# taz.de -- Trotz globaler Hungerkrise: Russland will Exportzoll auf Dünger | |
> Der Kreml plant, Ausfuhren von Dünger durch eine Abgabe zu erschweren. | |
> Dabei beklagt Putin, westliche Sanktionen würden die Exporte beschneiden. | |
Bild: Knapp und teuer: Säcke mit Düngemittel | |
BERLIN taz | Nachdem Russland Behinderungen seines Düngemittel-Exports | |
durch den Westen beklagt hatte, will es nun diese Ausfuhren mit Zöllen | |
verteuern. Der Exportzoll auf Düngemittel solle dem russischen Haushalt | |
Zusatzeinnahmen von 105 Milliarden Rubel (1,75 Milliarden Euro) pro Jahr | |
sichern, schrieb die russische Tageszeitung Kommersant am Mittwoch. | |
Russland ist einer der größten Düngemittel-Produzenten. | |
Der Vorschlag für den Exportzoll stammt aus dem Moskauer Finanzministerium | |
und soll dem Bericht zufolge in dieser Woche bei einer Regierungssitzung | |
unter Leitung des stellvertretenden Regierungschefs Andrej Beloussow | |
beraten werden. „Die Entscheidung darüber ist praktisch getroffen, jetzt | |
wird über den konkreten Zollsatz verhandelt“, berichtete das Blatt unter | |
Berufung auf Regierungskreise. | |
Dünger sind derzeit knapp und teuer – nicht zuletzt durch die Gaskrise, | |
denn Erdgas ist Rohmaterial für viele Düngemittel. Gleichzeitig [1][spitzt | |
sich eine globale Hungerkrise zu]. | |
Schon seit Monaten erschwert Russland seine Exporte von Weizen durch eine | |
Ausfuhrsteuer. Dennoch stellte Präsident Wladimir Putin vor Kurzem sogar | |
sein Abkommen mit der Regierung in Kiew infrage, in dem er erstmals seit | |
Kriegsbeginn Schiffslieferungen von Agrargütern aus ukrainischen Seehäfen | |
erlaubt hatte. Denn der Westen habe Russland betrogen, unter anderem weil | |
er immer noch die russischen Exporte von Dünge- und Lebensmitteln | |
behindere. | |
## Vereinte Nationen wollen vermitteln | |
Die [2][EU-Kommission erklärte] daraufhin, die Sanktionen zielten „in | |
keiner Weise“ auf den Handel mit russischem Weizen und Dünger sowie anderen | |
Agrarprodukten zwischen Drittstaaten und Russland ab. Es würden auch | |
ausreichende Zahlungskanäle offenbleiben. Dennoch zögern viele Händler, | |
Reedereien und Versicherer ExpertInnen zufolge, solche Produkte in Russland | |
zu kaufen, da sie die Lage nach dem Überfall auf die Ukraine allgemein als | |
unsicher einstufen. | |
Die Vereinten Nationen wollen nun laut Nachrichtenagentur [3][Reuters] eine | |
Vereinbarung zwischen der Ukraine und Russland vermitteln, damit russisches | |
Ammoniakgas wieder durch eine Pipeline an die ukrainische Grenze gepumpt | |
werden kann. Dort würde der Grundstoff für die Düngerproduktion von einem | |
US-Unternehmen übernommen werden. (mit dpa) | |
14 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Weltweite-Hungerkrise/!5864122 | |
[2] /Getreideexporte-der-Ukraine/!5880891 | |
[3] https://www.reuters.com/markets/commodities/un-proposed-ammonia-deal-ukrain… | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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