuster“, „streitbarer“ Familienunternehmer.
## Weil der Minister spurt, tritt er aus der CDU aus
Als solcher hat er sich nun furchtbar darüber aufgeregt, dass er bei der
Ausschreibung des mindestens ebenso umstrittenen Südschnellweges nicht zum
Zuge kam. Und wie man das in seiner Welt wohl so macht, hat er dann eben
böse Briefe an den Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) geschrieben.
Als der auch noch die Frechheit besaß, ihn nicht einmal anhören zu wollen,
gab Papenburg nach eigenen Angaben sein CDU-Parteibuch zurück, drohte, sein
Unternehmen aus Niedersachsen abzuziehen und [4][steckte das Ganze brühwarm
der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ)] – der rein zufällig auch noch
der gesammelte Schriftverkehr vorliegt.
Das Wirtschaftsministerium verweist nun darauf, dass so eine EU-weite
Ausschreibung ja ein streng geregeltes, formales Verfahren ist, auf das man
keinen Einfluss nehmen dürfe.
Auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und die Bundesbauministerin Klara
Geywitz (SPD) reagierten wohl „schmallippig“, wie die HAZ notierte, als
Papenburg sie anlässlich eines Wahlkampfbesuchs in seiner Firma damit
konfrontierte, dass er die benötigten Tunnel doch viel günstiger bauen
könnte als die vermaledeiten Österreicher, die sich sonst noch auf die
Ausschreibung beworben hätten.
Dabei fiel auch mein Lieblingssatz in dieser Affäre: „In Bayern wäre das
nicht passiert“ soll Papenburg gesagt haben. Ach ja, Bayern: Wo
Vetternwirtschaft und Korruption noch funktionieren. Geh doch nach Süden,
möchte man ihm zurufen. Aber dann wird es hier ja langweilig.
11 Sep 2022
## LINKS
[1] /Entscheidung-im-SPD-Ordnungsverfahren/!5872870
[2] /Vor-dem-Prozess-Martin-Kind-vs-Verein/!5871667
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Papenburg
[4] https://www.haz.de/lokales/hannover/aerger-um-suedschnellweg-guenter-papenb…
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
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